Die 100 besten Golfplätze der Welt unter der Lupe

Alle zwei Jahre kürt das amerikanische Golf Magazine die 100 besten Golfplätze der Welt. Eine Jury aus 100 Architekten, ehemaligen und aktiven Spielern, Journalisten, Golfplatzbesitzern und Hobbygolfern (darunter auch der Hamburger Dr. Ortwin Klang) entscheidet subjektiv über ihre Favoriten woraus am Ende dann eine objektive Liste entstehen soll. Ob man damit nun konform geht oder nicht: Fakt ist, dass dies die angesehendste Liste ihrer Art ist und damit eine große Relevanz besitzt. Die Liste der 100 besten Plätze der Welt und der 100 besten Plätze der USA muss man hier nicht noch einmal niederbeten, sie sind auf der Webseite von golf.com viel übersichtlicher und eleganter dargestellt als jemand anderes das könnte. Doch vielleicht ist es ja ganz interessant, die Liste der 100 besten Plätze der Welt unter verschiedenen Gesichtspunkten zu analysieren und zu schauen, welche Entwicklung sie in den letzten Jahren genommen hat.

Eine Frage ist beispielsweise ob die zunehmende Internationalisierung des Profi-Golfsports auch zu einer deutlichen Internationalisierung der besten Plätze geführt hat. Die Antwort ist ein eindeutiges: Jein. So hat sich die Anzahl der US-Plätze in den Top 100 seit 2001 zwar kontinuierlich von 59 auf jetzt 50 reduziert. Doch von den 17 im 21. Jahrhundert gebauten Plätzen, die eine Aufwartung in den Top 100 gemacht haben, stammten immer noch mehr als die Hälfte aus den USA. Danach kommt mit vier Plätzen Ozeanien währen in der neuen Golf-Großmacht Europa lediglich zwei moderne Plätze die Liste geknackt haben. Zahlen aus denen man keineswegs einen klaren Trend gegen die USA ausmachen kann. Denn bei den Neuzugängen scheint es weniger darum zu gehen wo sie gebaut werden, sondern wer sie baut.

Wer einen Platz unter den Top 100 platzieren will sollte eine von zwei Designfirmen anheuern: Coore & Crenshaw oder Renaissance Golf Design. Während Bill Coore und Ben Crenshaw vier Plätze in der 2011er Liste untergebracht haben, hat Renaissance-Chef Tom Doak (der ehemals Chef der Top-100-Liste war) es sogar auf fünf gebracht. Wie eindrucksvoll diese Anzahl ist, beweist ein Blick auf die Gesamtliste, denn damit belegen sie die Ränge 7 und 8 in ihrer Branche. Unangefochten an der Spitze ist aber immer noch der legendäre Alister Mackenzie, der an gleich neun der besten 100 Plätze beteiligt war und dessen berühmter Augusta National nicht einmal sein höchstplatziertes Design ist. Insgesamt 9 (bzw. 10 wenn man das Duo Coore und Crenshaw getrennt zählt) Designer haben in der 2011er-Liste vier oder mehr Golfplätze platzieren können:

  1. Alister Mackenzie (9)
  2. A.W. Tillinghast (7)
  3. Harry S. Colt (7)
  4. Old Tom Morris (6)
  5. Pete Dye (6)
  6. Donald Ross (5)
  7. Tom Doak (5)
  8. Bill Coore / Ben Crenshaw (4)
  9. Seth Raynor (4)
  10. Bezeichnend für den Golfsport in Deutschland ist, dass fast keiner von ihnen jemals einen Golfplatz in unserem Land gebaut hat. Einzig Harry S. Colt war hierzulande tätig und hat fünf Plätze gebaut. Dass darunter mit Hamburg-Falkenstein der beste Platz des Landes und mit dem Hamburger Land und Golf Club ein weiterer Spitzenplatz ist, versteht sich von selbst. Schon schade, dass selbst Investoren, die viel Geld in die Hand nehmen, nicht einfach mal bei Doak, Coore oder Crenshaw klingeln damit sie auch hierzulande mal ihre Magie versuchen können.

