Davis Love III hat die Foursomes nach vorne gesetzt weil die Amerikaner dort in der Vergangenheit besser aussahen. Entsprechend war das 2:2 eine Enttäuschung für den US-Kapitän. Doch dann brannte seine Mannschaft in den Fourballs ein spektakuläres Birdie-Feuerwerk ab, das das Leaderboard in Rot tauchte. Dass die USA mit 5:3 führen ist ein Team-Ergebnis, aber natürlich kann man auch auf die individuellen Ergebnisse schauen um zu sehen wer die Leistungsträger waren. Das Ergebnis hätte man vorher so nicht erwartet. Zwei Rookies steigen zu Superstars auf, während ein Veteran eine desaströse Leistung zeigte.
Nicolas Colsaerts
Was der Belgier für eine Show abgezogen hat war einfach sensationell. Hätte er auf den ersten 5 Löchern nicht einen 360 gehabt und einen Putt, der an der Lochkante hängen blieb, hätte er mit fünf Birdies gestartet. Anschließend ließ er mal eben noch ein Eagle und ein wichtiges Birdie an der 11 folgen und sorgte mit einer 62(!) dafür, dass sich Lee Westwoods Ryder-Cup-Bilanz ohne eigenes Zutun verbesserte. Note: 1++
Keegan Bradley
Wenn der Rookie so weiter macht, könnte er der Superstar des diesjährigen Ryder Cups werden. Gleich seinen ersten Abschlag hämmerte er dermaßen Mitte Fairway, dass man merkte hier ist jemand kein bisschen nervös. Stattdessen lebte Bradley den Ryder Cup mit einer Intensität wie man sie sonst fast nur von Ian Poulter kennt. Damit steckte er sogar Partner Mickelson an, der mit Bradley an seiner Seite sein Loser-Image ablegen kann. Bradley hatte unfassbare Abschläge, lockte alles links und rechts und war DER Anker des US-Teams. Note: 1+
Bubba Watson und Webb Simpson
Man kann die beiden eigentlich nur zusammen beurteilen. Was diese zwei in den Fourballs abgezogen haben war eine Sensation: 9 Birdies auf dem ersten 12 Löchern, 5 von Simpson und 4 von Watson. Da hätten heute auch Bernhard Langer und Colin Montgomerie gegen antreten können und wären untergegangen. Note: 1
Phil Mickelson
Was wurde im Vorfeld nicht alles über Mickelsons negative Ryder-Cup-Bilanz geschrieben. Das ist nach dem heutigen Tag erst einmal vergessen. Ja, er hatte mit dem sensationell aufspielenden Keegan Bradley einen dankbaren Partner, aber auch Mickelson trug seinen Teil zu dieser erfolgreichen Partnerschaft bei. Immer im richtigen Moment hatte er eine seine patentierten Zauber-Annäherungen parat, und auch der Putter läuft wieder. Und dann setzte Phil the Thrill an der 17 auch noch den Walk-Off-Homerun. Note: 1
Ian Poulter
Dass Olazábal den Ryder-Cup-Fighter Poulter am Nachmittag draußen ließ, war eine Überraschung. Zumal er wahrlich nicht die schlechteste Leistung der Europäer gezeigt hatte. Am meisten in Erinnerung bleibt natürlich sein gelochter Bunkerschlag an der 11. Aber auch der ganz wichtige Putt an der 16, der den kleinen Aufholjagd-Versuch von Woods und Stricker im Keim erstickte, zeigte wie wichtig der Wadenbeißer für die Europäer ist. Perfekt war zwar auch er nicht – an der 10 hatte er einen viel zu kurzen Schlag, an der 13 verschob er einen machbaren Putt weit – insgesamt wurde er dennoch seinem Ruf gerecht. Note: 2+
Zach Johnson
Gerade zu Beginn des Matches war Johnson Hit and Miss. Einen schwachen Fairwaybunkerschlag an der 1 konterte er mit einem klasse Zweiten an der 2. Dafür verzog er zwei lange Schläge an der 3 und der 5. Mit einem richtig großartigen Wedge an der 15 schaffte er am Ende dann aber die Vorentscheidung und mit einem Bunkerschlag an der 16 schließlich die Entscheidung. Note: 2
Matt Kuchar
Ein Birdie mehr als Spielpartner Dustin Johnson konnte Kuchar erzielen. Vor allem aber waren seine drei Birdies zwischen Loch 4 und 7 der entscheidende Zwischensprint in dieser Partie. Note: 2
Dustin Johnson
Angesichts der aktuellen Form von Dustin Johnson war es etwas erstaunlich, dass er nur am Nachmittag zum Einsatz kam. Allerdings machte er im Fourball auch nicht den optimalen Eindruck. Mit einem Birdie an der 2 gab er allerdings schon einmal die Richtung für die Amerikaner vor, danach übernahm Matt Kuchar. Anders als einige Longhitter-Kollegen schoss sich Johnson aber nie richtig raus, zeigte erstklassige Bunkerschläge, erwies sich auch auf dem Grün als abgeklärt und steuerte seinen Teil zum Sieg bei. Note: 2-
