Ich liebe Ranglisten von Golfplätzen. Die besten Linkskurse, die besten Plätze der Welt, die besten der britschen Inseln, die besten Deutschlands und was es noch so alles gibt. Sobald es irgendwo eine neue gibt, besorge ich mir diese. Egal ob als Zeitschrift oder als Buch. Ich kann nicht genug davon bekommen. Aber ist wirklich jede neue Golfrangliste nützlich und das Papier wert, auf dass es gedruckt wurde?
Vor ein paar Tagen las ich erstaunt in einem gesponsorten Beitrag bei Facebook, die man ja regelmässig bekommt, dass nun Winston Links laut einer Golfrangliste des Golf Magazins der beste Golfplatz Deutschlands ist. Huch! Überraschung. Winston Links. Der Platz mit den Kegelbergen. Nicht, dass ich etwas gegen diesen wirklich netten und teils interessanten Kurs habe. Nein. Die Runde dort hat viel Spass gemacht. Aber bester Platz Deutschlands? Nein. Wirklich nicht. Natürlich ist jede Meinung über einen Golfplatz individuell und subjektiv. Ich habe bisher auch erst knapp 160 Plätze in Deutschland gespielt. Würde aber nie behaupten, dass ich einen vollständigen Überblick darüber habe, was der beste Platz Deutschlands sein soll. Ich meine aber schon, mir ein Bild bilden zu können, was ein Topplatz ist und was nicht. Auch wenn Herr Krause sich viel Mühe gegeben hat und die unnatürlichen Kegelberge im Kopf bleiben, Winston Links hat nichts in den Top 10 in Deutschland zu suchen. Zudem sind in der Liste des Golf Magazins noch einige andere Auffälligkeiten, die interessant sind. Golfer in Franken werden nun sicher traurig sein, dass es in Ihrer Heimat keine tollen Golfplätze mehr gibt. Die tollen Plätze sind wahrscheinlich alle in den Raum Kiel gezogen. Da gibt es jetzt neuerdings 3 Top 50 Plätze. Warum das so ist, kann auch keiner erklären.
Schauen wir uns einmal an, wie die Liste entstanden ist. Im Heft ist ja nett erklärt, wie das Gesamtergebnis zustande kam. 25% Leser und 75% Fachjury gaben ihrer Meinung ab. Jeder konnte für 8 Plätze Punkte verteilen. Da gab es dann, je nach Rang, 10, 8, 6, 4, 3, 2 und 1 Punkt. Woraus bestand die Fachjury? Man fragte:
- renommierte Golfplatzarchitekten
- Playing und Teaching Pros
- Funktionäre (?!?)
- und GM Platztester
Was nicht gesagt wird ist, welche Kriterien für die Wahl herangezogen wurden. Anscheinend hat jeder einfach nach Gefühl seine Wertung abgegeben. Die kann bei so einer Frage natürlich nur subjektiv sein und hat meist nichts mit der Qualität des Designs des Platzes zu tun. Wahrscheinlich hätten Umfragen in 4 verschiedenen deutschen Golfclubs mit der Frage: “Von welchen deutschen Golfplätzen haben Sie schon einmal gehört?” zum selben Ergebnis geführt. Da sind die Kriterien, die das Golf Journal ansetzt, etwas besser nachzuvollziehen und auch vielleicht ein wenig objektiver. Dort nutzt man Kriterien wie Design, Anspruch, Kulisse und Service. Wobei man sicher über den Service streiten kann… Man muss ja auch nicht unbedingt so detallierte Kritierien wie Golf Digest anwenden. Etwas mehr Mühe würde ich mir aber schon bei Ranglisten von deutschen Golfmagazinen wünschen. Es nun mal leider so, dass es in Deutschland keine Lobby und kein Publikum für wirklich gute Golfplatzarchitektur gibt. Wenn man sich die Listen ansieht, fällt doch auf, dass sie teils mehr von Interessen des Golftourismus gesteuert sind als von Qualität.
Jetzt habe ich mich ausgelassen und werde wieder etwas ruhiger. Und ich weiß genau, beim nächsten Mal werde ich mir die Zeitschrift wieder kaufen, wenn es eine neue Liste gibt. Ach ja, die von mir gebastelte, hochwissenschaftliche Liste der Top 50 in Deutschland müsste ich wieder mal überarbeiten…