Am 15.Juni beginnt mit der British Amateur Championship im Formby Golf Club eines der wichtigsten Amateur-Turniere der Welt. Wer hier gewinnt, gilt als eines der hoffnungsvollsten Talente des Golfsports. Doch nicht immer geht diese Gleichung auf, wie die Ergebnisse der letzten 25 Jahre zeigen. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, die Gewinner und Zweitplatzierten herauszusuchen, und nachzuschauen welchen Weg ihre Karriere genommen hat. Das erstaunliche Ergebnis: lediglich drei Weltstars und eine Handvoll Tourpros, die gut vom Golfsport leben können, produzierte die British Amateur in dieser Zeit.
(Ursprünglich wollte ich auch die US Amateur hinzunehmen, aber da bereits diese Recherche einige Tage in Anspruch nahm, spare ich mir die für einen eigenen Artikel auf.)
2008 Reinier Saxton vs. Tommy Fleetwood 3 & 2
Der Holländer Saxton hat bisher noch nicht den Wechsel ins Profilager gewagt. Bei seinen bisherigen Profi-Auftritten verpasste er drei Mal den Cut. Erst beim Memorial gelang ihm erstmals der Sprung ins Wochenende.
Sein Gegner Fleetwood hat gerade erst seinen 18. Geburtstag gefeiert und hofft auf eine Teilnahme am Walker Cup, da auch er noch weiterhin als Amateur antritt.
2007 Drew Weaver vs. Tim Stewart 2 & 1
Der Amerikaner Drew Weaver ist im letzten Jahr am College der Virginia Tech und damit noch Amateur. Dennoch gelang ihm dieses Jahr die Qualifikation für die US Open.
Der unterlegene Stewart gab im letzten November seinen Wechsel ins Profilager bekannt. Derzeit spielt er auf der Asian Tour, wo sein bestes Ergebnis ein 6.Platz war. Aber immerhin gelang ihm die Qualifikation für die diesjährige Open Championship.
2006 Julien Guerrier vs. Adam Gee 4 & 3
Der Franzose Guerrier kämpft momentan auf der Challenge Tour, wo er derzeit Platz 11 im Ranking belegt und bereits jetzt mehr Geld gewann als insgesamt in seiner bisherigen Profikarriere.
Auch Verlierer Gee, der 2006 unmittelbar nach dem Turnier Profi wurde, ist noch nicht über die Challenge Tour hinaus gekommen, wo er bisher noch nie unter den ersten 50 im Jahresranking abschloss. Bei einem Abstecher zur European Tour belegte er aber immehin Platz 4 bei der Russian Open, was ihm 75000 Euro einbrachte.
2005 Brian McElhinney vs. John Gallagher 5 & 4
2006 wechselte der heute 27-jährige McElhinney nach dem Masters ins Profilager, wo er seither auf der drittklassigen EuroPro Tour um Anschluss ringt. Dort spielt auch sein damaliger Gegner, der jedoch erst dieses Jahr den Amateurstatus ablegte.
2004 Stuart Wilson vs. Lee Corfield 4 & 3
Der Schotte Wilson war bereits Pro, entschloss sich dann aber bald, lieber zu Ende zu studieren und erhielt den Amateurstatus zurück. Mittlerweile ist
ist er zum Chef-Sichter des schottischen Golfverbandes berufen worden.
Gegner Corfield spielt derzeit auf der EPD Tour, wo er kürzlich die Sempachersee Classic 2009 gewann und hofft, auf die Challenge Tour zurückzukehren, die er 2008 wegen Erfolglosigkeit verlassen musste.
2003 Gary Wolstenholme vs. Raphael De Sousa 6 & 5
Der 49-jährige Wolstenholme, der bereits 1991 die British Amateur gewann und 1995 Tiger Woods im Walker Cuo besiegte, wurde erst im vergangenen Jahr Pro um ab nächstes Jahr auf der Senior Tour spielen zu können.
