Sie setzten die Major-Rekorde
Sie setzten die Major-Rekorde

Die Entwicklung der Major-Rekorde

Branden Grace hat Geschichte geschrieben. In der dritten Runde der Open Championship von Royal Birkdale wurde der Südafrikaner zum ersten Menschen, der eine 62 bei einem Major-Turnier gespielt hat. Die Runde wird die überfällige Diskussion forcieren, ob der Ball nicht vielleicht doch zu weit fliegt. Aber dabei sollte man die Kirche im Dorf lassen. Denn die 62 war längst überfällig. Vor 44 Jahren spielte Johnny Miller bei der US Open die erste 63 der Major-Geschichte. Nie hat es länger gedauert, bis der Scoring-Rekord verbessert wurde. Denn es gab Phasen, in denen Major-Rekorde alle paar Stunden fielen. Das sollte man sich immer vor Augen halten, wenn man diese Rekordrunde bespricht. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht und alle Major-Turniere seit 1873 nach den Scoring-Rekorden durchforstet. (Disclaimer: Ich habe die dafür heute gültigen Major genommen, da die Datumsgrenzen ab oder bis wann welches Turnier als Major gilt, nicht greifbar sind). Warum erst 1873? Die Open Championships davor wurden in Prestwick auf einem 12-Loch-Platz ausgetragen. Anders als die 9-Loch-Runden von Musselburgh ist dies leider nicht in einen 18-Loch-Score umzuwandeln, aus diesem Grund habe ich die Rekordjagd dort beginnen lassen.

88 Tom Kidd 1873 Open

Nach 12 Austragungen auf dem 12-Loch-Kurs von Prestwick fand die Open 1873 zum ersten Mal auf dem Old Course von St. Andrews statt. Die Bedingungen waren alles andere als ideal. Tagelanger Regen hatten riesige Pfützen auf den Fairways und in den Bunkern hinterlassen. Da die damaligen Golfregeln den Begriff zeitweiliges Wasser noch nicht kannten, wurde der Ball gespielt wie er liegt. Resultat waren unglaublich hohe Ergebnisse. Selbst bei der allerersten Open in Prestwick über 3×12 Löcher war der Siegerscore noch fünf Schläge unter dem Ergebnis von Tom Kidd, der mit einer 88 in der zweiten Runde auch die niedrigste Runde des Turniers schoss – und damit einen 18-Loch-Runkenrekord für die Open Championship.

1 Jahr

75 Mungo Park 1874 Open (2×9 Loch)

1874 wanderte die Open nach Musselburgh weiter – und der Rundenrekord purzelte um sage und schreibe 13 Schläge nach unten. 4 Mal wurde die 9-Loch-Schleife des Old Courses von Musselburgh gespielt. Mit 37 Schlägen in Runde 1 und 38 Schlägen in Runde 2 stellte der spätere Sieger Mungo Park, stolzer Gewinner von 8 Pfund, eine Bestmarke für 18 Löcher auf. Nun kann man trefflich streiten, ob man diese zählen sollte. Ich denke allerdings, es ist nur fair.

17 Jahre

72 Harold Hilton 1892 Open

Mit einer 72 in der dritten Runde legte Amateur Harold Hilton die Grundlage für seinen ersten von zwei Open-Titeln. Es war die erste Open-Austragung in Muirfield, wo sich die Honourable Company of Edinburgh Golfers einen neuen 18-Loch-Platz errichtet hatte und dafür Musselburgh links liegen ließ. Es war die erste Open, die über 72 Löcher ausgetragen wurde, was die Chance auf einen Rundenrekord natürlich deutlich erhöhte. Hilton nutzte die Morgenrunde des zweiten Tages, um sich vom achten Rang auf Platz zwei nach vorne zu spielen bevor er in der Schlussrunden auch noch John Ball einfing.

12 Jahre

71 James Sherlock 1904 Open (Runde 2)

Die dritte Open in Royal St. George’s sollte eine für die Geschichtsbücher werden. Nicht nur, weil sie zum ersten Mal an drei Tagen stattfand – 18 Löcher an den ersten beiden und 36 am Finaltag – sondern weil die Ergebnisse so niedrig wie nie zuvor wurden. Dank starker Winde hielten sich die guten Ergebnisse am ersten Tag noch in Grenzen, aber als es am Freitag ruhiger wurde, ging es rund. Willie Park jr. stellte mit einer 72 den alten Open-Rekord ein und James Sherlock verweigte sich mit einer 71 in den Major-Annalen. Lange konnte er seinen Augenblick im Rampenlicht allerdings nicht genießen.

1 Tag

69 James Braid 1904 Open (Runde 2)

In der Morgenrunde des Finaltages nutzte James Braid die durch den nächtlichen Regen weicher gewordenen Grüns und wurde zum ersten Spieler der Major-Geschichte, der eine Runde unter 70 nach Hause brachte und sich an die Spitze des Turniers setzte. Er konnte ja nicht ahnen, dass der Rekord nur wenige Stunden halten würde…

6 Stunden

68 J.H. Taylor 1904 Open (Runde 3)

Vom Mittagessen gut gestärkt, stellte James White den Rekord seines Namensvetters ein und holte sich damit die Claret Jug. Damit nicht genug der Hiobsbotschaften für James Braid, der sich nach einer 72 den zweiten Platz mit J.H. Taylor teilen musste. Taylor entriss mit einer 68 Braid auch noch den Rundenrekord und sollte für lange Zeit diese Bestmarke behalten.

