Vor knapp einem Monat war für Elliot Saltman die Welt noch in Ordnung. Gemeinsam mit Bruder Lloyd hatte er über die Q-School seine Karte für die European Tour gewonnen. Doch dann sickerte durch, dass eine dunkle Wolke über dem 28-Jährigen hängt: Saltman wurde im September 2010 beim russischen Challenge-Tour-Event disqualifiziert. So weit nichts ungewöhnliches, doch die Umstände waren unangenehm: seine Spielpartner hatten ihn des Betrugs bezichtigt.
Elliot Saltman soll auf dem Grün diverse Male seinen Ball falsch markiert haben. Beim Aufnehmen des Balls habe er die Marke schräg neben dem Ball platziert, beim wieder hinlegen den Ball jedoch direkt davor. Auf diese Weise hätte er 1-2 Zentimeter Distanz geschunden. In einer Sportart, die sich selbst diszipliniert ein schändliches Vergehen. Die European Tour kündigte an, die Vorgänge zu untersuchen und ließ zu diesem Zweck Saltmans damalige Spielpartner Stuart Davies und Marcus Higley eigens nach Abu Dhabi einfliegen, wo man heute über das Schicksal von Elliot Saltman beriet, der öffentlich bereits seine Schuld abgestritten hatte und einzig bedauerte damals nicht heftiger gegen seine Disqualifikation protestiert zu haben.
Nun ist das Urteil gefällt und es ist nicht nur für Elliot Saltman sondern für die gesamte Golfszene ein Schock. Laut dem Guardian wird Saltman für drei Monate vom professionellen Golfsport gesperrt, eine offizielle Verkündung soll morgen vormittag erfolgen. Nun sind drei Monate Sperre schlimm genug, gerade für einen Spieler, der seine Karte über die Q-School erhalten hat und ohnehin Probleme bekommt, genügend Starts zusammenzubekommen um die Karte zu verteidigen. Viel schlimmer sind jedoch die Konsequenzen, die Saltman für den Rest seiner Karriere zu tragen hat. Wer im Profigolf einmal das Etikett eines Betrügers hat, wird dies in Zukunft nicht so schnell ablegen können. Und auch wenn es offiziell nur drei Monate sind, für Saltman könnte es ein Karrierekiller sein.
Denn schließlich geschieht eine solche Sperre nicht alle Tage. Die PGA Tour hält solche Urteile unter Verschluss weil sie die Publicity fürchtet. Die European Tour geht offener damit um, dennoch ist es in den 38 Jahren Tourgeschichte erst drei Mal geschehen, dass eine Sperre gegen einen Spieler ausgesprochen wurde. Als erstes erwischte es 1985 David Robertson. Bei einer Qualifikation für die Open Championship wurde er des gleichen Vergehens bezichtigt wie jetzt Elliot Saltman – mit einem Unterschied. Er rannte voraus und markierte den Ball auf dem Grün bis zu 7 Meter näher ans Loch. Die konsequente Strafe: 20.000 Pfund Bußgeld und 20 Jahre Sperre. Sieben Jahre später erwischte es den Schweden Johan Tumba während der Qualifying School. Er änderte auf seiner Scorekarte nachträglich zwei Fünfen in zwei Vierer und hätte mit dem Betrug den Sprung auf die European Tour geschafft. Doch der Schwindel flog auf und Tumba erhielt eine zehnjährige Sperre.
Verglichen damit fiel die Suspendierung für Saltman noch gering aus, der Imageschaden ist jedoch mindestens genauso groß. Denn erstmals erwischte es einen Spieler, der aktuell eine Spielberechtigung in der höchsten Klasse des europäischen Golfsports hat. Zwar ist das Urteil noch nicht rechtskräftig, Saltman hat 28 Tage Zeit um Einspruch zu erheben, doch es kann weder in seinem Interesse noch in dem der European Tour sein das Ganze in die Länge zu ziehen. Denn mit dem heutigen Urteil hat der Schotte ein für alle Mal seine Unschuld verloren, egal ob er noch eine Abmilderung seiner Sperre erreicht. Der Golfsport hingegen hat ein eindeutiges Signal gesendet, dass absichtliches Betrügen – und sei es nur um ein paar Zentimeter – nicht toleriert wird.
Zum Folgeartikel über den finanziellen Schaden, der Saltman durch die Sperre entsteht