Der Schweizer De Sousa wurde bereits 2006 Profi, wartet aber immer noch auf den Durchbruch. 2008 schaffte er fast die Qualifikation für die European Tour, wurde am Ende aber doch nur 22. im Challenge-Tour-Ranking, wo er dieses Jahr jedoch weit abgeschlagen liegt.
2002 Alejandro Larrazabal vs. Martin Sell 1 up
Nicht nur, dass Alejandro Larrazabal es nicht an die Spitze des Profigolfs geschafft hat – zuletzt ward er auf der spanischen Satellite-Tour gesehen – er ist nicht mal der beste Golfer in seiner Familie. Sein jüngerer Bruder Pablo hat immerhin schon einen European Tour Sieg in der Tasche.
Der Unterlegene Martin Sell ist derzeit auf den drittklassigen Jamega und EuroPro Touren unterwegs, wo er immerhin schon drei Top Tens diese Saison hat und zumindest auf Kurs Challenge Tour ist.
2001 Michael Hoey vs. Ian Campbell 1 up
Der Nordire Hoey wurde nach dem Masters 2002 Pro, scheiterte dann aber drei Mal in der Qualifying School zur European Tour. 2005 gewann er die Tourkarte – nur um sie gleich wieder los zu werden. Im letzten Jahr hat er zum zweiten Mal die Mühle Qualifying School überlebt. Dieses Mal wird er jedoch länger als ein Jahr bleiben, denn mit dem Gewinn der Estorial Open de Portugal erhielt er eine zweijährige Exemption.
Auch sein Gegner Campbell wechselte 2002 ins Profilager, der Erfolg blieb allerdings aus. Wo er gerade spielt, war nicht hundertprozentig herauszufinden. Es könnte sein, dass er mittlerweile Head Pro in Großbritannien wurde und dort auf der PGA South spielt.
2000 Mikko Ilonen vs. Christian Reimbold 2 & 1
Der Finne Ilonen wartete wie so viele vor und nach ihm noch die Masters-Teilnahme ab bis er danach, 2001, den Amateurstatus ablegte. Bei der Open Championship machte er noch im gleichen Jahr mit einem sensationellen 9. Platz auf sich aufmerksam, musste aber dennoch ständig um seine Tourkarte kämpfen, die er 2005 verlor. 2007 gelang ihm jedoch der Durchbruch. Erst gewann er die Indonesian Open und dann verhinderte er beim Scandinavian Masters den ersten Toursieg von Martin Kaymer.
Dessen Landsmann Christian Reimbold entschloss sich erst 2003 Profi zu werden, hat bisher aber den Anschluss verpasst. Seit 2003 kämpft er auf der Challenge Tour, wo er 2005 als 59. der Rangliste noch sein bestes Jahr hatte.
1999 Graeme Storm vs. Aran Wainwright 7 & 6
Seit 2000 versucht Storm als Profi mit dem Golfsport Geld zu verdienen. Er holte schnell die Tourkarte, verlor sie aber sofort wieder und finanzierte seinen Sport – laut Wikipedia – mit einem Job in einer Kuchenfabrik. Als 4. der Challenge Tour holte er sich 2005 die Karte für die European Tour zurück und gab sie auch nicht wieder ab. Seit er 2007 mit der Open de France sein erstes European-Tour-Turnier gewann, ist das Leben deutlich einfacher geworden.
Nicht so für seinen Landsmann Aron Wainwright, der sich wie so viele auf der EuroPro Tour abkämpft und vereinzelt über Einladungen an Challenge Tour Events teilnimmt.
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1998 Sergio García vs. Craig Williams 7 & 6
Von einer Karriere wie Sergio Garcia können die meisten British Amateur Champions nur träumen. Beispielsweise der unterlegene Craig Williams. Auch der Waliser, der 2001 Profi wurde, sucht auf der EuroPro nach Anschluss.
1997 Craig Watson vs. Trevor Immelman 3 & 2
Hier legte tatsächlich mal der Unterlegene die größere Karriere hin. Der Südafrikaner Immelman gewann u.a. das Masters. Der siegreiche Craig Watson hingegen ist bis heute seinem Amateurstatus treu geblieben.
