Das Accenture Match Play sollte eigentlich eines der Highlights des Jahres sein. Weil es als einziges großes Turnier nicht im Zählspielformat ausgetragen wird, sticht es als Novum aus der Masse heraus. Und weil es als Matchplay das direkte Duell Mann gegen Mann fordert, entsteht eine ganz spezielle Spannung. Nicht umsonst fordern viele Stimmen aus dem olympischen Golf-Turnier ein Matchplay-Event zu machen. Doch leider muss man knallhart sagen: das diesjährige Accenture Matchplay ist bisher ein Desaster, das weder Werbung für Matchplay noch für den Golfsport macht. Schuld daran sind hauptsächlich vier Faktoren:
Die Fernsehübertragung
Es ist sicher nicht leicht für die Sender ein Turnier zu übertragen bei dem 32 Flights gleichzeitig auf dem Platz sind und jedem Duell dabei gerecht zu werden. Doch die Frage ist, ob dies wirklich das Ziel sein muss. Im Moment läuft die Übertragung der Amerikaner so ab: Von den Topstars wird nahezu jeder Schlag übertragen (dazu zählten neben den üblichen Verdächtigen Woods und McIlroy in diesem Jahr auch überraschend Martin Kaymer, der mit seinem Ryder-Cup-Putt anscheinend auch bei den US-Sendern den Sprung zum Star gemacht hat). Und von den anderen Matches wird nur etwas gezeigt, wenn sich etwas relevantes für das Ergebnis getan hat. Das Resultat ist in etwa so als würde während des Tatorts ständig ein Pfeil auf eine Person gerichtet sein an dem steht “Er war’s!” – die gesamte Spannung wird herausgenommen. Denn alleine schon an der Einblendung kann man erkennen was als nächstes passiert: “Putt to win the hole” bedeutet zu 95% der Ball geht rein, ganz egal ob aus 40 Metern oder Zentimetern. Und “Putt to halve hole” heißt übersetzt: Lochverlust. So kann man keine Spannung erzeugen, sondern sorgt nur für Langweile beim Zuschauer. Nehmt Euch doch die erste fünf sechs Matches, zeigt dort konsequent auch die Schläge zum Grün und wenn es irgendwo entschieden ist oder das Match einseitig ist, schickt das Kamerateam eine Gruppe weiter nach hinten.
Die Stimmung vor Ort
Warum verlegt man die Matchplay-Events immer dahin, wo sich kein Schwein dafür interessiert? So wie das World Match Play in Spanien findet auch das Accenture Match Play vor fast leeren Rängen statt. Für Zuschauer vor Ort ist dies natürlich ein Traum: wo kann man schon mal so nahe am Geschehen sein und wird selbst als Begeleitung des Flights von Tiger Woods nicht zu Tode getrampelt? Doch für die Außenwirkung ist es fatal. Wenn fünfzig Leute am Grün stehen und zaghaft in die Hände klatschen entsteht absolut keine Stimmung, die den Fernsehzuschauer ansteckt. Der Ryder-Cup ist auch so genial, weil beim Publikum vor Ort die Emotionen überkochen. Das Einzige was hier hochkocht ist der Hass der Senderchefs, die wissen, dass sie mit dem Ausscheiden von Tiger Woods und Rory McIlroy jede Hoffnung auf gute Einschaltquoten begraben können.
