Die Golf Time verspielt ihren (Uni-)Credit

Es ist schon eine bizarre Welt in der Oskar Brunnthaler, der Chefredakteur der Golf Time, lebt. Da nutzt er seine (unfreiwillig) hochamüsante Kolumne auf der letzten Seite seiner Zeitschrift dieses Mal tatsächlich dafür, die Kollegen von der Süddeutschen Zeitung für Ihre Golfberichterstattung öffentlich auszuzählen. Was sich die ollen Schlamper von der SZ geleistet haben? Sie haben es tatsächlich gewagt in ihrer Berichterstattung über die Ladies German Open den Titelsponsor nicht zu erwähnen, pardon: in ihrer Berichterstattung über die (tief Luft holen) Unicredit Ladies German Open presented by Audi.

Ein Skandal findet Herr Brunnthaler, schließlich würde man damit den gesamten Profi-Golfsport in Gefahr bringen. Wenn den Sponsoren Media-Gegenwert verloren geht, werden neue Investoren abgeschreckt und bestehende überlegen es sich in Zukunft drei Mal, ob sie ihr Engagement verlängern. Ein Argument, das sicherlich mehr Zugkraft hätte, wenn die Süddeutsche Zeitung (anders als die Golf Time) nicht selber als Partner der Ladies German Open auftreten würde und somit sehr wohl etwas dafür tut, dass es weiterhin Profiturniere auf deutschem Boden gibt. Und wenn die SZ in ihrer letzten Beilage “golf spielen” nicht mehrfach an prominenter Stelle die bekannte Bank bei der Nachbetrachtung des Turniers benannt hätte.

Viel interessanter ist da doch, warum der Chefredakteur einer Golfzeitschrift etwas einfordert, was eigentlich jedem journalistischen Ethos widerspricht. Ist es nur sein aufrechter, wenn auch etwas fehlgeleiteter, Kampf für den deutschen Golfsport? Oder könnte es sein, dass der Mann es mit diesem Ethos selber nicht so genau nimmt. Schließlich werden im aktuellen Heft bereits auf dem Cover zwei Firmennamen genannt. Nun könnte man das einfach als Vorwurf, Kommentar oder Anklage in den Raum stellen und für sich wirken lassen, wie es Herr Brunnthaler mit der Süddeutschen Zeitung getan hat. Aber wer dieses Blog kennt, erwartet (oder fürchtet), dass jetzt eine Statistik folgt. Und so ist es auch.

Aus diesem Grund habe ich mir einfach mal die etwa 94 redaktionellen Seiten der 124-seitigen Juli-Ausgabe der Golf Time vorgenommen und alle Namensnennungen von Firmen gezählt – und dabei großzügig die Reiseseiten außen vor gelassen, die im Grunde lediglich Werbetexte für Hotels, Resorts oder Golfplätze sind. Dennoch ist das Ergebnis schockierend.

Insgesamt finden sich sage und schreibe 313 namentliche Nennungen von Firmen. Hinzu kommen noch einmal 121 Firmennamen, die auf den verschiedenen Bildern zu sehen sind. Den absoluten Spitzenplatz nimmt dabei ein bayrischer Autobauer mit 48 Nennungen ein. Die in der SZ so skandalös unterschlagene Bank kommt auf 15 namentliche Nennungen und etwa 45 bebilderte Auftritten. Der Rest besteht aus Golffirmen, Küchengeräteherstellern, weiteren Autobauern und Banken, einem Fernsehsender und vielen anderen kleinen Firmen – insgesamt sind es über 80. Nun ist es sicherlich illusorisch eine Golfzeitschrift komplett ohne Firmennennungen zu machen, dafür sind Golf und Industrie zu sehr miteinander verflochten. Doch in dieser Häufung ist es sicherlich übertrieben. Man muss in einem Bericht über ein Turnier nicht alle zwei Sätze den/die Sponsoren nennen. Man muss nicht in seinem Heft explizit Plätze für Firmenporträts schaffen, deren einzige Funktion eine Anbiederung an Anzeigenkunden ist. Und man muss auch nicht vier Seiten für Vorstellungen von neuen Produkten freiräumen, die sich lesen als seien sie nicht viel mehr als abgetippte Pressetexte.

So wird der Leser wenn man alles zusammenrechnet pro Seite mit beinahe 5 Firmennennungen bombardiert. Wenn dies beim Fernsehen geschehen würde, müsste die ganze Zeit “Dauerwerbesendung” eingeblendet werden, doch bei Golfmagazinen ist dies offensichtlich akzeptiert (obwohl es schon einen gewissen Reiz hätte auf dem Titelbild das Wort Dauerwerbezeitschrift zu lesen). Nun bin ich der Letzte, der dagegen rebellieren würde. Schließlich ist es nur zu begrüßen, wenn es auf dem deutschen Markt möglichst viele Golfzeitschriften gibt und dafür ist Werbung nun mal unumgänglich. Doch wenn deren Macher mit Steinen nach jemandem werfen, der sich diesem Duktus nicht beugt, ist dies nicht nur schlechter Stil. Es wirft ein extrem schlechtes Bild auf den deutschen Golfjournalismus – und ist damit auch nicht gerade imagefördernd für den Golfsport insgesamt.

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