21 Jahre

67 Willie MacFarlane 1925 US Open

1925 wurde zum ersten Mal ein Major-Rundenrekord außerhalb Großbritanniens aufgestellt – allerdings auch von einem Schotten. Bei der ersten US Open im Worcester Country Club setzte sich Willie MacFarlane mit einer 72 in der zweiten Runde an die Spitze, die er nicht wieder hergab. Allerdings verteidigte er sie nur unter enormem Kampf. Bobby Jones holte den Schotten in der Schlussrunde ein, so dass es zu einem 18-Loch-Playoff kam. Da beide eine 75 spielten, mussten sie nachmittags noch einmal für 18 Löcher ran bevor MacFarlane mit einer 72 die Nase um einen Schlag vorn hatte, weil Jones am letzten Loch ein Bogey hinnehmen musste. Eben der Bobby Jones, der in der ersten Runde des Turniers eine Strafe gegen sich verhängte weil er glaubte, sein Ball habe sich bewegt.

7 Jahre

66 Gene Sarazen 1932 US Open

Dass Gene Sarazen 1932 im Fresh Meadow Country Club einen neuen Major-Rekord aufstellte, überraschte niemanden: Er war bis 1930 der dortige Head Pro. Bereits bei der PGA Championship 1930 bewies Sarazen wie gut er den Platz kannte und kam ins Finale. Bei der US Open 1932 hielt er seine Vertrautheit mit dem Kurs bis für die Schlussrunde zurück. Als Zweitplatzierter gestartet, zauberte er eine 66 auf den Kurs und gewann am Ende mit drei Schlägen Vorsprung.

2 Jahre

65 Henry Cotton 1934 Open

Nur zwei Jahre nach Sarazens 66 holte Henry Cotton den Rekord in die alte Welt zurück. Und erneut gab Royal St. George’s die Bestmarke her. Mit einer selten dagewesenen Dominanz enteilte Cotton dem Feld. Bereits seine 67 in der ersten Runde distanzierte die Konkurrenz um drei Schläge. Doch dann drehte er richtig auf. Mit einer 65 pulverisierte er nicht nur die Major-Rekorde, er setzte sich um neun Schläger vom nächsten Verfolger ab, so dass er selbst mit einer 79 in der Schlussrunde ungefährdet seinen ersten Open-Titel feiern konnte.

6 Jahre

64 Lloyd Mangrum 1940 Masters

Dass das Masters nicht öfter in dieser Rekordliste auftaucht, ist eigentlich erstaunlich. Schließlich ist es das einzige Major, das immer am selben Ort stattfindet. Und doch war Lloyd Mangrum der einzige, der dies auch in einen Rekord umwandeln konnte. Und das obwohl es sein erster Start in Augusta National war. Beim Masters 1940 eröffnete Mangrum bei idealen Scoringbedingungen mit einer 64. Eine Runde, die erst 1986 gebrochen werden sollte – und auch bei Majors jahrzehntelang die unangefochtene Bestmarke blieb.

33 Jahre

63 Johnny Miller 1973 US Open

Für Golfkommentator Johnny Miller ist es die beste Golfrunde, die jemals gespielt wurde. Kein Wunder, hat er sie doch selber hingelegt. Mit sechs Schlägen Rückstand ging Miller in die Schlussrunde im Oakmont Country Club. Doch nach nächtlichem Regen waren die Grüns weich und reif für die Attacke. Und keiner attackierte wie Miller. Nach Birdies auf den ersten vier Löchern geriet der Motor in Stocken und er ging mit dem gleichen Score auf die Back 9. Doch dann folgten Birdie auf 11, 12, 13 und 15. Miller kam mit einer 63 ins Clubhaus, die sich für alle Führenden als zu harte Nuss entpuppte.

44 Jahre

62 Branden Grace 2017 Open

Selten zuvor wurden Major-Rekorde so nebenbei erzielt wie bei der diesjährigen Open Championship. Selbst Branden Grace realisierte nicht, dass er Geschichte geschrieben hat. Er behauptet nach der Runde, er habe nicht gewusst, dass noch nie eine 62 in einem Major gespielt wurde und guckte wie ein kaputtes Auto als sein Caddie ihm zu seinem Eintrag in den Geschichtsbüchern gratulierte. Entsprechend tiefenentspannt ging Grace zu Werke nachdem er eine 29 auf den Front 9 gespielt hatte, machte kein einziges Bogey und legte Birdies auf 14, 16 und 17 nach. Und doch wäre noch mehr möglich gewesen: Graces Runde war im Vergleich zum Scoring-Durchschnitt einen Schlag höher als die 66 von Zach Johnson am Vortag. Bis zu einer 61 wird es also sicherlich nicht noch mal 44 Jahre dauern.

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