Das Wetter
Es war ein wenig bizarr, mehr Schnee in der Wüste zu sehen als vor der eigenen Haustür. Doch es war beileibe keine Überraschung. Die in der Hochebene gelegene Anlage ist prädestiniert für unvorhersehbare Wetterumschwünge – wer erinnert sich nicht noch an die Hagelattacke vor einigen Jahren. Warum man hier dennoch spielt? Das war der Wunsch von Hauptsponsor Accenture, der einen großen Einfluss darauf hat wo gespielt wird. Doch die diesjährige Katastrophe wird hoffentlich dazu führen, dass die Bosse dort einlenken – zumal der Vertrag mit Dove Mountain dieses oder nächstes Jahr ausläuft. Die ersten zwei Tage waren ein solches Desaster für Fans, Spieler und Veranstalter, dass gehandelt werden muss. Doch wo soll es hin gehen? Kalifornien und Florida sind schon übersät mit Golfturnieren. Coole Alternativen wären vielleicht Las Vegas und Mexiko – oder man vergisst einfach mal die amerikanische Arroganz und sucht sich für eines der WGCs einen internationalen Standort mit Wettergarantie aus. Australien beispielsweise, das begeisterte Golffans und die vielleicht besten Plätze der Welt bietet.
Der Golfplatz
Der Ritz Carlton Golf Club in Dove Mountain ist ein Desaster: er sieht langweilig aus, bietet keine Abwechslung und hat von Architekt Jack Nicklaus lachhaft künstlich ondulierte Grüns bekommen, die jede Kreativität aus dem Spiel nehmen. Das ist nicht etwa nur die subjektive Meinung eines unwichtigen Golfbloggers, das ist die Mehrheitsmeinung der Spieler. Bei einer Umfrage von Golf Digest kürten 81 Golfprofis die Anlage zum zweitschlechtesten Austragungsort der PGA Tour. Und da der Spitzenreiter Liberty National aus dem Programm flog, hat der Ritz Carlton Golf Club mittlerweile die Ehre das absolute Hassobjekt für die Profis zu sein. “Es gibt nichts positives zu sagen”, meinte einer der Befragten, während ein anderer Architekt Nicklaus eins reinwürgte: Die Grüns seien “eine nette Idee, aber schlecht ausgeführt”. Kein Wunder, dass Tiger Woods und Co. nur ein Interesse hatten: möglichst gestern noch im Dunkeln fertig spielen, egal was bei rauskommt. Wenn den Profis die Chance auf eine Heimfahrt wichtiger ist als ein Sieg bei einem der renommiertesten Turniere des Jahres, hat das Turnier ein Riesen-Problem.
Der Zeitpunkt
Das Matchplay findet zu einer Zeit statt, in der für viele der Profis die Saison noch überhaupt nicht begonnen hat. Luke Donald hatte erst in der letzten Woche seinen ersten Auftritt des Jahres. Phil Mickelson macht seit Jahren lieber Urlaub als sich Dove Mountain zuzumuten. Viele andere treten an weil sie wissen, dass sie unabhängig vom Abschneiden Preisgeld und Weltranglistenpunkte geschenkt bekommen, sorgen sich aber nicht wirklich um das Resultat. Schließlich haben sie die Wochen danach mit der Honda Classic und dem zweiten WGC in Doral zwei weitere große Events auf dem Kalender für die es vielleicht sogar besser ist wenn man der Kälte schnell entflieht und stattdessen in Florida (wo ein Großteil von ihnen ohnehin lebt) traineren kann. Das beste Beispiel dafür wie schlecht der Termin ist, ist Rory McIlroy. Auch wenn natürlich sofort wieder die Klugscheißer sein Abschneiden auf den Equipment-Wechsel schieben wollen: Fakt ist, dass McIlroy Rost angesetzt hat weil er selbst nach dem verpassten Cut in Abu Dhabi nicht vier Wochen konsequent trainiert hat, sondern lieber mit Caroline Wozniacki verliebt durch die Welt getingelt ist. Das ist absolut sein Recht und es ist schön zu sehen, dass er sein Leben so genießen kann und sich nicht nur fanatisch auf den Sport konzentriert. Es zeigt aber auch, dass für viele Profis die richtige Saison erst jetzt gerade so beginnt um beim Masters topfit zu sein. Wieso also verlegt man das Matchplay nicht nach hinten – präsentiert den Zuschauern dadurch Matchplay auf höherem Niveau und entzerrt so auch die World Golf Championships, die jetzt innerhalb von 14 Tagen zwei Mal stattfinden und dann fünf Monate Pause machen.
