Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Dieser für alle Lebenslagen anzuwendende Leitsatz passte auch bei unserer diesjährigen Clubmeisterschaft wie die Faust aufs Auge. Es begann bereits beim Wetter. Die Vorhersage war verheerend: Für den Samstag, an dem für uns 36 Loch angesetzt waren, gab es eine Regenwahrscheinlichkeit von 80%, die eine Menge von 5 Liter auf den Quadratmeter ergeben sollte. Und auch am finalen Sonntag sahen die Kachelmänner nur leicht weniger Regen voraus. Kombiniert mit Windgeschwindigkeiten von 25-50 km/h das perfekte Rezept für ein 54-Loch-Zählspiel-Desaster.
Das Einzige, was am Ende zutraf, war der Wind. Doch während anderswo im Norden die Clubmeisterschaften wegen überschwemmter Grüns verkürzt werden mussten, trieb der Wind die Wolken mit einer solch atemberaubenden Geschwindigkeit über unsere Köpfe hinweg, dass sie vor lauter Schreck vergaßen, sich zu entleeren. In der ersten Runde wurden wir lediglich am letzten Loch nass (und das auch nur dank der Schneckenpost vor uns), und in der zweiten Runde regnete es alles zusammen genommen vielleicht an vier Löchern. Besser noch: der Sonntag zeigte sich von seiner besten Seite, so dass die Clubmeisterschaft ein perfektes, sonniges Finale bekam.
Was höre ich da? Ich soll aufhören übers Wetter zu schwafeln und mit meinem Ergebnis rausrücken? Na gut. Nachdem es noch am Samstag morgen fraglich erschien, ob ich überhaupt 18 Loch, geschweige denn 54 mit meiner Verletzung durchhalte, konnte ich mich dank Schmerzmittel (die Ergebnisse der Dopingprobe stehen noch aus) ganz gut auf den Beinen halten. Und nicht nur das: Ganz nach dem Motto “Unverhofft kommt oft” bin ich mit 26 Schlägen Vorsprung Clubmeister der Herzen Herren geworden. Doch bevor jetzt die Glückwünsche in den Kommentaren anschwellen, eine kleine Einschränkung. Leider sind nun mal auch Senioren und Jungsenioren bei der Clubmeisterschaft zugelassen – und die machten ungefähr 85% des Feldes aus.
Dennoch bin ich – gerade angesichts der Begleitumstände – hochzufrieden. Schließlich gelang es mir in allen drei Runden eine bessere Platzierung zu belegen, als mir vom Handicap her zustand. Als 21. gestartet, beendete ich die erste Runde als 9., in der zweiten Runde gelang mir das zehntbeste Ergebnis, und selbst in der durchwachsenen Finalrunde hätte mein Score für den 14. Platz gereicht. Am Ende standen mit Runden von 86, 89 und 94 ein mehr als zufriedenstellender Platz 11 in der Bruttowertung und ein leicht verbessertes Handicap zu Buche.
Der Dank dafür gebührt einzig und allein meinem kurzen Spiel und besonders dem Putter, der bei brutal schnellen Grüns am ersten Tag heiß wie Frittenfett war. In Zahlen ausgedrückt: Auf den ersten 36 Loch traf ich zusammen genommen gerade mal 3 (!) unserer – zugegeben recht kleinen – Grüns in Regulation. An allen drei Löchern konnte ich den Putt zum Birdie versenken. Und obwohl ich eines unserer Par 5s wie der letzte Arsch spielte, versenkte ich ein Texas Wedge mit Rechts-Links-Break zum Bogey. Dank lediglich 28 bzw. 29 Putts in den ersten zwei Runden fand ich mich vor der Finalrunde plötzlich im drittletzten Flight wieder – vor und hinter mir Singlehandicapper, in deren Gesellschaft ich eigentlich nichts zu suchen hatte.
Und so habe ich dann auch gespielt. Vielleicht aus Nervosität, vielleicht aus Erschöpfung, vielleicht auch nur aufgrund von Tagesform begann ich dank Hook-Tendenz die Runde mit Doppelbogey, Doppelbogey, Triplebogey. Auch der Putter hatte schlecht geschlafen und bestrafte mich mit 35 Putts für den Tag, gekrönt von einem 10-Meter-Birdie-Putt, der sage und schreibe 4 Meter zu kurz (!) blieb.
Angesichts dessen war die 94 am Finaltag schon ein kleines Wunder. Der Grund dafür war, dass ich kein Loch so richtig versaute. In allen drei Runden war die höchste Zahl auf meiner Scorekarte eine 7, gerade einmal zwei Bälle verschwanden in die ewigen Jagdgründe (beide am Sonntag) und kein einziger Putt aus weniger als 1,50 Meter verfehlte das Loch. Vor allem aber war es eine tolle Erfahrung in einem der letzten Flights das Schlussloch zu spielen. Etwa 60 (leicht vorgeglühte) Leute umsäumten das Grün und warteten auf die Sieganwärter (und mich). “Ich möchte auf gar keinen Fall im Grünbunker landen und mich vor all den Zuschauern blamieren”, witzelte ich mit meinen Flightpartnern noch am Abschlag.
Es kam wie es kommen musste: Mein Wedge aus 80 Metern blieb im Rough stecken, und der Ball landete im Grünbunker auf der kurzen Seite des Grüns. Ohne es zu wagen auch nur einen der Zuschauer anzublicken, stapfte ich in den Bunker, öffnete das Lobwedge, haute in den Sand – und schlug den Ball Pin High zwei Meter an die Fahne. Und was soll ich sagen: Es gab Standing Ovations (okay, es standen keine Stühle…). Dass der Putt zum Sand Save danach über die Lochkante rollte, vergessen wir. Auch dass der Applaus natürlich nicht annähernd so groß war wie der, als der Clubmeister einen 6-Meter-Putt zum Sieg lochte. Dennoch war es eine spaßige Erfahrung, die Lust auf mehr in den kommenden Jahren macht. Ich hoffe alle anderen von Euch hatten ein ebenso erinnerungs- wie erlebnisreiches CM-Wochenende.