    Die meisten der großen Architekten sind allerdings schon lange von uns gegangen, was auch der Grund dafür ist, dass mehr als zwei Drittel der Plätze schon über 50 Jahre auf den Buckel haben. Als goldene Ära des Golfplatz-Designs muss man ganz eindeutig die Zeit von 1910 bis 1929 bezeichnen. 34 der besten 100 Plätze fallen in diese Ära – mehr als nach dem Zweiten Weltkrieg. Auffällig ist aber auch, dass in den letzten elf Jahren immerhin 15 Plätze hinzugekommen. Ob dies aber wirklich eine Renaissance des Golfplatzdesigns ist, wird sich noch zeigen müssen. Die Frage ist nämlich ob sich diese Plätze langfristig durchsetzen oder derzeit nur vom Neuigkeits-Effekt leben. So waren 2001 beispielsweise auch zwölf Plätze aus den 90ern auf der Liste. Heute sind es nur noch 8.

    Doch außer dem Architekten und dem Alter scheint es noch einen dritten, vielleicht noch wichtigeren Aspekt zu geben um in die Top 100 zu kommen: die Exklusivität. Denn unter den 100 besten Plätzen der Welt befinden sich 45 auf die unsereins keinen Zutritt hat. Oder um es noch etwas krasser zu formulieren: Gerade mal auf elf der 50 US-amerikanischen Plätzen wird man mit seinem Tragebag nicht wieder mit Bluthunden vom Gelände gejagt. Nun ist es durchaus möglich, dass diese Privatplätze einfach von einer höheren Qualität sind weil Geld beim Bau keine Rolle spielte und sie durch ihre Exklusivität wenig bespielt werden. Doch als kleiner Verschwörungstheoretiker könnte man durchaus auf die Idee kommen, dass die Plätze zum Teil auch in der Liste aus Dankbarkeit vertreten sein könnten. Denn immerhin wird den Testern in der Regel freier Zugang zu den exklusiven Plätzen gewährt.

    Ganz interessant ist vielleicht auch ein Blick darauf, wo diese Plätze geographisch liegen. Absoluter Spitzenreiter ist New York (der Bundesstaat nicht die Stadt), das gleich elf Spitzenplätze in seinen Grenzen aufweisen kann, mit respektablen Abstand gefolgt von den sieben kalifornischen Plätzen. Dahinter wird es dann etwas dünner: Ohio kommt auf 4, Illinois und New Jersey ebenso auf drei wie Oregon (oder besser gesagt das Bandon Dunes Golf Resort, in dem drei der vier Plätze in der Liste sind – und der vierte zumindest 2005 vertreten war). Wie die Plätze Staat für Staat verteilt sind, habe ich einmal versucht in dieser Übersichtskarte zu erfassen – je intensiver die rote Farbe, desto mehr Top-100-Plätze.

    Die interessanteste Frage bei der Analyse ist aber vielleicht, welche Plätze im Auf- und welche im Abschwung sind. Nicht ganz unwesentlich, da man Plätze im Aufwind aktuell vermutlich zu humaneren Greenfee-Preisen spielen kann als in ein paar Jahren. Und andersrum zahlt es sich vielleicht aus, bei Plätzen die tendenziell eher fallen noch 2-4 Jahre mit dem Spielen zu warten. Die erste Tabelle zeigt die Gewinner und Verlieren anhand der vergebenen Punktzahlen in den Jahren 2011 und 2009. (ein Sternchen zeigt Plätze an auf denen man theoretisch spielen kann)

    Platz 2011 2009 Veränderung
    Oitavos Dunes (Portugal)* 44,23 40,38 3,85
    Los Angeles North (Kalifornien) 54,88 51,81 3,07
    Augusta National (Georgia) 87,95 85,71 2,24
    Kingsbarns (Schottland)* 51,05 48,87 2,18
    Shoreacres (Illinois) 46,18 44,09 2,09
    Royal Parthcawl (Wales)* 39,76 37,83 1,93
    Fishers Islands Club (New York) 60,18 58,33 1,85
    North Berwick West (Schottland)* 40,6 38,77 1,83
    Tokyo (Japan) 39,67 38,33 1,34
    Valley Club of Montecito (Kalifornien) 39,64 38,3 1,34
    New South Wales (Australien)* 56,81 55,69 1,12
    Sand Hills (Nebraska) 75,14 74,14 1,00
    Pinehurst #2 (North Carolina)* 67,42 66,48 0,94
    Shinnecock Hills (New York) 82,63 81,83 0,80
    Barnbougle Dunes (Australien)* 54,47 53,73 0,74
    Machrihanisch (Schottland)* 39,82 39,13 0,69
    St. Andrews Old (Schottland)* 86,27 85,65 0,62
    Friar’s Head (New York) 55,29 58,33 -3,04
    Loch Lomond (Schottland) 42,97 45,99 -3,02
    Royal Adelaide (Australien) 41,22 44,05 -2,83
    Valderrama (Spanien)* 40,61 43,33 -2,72
    Chambers Bay (Washington)* 40,63 43,33 -2,70
    The Golf Club (Ohio) 47,74 50,00 -2,26
    Nanea (Hawaii) 41,29 43,50 -2,21
    Highland Links (Kanada) 39,43 41,56 -2,13
    Swinley Forest (England)* 39,83 41,96 -2,13
    Ganton (England)* 45,77 47,87 -2,10
    Winged Foot (New York) 42,84 44,85 -2,01
    European Club (Irland)* 39,7 41,67 -1,97
    Maidstone (New York) 43,11 45,07 -1,96
    Casa de Campo (Dom-Rep) 51,89 53,82 -1,93

