Player Profiles (#1038): Derek Gillespie

Wer die offizielle Homepage von Derek Gillespie besucht, bekommt ein Begrüßungsbild und die Aussage “Please come back soon” geboten. Ein treffenderes Bild kann man für die Karriere des kanadischen Golfers nicht zeigen: Mit hohen Ambitionen gestartet, aber dann doch nur auf der Stelle getreten.

Seit er im Jahr 2000 mit 22 Jahren ins Profilager gewechselt ist, galt Derek Gillespie als der nächste große kanadische Golfer: Wenn Mike Weir das kanadische Gegenstück zu Bernhard Langer ist, war Gillespie der Martin Kaymer der Ahornblätter. Doch das war einml. Wenn man nach der aktuellen Weltrangliste geht, sind selbst im Golf-Entwicklungsland Kanada mittlerweile 23 Einheimische besser als er. Dabei fing alles so vielversprechend an – obwohl er ein Spätstarter war.

Wie jeder echte Kanadier hatte Derek Gillespie mit Golf nichts am Hut. Seit er vier Jahre alt war, gehörte seine Leidenschaft im Winter dem Eishockey und im Sommer dem Lacrosse. Doch mit zwölf Jahren machte sein Körper nicht mehr mit. Als er sich zum zweiten Mal das Schlüsselbein brach, nahm ihn sein Vater mit auf die Driving Range und Gillespie stellte fest, dass dieser Sport seiner Mentalität viel eher lag: “Beim Eishockey war ich immer sehr eigensinnig, weil ich es geliebt habe, Tore zu erzielen.” Von da an legte er eine bemerkenswert steile Karriere mit zahlreichen Siegen in Junioren-Turnieren hin. Eine gute Vorstellung beim U.S. Junior Amateur (er schaffte es bis ins Halbfinale) brachte Gillespie auf die Wunschliste zahlreicher amerikanischer Colleges und schließig mit einem Stipendium an die für ihr Golfprogramm gerühmte Universität von Arizona.

Seine Zeit als Teamkollege von Rory Sabbatini und Rickey Barnes half ihm sportlich voran – er wurde zwei Mal unter die besten College-Golfer der USA gewählt und landete in der Golf Hall of Fame seiner Uni – zeigte aber auch einen Schwachpunkt auf: seine Arbeitsethik. “Das waren die besten vier Jahre meines Lebens”, erinnerte er sich 2002 in einem Interview. “Ich habe das ganze Jahr über in einem guten Team gespielt, Runden mit Ehemaligen gedreht, die jetzt auf der PGA Tour sind, und die Frauen…die Frauen waren unschlagbar.” Auch in den ersten Jahren seiner Karriere ließ er sich gerne von den Attraktionen abseits des Golfplatzes ablenken und war nach durchzechten Nächten meist erst nachmittags zum Training bereit. Der Tiefpunkt war bei der Canadian Open im Jahr 2001 erreicht, als er nach einem Handgemenge in einer Bar mit einem blauen Auge an den Abschlag kam.

Ein Jahr zuvor schien bei eben diesem Turnier sein Stern endgültig aufzugehen. Frisch von der Uni bekam er eine Sponsoreneinladung zum heimatlichen PGA-Tour-Event und wurde in seinem ersten Start als Profi gleich bester Kanadier – vor seinem berühmten Landsmann Mike Weir. Kurz danach sicherte er sich als Zweiter der Q-School die Karte für die drittklassige Canadian Tour. Doch als es darauf ankam, sich für die große Schleife zu qualifizieren, versagten die Nerven. Bereits in der ersten Stufe der Q-School fehlte ihm ein Schlag zum Weiterkommen, was ihn damals sehr wurmte. “Ich dachte ich komme aus der Schule und schaffe es sofort durch die Qualifying School”, trauerte Gillespie, machte sich aber noch keine großen Sorgen um seine Zukunft. Seine Argumentation: Schließlich spielte auch Weir fünf Jahre auf der Canadian Tour bis er mit 27 endlich den Sprung auf die PGA Tour schaffte. Das war vor zehn Jahren. Heute ist Derek Gillespie 31 und hat es immer noch nicht aus Kanada heraus geschafft. Selbst der Sprung auf die Nationwide Tour, in die zweite Liga, blieb ihm verwehrt. Und die Motivation sank mit jedem weiteren Jahr auf der Canadian Tour.

Hatte er ein gutes Jahr, fuhr er wieder voller Hoffnung zur Q-School, doch kaum wurden sie enttäuscht, wurde er so frustriert, dass er im kommenden Jahr auch auf der Canadian Tour schwächelte. Und mit jedem weiteren Jahr sank der Mut. “Ich bin noch jung, ich mache mir keine Gedanken über die Zukunft”, diktierte er 2004 noch Journalisten ins Mikro. 2008 hörte sich das ganz anders an: “Ich bin jetzt 29 Jahre und gebe dem Golf noch ein paar Jahre bevor ich mich nach etwas anderem umsehe.” Ein Jahr später durfte Derek Gillespie dann aber doch den größten Preisgeld-Scheck seiner Karriere einstreichen – allerdings nur zur Hälfte für seine golferischen Leistungen.

In der elften Staffel der Golf-Reality-Show The Big Break des amerikanischen Golf-Channels sicherte er sich den Sieg und strich 100.000 Dollar Preisgeld ein. Seine golferische Entwicklung hat es jedoch nicht nach vorne gebracht. Lediglich ein Mal landete er 2009 auf der Canadian Tour in den Top 10 und es ist schwer vorstellbar, dass es Derek Gillespie noch einmal gelingen wird, das Schiff zu richten. So wird er wohl wie so viele hoffnungsvolle Spieler am Ende einsehen müssen, dass nur die wenigsten, die eine Menge Talent in die Wiege gelegt bekommen haben, im Golfsport auch den Durchbruch schaffen.

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