Solange diese vier Punkte nicht korrigiert werden, wird das Accenture Match Play leider nie das volle Potenzial abrufen können, das in ihm steckt. Denn theoretisch sollte es nach den vier Majors und dem Ryder Cup das coolste Event im Golfsport sein. Im Moment ist es jedoch eher ein Langeweiler und ein Ärgernis weil es derzeit dieses Potanzial noch viel weniger abruft als Rory McIlroy.
Wie in jedem Jahr werde ich auch 2013 wieder die Scorekarten auswerten und so versuchen einen Einblick zu geben wer verdient ausgeschieden ist und wer einfach nur Pech hatte mit dem Gegner. Denn einfach so McIlroy, Woods, Marcel Siem, Lee Westwood und Dustin Johnson gleichzusetzen weil sie in Runde eins ausgeschieden sind, entspricht nicht der Realität. So hätte das Leaderboard ausgesehen wenn wir es mit einem Zählspiel-Event zu tun gehabt hätten (weitergekommene Spieler gefettet, kursive Spieler noch nicht fertig). Am meisten ärgern darf sich Marcel Siem, der trotz exzellenter Leistung aausgeschieden ist. Einer höheren Macht für sein Matchup danken darf dagegen Titelverteidiger Hunter Mahan.
Alex Noren: -6 (nach 13)
Jason Day: -5 (nach 13)
Robert Garrigus: -4 (nach 15)
Charles Howell III: (-4 nach 17)
Luke Donald: -4
Scott Piercy: -3 (nach 15)
Jim Furyk: -3 (nach 16)
Bubba Watson: -3 (nach 17)
Martin Kaymer: -3 (nach 17)
Marcel Siem: -3
Tiger Woods: -2 (nach 17)
Justin Rose: -2 (nach 17)
Webb Simpson: -2 (nach 14)
Bo Van Pelt: -2 (nach 13)
Shane Lowry: -1
George Coetzee: -1 (nach 17)
Chris Wood: -1 (nach 17)
Louis Oosthuizen: -1 (nach 17)
Carl Pettersson: -1 (nach 17)
Matt Kuchar: -1 (nach 16)
Peter Hanson: -1 (nach 16)
Gonzalo Fernandez-Castano: -1 (nach 15)
Francesco Molinari: -1 (nach 15)
Branden Grace: -1 (nach 15)
Nicolas Colsaerts: -1 (nach 14)
Steve Stricker: -1 (nach 14)
Nick Watney: -1 (nach 14)
Sergio Garcia: Even
Thongchai Jaidee: Even
Rafael Cabrera-Bello: Even
Lee Westwood: Even
Graeme McDowell: Even
Tim Clark: Even (nach 17)
K.J. Choi: Even (nach 17)
Paul Lawrie: Even (nach 15)
Dustin Johnson: Even (nach 13)
Padraig Harrington: +1
Richard Sterne: +1
Rickie Fowler: +1 (nach 17)
Ian Poulter: +1 (nach 17)
Zach Johnson: +1 (nach 13)
Jason Dufner: +2
Russell Henley: +2
Marcus Fraser: +2
Fredrik Jacobson: +2
Ernie Els: +2
Richie Ramsay: +2 (nach 17)
Stephen Gallacher: +2 (nach 17)
Thorbjörn Olesen: +2 (nach 16)
Thomas Björn: +2 (nach 16)
Rory McIlroy: +3
Hunter Mahan: +3
Adam Scott: +3 (nach 17)
Hiroyuki Fujita: +3 (nach 16)
Charl Schwartzel: +4
Keegan Bradley: +4
Ryan Moore: +4 (nach 16)
David Lynn: +4 (nach 14)
Bill Haas: +4 (nach 14)
Henrik Stenson: +4 (nach 14)
Jamie Donaldson: +5 (nach 16)
David Toms: +6 (nach 14)
John Senden: +8 (nach 13)
Matteo Manassero: +9