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1996 Warren Bladon vs. Roger Beames 1 up
Der Engländer Bladon spielt nicht nur auf der EuroPro Tour, als letzte Hoffnung auf den Durchbruch als Pro machte der 39-Jährige sogar als Kandidat in der Reality-Show “Big Break IV” des Golf Channels mit.
Auch der Unterlegene Beames hat einen bizarren Eintrag in seiner Vita. Er war 2002 und 2003 World Ice Golf Champion.
1995 Gordon Sherry vs. Michael Reynard 7 & 6
Der Schotte Sherry kann immerhin von sich behaupten, Tiger Woods geschlagen zu haben. Bei der Teilnahme an der Open Championship in St. Andrews ließ er als 40. den damaligen US Amateur Champion hinter sich. Seine Karriere als Pro war dennoch nicht von Erfolg gekrönt. Mittlerweile verdient er sein Geld als Teaching Pro, und ab einer Gage von 600 Pfund kann man ihn als Redner bei einem Gala-Dinner engagieren. Sein Gegner Reynard verschwand völlig in der Versenkung.
1994 Lee James vs. Gordon Sherry 2 & 1
Lee James machte gerade wieder auf sich aufmerksam als er unserem Florian Fritsch den ersten Sieg auf der Challenge Tour raubte. Dort siegte der Engländer, der 1995 ins Profilager wechselte, bereits zum fünften Mal. Drei davon kamen 2002 als er die Challenge Tour gewann und auf die European Tour kam. Doch dort kam er nicht zurecht und fand sich ein Jahr später erneut in der zweiten Liga wieder. Das gleiche Spiel wiederholte sich 2006/2007 und auch die per Q-School erreichte European-Tour-Saison 2008 war nicht von Erfolg gekrönt.
1993 Iain Pyman vs. Paul Page 37 holes
Der Engländer Pyman wurde 1994 gleich Pro und hatte eine ähnliche Karriere wie so viele vor ihm. Immer mal wieder gelang ihm über die Challenge Tour der Sprung auf die große Tour, doch die Tourkarte ging ihm genauso schnell abhanden. Immerhin hat er acht Siege auf der Challenge Tour zu Buche stehen, den letzten 2008, und mit einer Kategorie-12-Exemption kann der 36-Jährige auch 2009 noch in etliche Events der European Tour kommen, wo er derzeit auf Platz 232 der Order of Merit liegt.
Auch der Unterlegene Page wurde 1995 Profi, die Ergebnisse ließen jedoch zu wünschen übrig, so dass er mittlerweile als Teaching Pro arbeitet. Eines kann ihm jedoch keiner nehmen: Bei der US Amateur Championship 1993 siegte er gegen Tiger Woods.
1992 Stephen Dundas vs. Bradley Dredge 7 & 6
Nachdem er die British Amateur gewann, verschwand Stephen Dundas erst einmal vom Raderschirm. Statt Playing Pro wurde er Teaching Pro, u.a. an der Bernard Gallagher Golf Academy. Derzeit arbeitet er als Nationaltrainer Russlands.
Der Unterlegene Bradley Dredge legte hingegen eine beachtliche Karriere hin, seit er 1996 den Amateurstatus ablegte. 1998 qualifizierte er sich als 15. der Challenge Tour für die European Tour, doch erst bei seinem zweiten Anlauf im Jahr 2000 setzte er sich dort durch. 2003 gewann er mit der Madeira Island Open seinen ersten Titel, sein prestigeträchtigster Sieg gelang ihm 2006 mit dem Omega European Masters.
1991 Gary Wolstenholme vs. Bob May 8 & 6
Der gegen Dauer-Amateur Wolstenholme unterlegene Amerikaner Bob May wechselte 1991 nach dem Walker Cup ins Profilager. Seit 1994 spielte er auf der PGA Tour, wo er 2000 einen legendären Auftritt hatte, als er bei der PGA Championship in einem nicht enden wollenden Playoff Tiger Woods unterlag. Seinen einzigen Sieg feierte er 1999 auf der European Tour mit dem British Masters. Durch Verletzungen zurück geworfen, verlor er 2007 seine PGA-Tour-Card und spielt hauptsächlich auf der Nationwide Tour.