    Geht man noch zwei Jahre weiter zurück, finden sich noch einige andere Namen. Größter Gewinner seit 2007 ist der National Golf Links of America und in den Top 10 finden sich auch noch der südkoreanische Nine Bridges, Lahinch in Irland und der neuseeländische Cape Kidnappers. Dessen Schwesterplatz Kauri Cliffs finden sich dagegen auf der anderen Seite des Spektrum wieder und ist der Top-Verlierer der letzten vier Jahre hinter dem sich Southern Hills in Oklahoma, das schottische Cruden Bay und Pacific Dunes in Oregon einreihen.

    Geht man allein anhand der Platzierungen bis ins Jahr 2003 zurück, lassen sich ebenfalls einige eindeutige Tendenzen erkennen. Die folgende Liste zeigt die größten Sprünge nach oben oder unten seit 2003, bzw. dem ersten Jahr des Listings in den Top 100.

    Platz 2011 2009 2007 2005 2003
    Nine Bridges (Südkorea)* 49 55 60 95
    Friar’s Head (New York) 38 32 33 74
    Kiawah Island Ocean (South Carolina)* 45 47 48 56 79
    Lahinch (Irland)* 42 44 54 67 73
    Los Angeles CC North (Kalifornien) 39 52 47 51 59
    Oitavos Dunes (Portugal)* 68 88
    Bandon Dunes (Oregon)* 60 58 57 69 74
    Kingsbarns (Schottland)* 54 61 61 65 65
    Old Sandwich (Massachusetts) 67 69 77
    Royal Adelaide (Australien) 85 72 75 54 50
    Highland Links (Kanada)* 98 86 79 71 64
    Cabo del Sol (Mexiko)* 100 95 88 73 68
    Kauri Cliffs (Neuseeland)* 80 78 63 58 49
    Durban Country Club (Südafrika)* 99 94 96 81 70
    Southern Hills (Oklahoma) 63 60 51 45 41
    Oak Hill East (New York) 61 57 52 39 42
    Loch Lomond (Schottland) 73 64 66 66 56
    Muirfield Village (Ohio) 52 46 42 38 37

  1. Da hat sich wieder jemand richtig Mühe gegeben… :-) Schöne Statistik. Nur ein kleiner Einwand. Royal Adelaide, Casa de Campo und Highland Links sind für normale Golfer bespielbar. Kostet teils nur etwas mehr. Wobei Highland Links sogar günstiger ist, als viele deutsche Topclubs.

    Schöne Grüße
    Andreas

  2. Hallo Linksgolfer,

    ist ja eigentlich schon Schnee von gestern, aber eines macht mich jetzt doch ein wenig baff: Einerseits haben Sie im Gegensatz zu den meisten Golfjournalisten zwar erkannt, dass ein Design von Coore, Crenshaw oder Doak quasi eine Top-100-Garantie bietet (weshalb auch immer). Doch warum kommen ausgerechnet Sie – als Medien-Insider und guter Rechercheur – in dem Zusammenhang nicht auf den Aspekt Geld? Oitavos Dunes explodiert in den Rankings erst, seit das Hotel dort fertig und damit auch ein üppige(re)s Marketingbudget vorhanden ist. Und von Jack Nicklaus kursiert der Spruch, dass seine Designs immer dann zahlreich in die Bestenlisten einziehen, wenn seine anderen Firmen zuvor Anzeigen geschaltet haben. Und, kleiner Insider-Tipp: Fragen Sie doch mal Dr. Klang, der ist ja nun im Ruhestand, wie das Platzbewertungsformular von Golf Magazine aussieht. Da hier ja bis auf die zweite Stelle hinter dem Komma bewertet wird, muss das wohl ja extrem kompliziert und korrekt sein… Oder vielleicht doch nicht?

    Beste Grüße
    H. Cortez

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