1990 Rolf Muntz vs. Michael Macara 7 & 6
Der Holländer Muntz beschloss 1993 Profi zu werden und schaffte zwei Jahre später den Sprung auf die European Tour, wo ihm 2000 mit dem Sieg bei der Qatar Masters sein größter Erfolg gelang. 2005 verlor er seine volle Karte jedoch. Seither wechselt er zwischen European Tour (wenn er Einladungen erhält), Challenge Tour und Canadian Tour.
Sein Rivale, der Waliser Macara wurde hingegen Club Pro und tauchte lediglich bei einigen PGA Wettstreiten sowie in Qualifikationsturnieren für die Open Championship auf.
1989 Stephen Dodd vs. Craig Cassells 5 & 3
Der Waliser Dodd wechselte nach dem Masters 1990 ins Profilager. Erst fünf Jahre später schaffte er es zum ersten Mal auf die European Tour, doch am Ende jeder Saison stand er so schlecht da, dass er wieder und wieder durch die Q-School musste. Erst 2001 konnte er erstmals seinen Status verteidigen. 2005 wurde es für den heute 42-Jährigen etwas entspannter als er die China Open und die Irish Open gewann und 17. in der Order of Merit wurde. Auch 2009 liegt er als 25. wieder gut im Rennen.
Der Unterlegene Cassels verdient sein Geld mittlerweile als Club Pro.
1988 Christian Härdin vs. Ben Fouchee 1 up
Der Schwede Hardin suchte sein Glück als Teaching Pro und arbeitet seit Jahren im Barsebäck Golf & Country Club.
Der unterlegene Südafrikaner Fouchee wurde 1988 Pro und spielte bis 1996 auf der Sunshine Tour. Danach wurde er Teaching Pro und gründete seine eigene Golf Akademie.
1987 Paul Mayo vs. Peter McEvoy 3 & 1
Der Waliser Mayo wurde nach dem Masters 1988 Pro und fand sich bereits 1989 auf der European Tour wieder. Der richtige Durchbruch gelang ihm allerdings nie, 1992 musste er sogar zurück auf die Challenge Tour. Mittlerweile ist er Head Pro im Newport Colf Club.
McEvoy war bereits 1977 und 1978 Sieger der Amateur Championship und später mehrfach Kapitän den britisch-irischen Walker Cup Teams. Eine Karriere als Pro schlug er nie ein, dafür machte er sich einen Namen als Golfplatz-Designer.
1986 David Curry vs. Geoff Birtwell 11 & 9
Curry enschied sich 1988 Pro zu werden. Vier Jahre später fand er sich auf der European Tour wieder, doch eine schwere Verletzung warf seine Karriere 1994 zurück. Zwar biss er sich so durch, dass er seine Tourkarte behielt, doch zwei Jahre später war seine Zeit als European-Tour-Pro vorbei.
Sein Gegner Birtwell befand sich 1986 schon in der Spätphase seiner Karriere, hatte er 1970 und 1973 doch schon die Lytham Trophy gewonnen. Sein Finaleinzug war wohl der Tatsache zu Schulden, dass das Turnier auf seinem Heimatplatz statt fand. Natürlich blieb er auch danach noch weiter Amateur.
1985 Garth McGimpsey vs. Graham Homewood 8 & 7
McGimpsey blieb sein Leben lang Amateur und führte mehrere Male das britisch-irländische Walker-Cup-Team als Kapitän an. Auch sein Rivale Homewood wagte nicht den Sprung ins Profilager.
1984 José María Olazábal vs. Colin Montgomerie 5 & 4
Aus heutiger Sicht das wohl gehaltvollste British Amateur Finale aller Zeiten, denn sowohl Olazabal als auch Montgomerie wurden Weltstars.