Jason Dufner
Obwohl Dufner einige schlechte Schläge dabei hatte, bsw. ein miserabler Schlag ins Grün von Loch 12, zwei schwache Schläge an der 7 und ein schlechter Putt an der 4, war sein Ryder-Cup-Debüt durchaus überzeugend. Nicht zuletzt weil er mit zwei ganz starken Putts an der 9 und 10 die Amerikaner auf die Siegerstraße brachte. Note: 2-
Jim Furyk
Ohne Jim Furyk hätten G-Mac und McIlroy schon viel früher den Sack dicht gemacht. Furyks Abschlag an der kurzen Bahn 15 und sein Holz ins Grün von Nr. 16 waren schlichtweg sensationell. Aber der Routinier brauchte seine Zeit um ins Match zu kommen. Gleich sein Drive an der 1 war schwach und er ließ Partner Snedeker immer wieder einige Wadenbeißer-Putts. Vor allem die 10 war ein Desaster für Furyk, der einen Strafschlag beim chippen kassierte und das Loch im Alleingang verlor. Note: 2-
Francesco Molinari
Unauffällig würde man die Leistung von Francesco Molinari vermutlich beschreiben. Dies ist im Zusammenhang mit dem Italiener positiv zu sehen, bedeutet es doch auch, dass er nicht wie öfters mal mit dem Verschieben von kurzen Putts aufgefallen ist. Tatsächlich puttete Francesco erstaunlich sicher, rettete mit einem tollen Chip an der 13 das Loch und war über weite Strecken derjenige, der Lee Westwood auf seine Schultern nehmen musste – was angesichts der Gewichtsverhältnisse nicht gut gehen konnte. Note: 3+
Rory McIlroy
12 Löcher lang war das nordirische Team unantastbar. Wie vom anderen Stern spielten McIlroy und McDowell, auch wenn der Weltranglistenerste an der 2 gleich mal einen kurzen Putt verschob. Doch das machte er mit einem gelochten Chip an der 4 mehr als wett. Danach kam er in einen echten Lauf und versenkte einen wichtigen Putt nach dem anderen. Doch an der 13 begannen die ersten Risse in der Rüstung aufzutauchen: ein schwacher Chip hier, ein getoppter Bunkerschlag dort und nur ein glücklicher Bounce von einem Baum an der 18 verhinderte, dass sie den sicheren Punkt noch hergaben. Die schwache Tendenz setzte sich leider bis in die Fourballs fort, wo McIlroy gerade einmal zwei Birdies produzieren konnte. Note: 3
Brandt Snedeker
Snedeker sah 17 Loch aus als könnte ihm nichts etwas anhaben – von Rookie-Nervosität keine Spur. Er rettete Furyks Abschlag an der 1, verwandelte sicher wie gewohnt Putts aus 2-3 Metern, und einige schlechte Ergebnisse waren Pech (an Loch 11 traf sein Ball einen Sprinklerdeckel und sprang weit weg). Doch dann an der 18 wurde er doch Opfer seiner Nerven, machte vielleicht seinen einzigen schlechten Abschlag des Tages und kostete seinem Team damit einen wertvollen halben Punkt. Note: 3
Sergio Garcia
Nach vier Jahren Ryder-Cup-Pause wirkte es als hätte Garcia etwas Rost angesetzt. Seine ersten beiden Eisenschläge waren alles andere als optimal. Doch an der 5 kreierte er mit einem großartigen Holzschlag eine gute Eagle-Chance für die Europäer und kam danach in einen Groove. Dass das Match kippte, lag mehr an den Gegnern als an Garcia oder Donald – auch wenn der Spanier an der 14 einmal seine berüchtigte Puttschwäche zeigte. Note: 3
Justin Rose
Unterschiedlicher können Vierer-Paarungen kaum laufen als die, die Justin Rose erlebte. Im ersten Match konnte er sich von seinem Partner mitziehen lassen und traf auf ein Duo, das völlig von der Rolle war. Im zweiten Match musste er der Leistungsträger sein und hatte stabile Gegner gegen sich. Was aber auffiel war, dass Rose bei kurzen Putts nicht gerade der Sicherste war. Im Foursome vergab er an der 3 einen kurzen Putt, im Fourball wichtige kurzen Putt an der 11 und 15. Insgesamt daher nur okay. Note: 3-
Luke Donald
Ungeschlagen mit Sergio Garcia in das Match gehend waren sie hochfavorisiert gegen einen im Ryder Cup schwächelnden Mickelson. Tatsächlich begannen die Europäer solide und gingen in Führung, u.a. weil Donald einen wichtigen Putt an der 4 lochte. Das Bogey an der 14, das die Amerikaner letztlich in Front gehen ließ, ging aber auf Kappe des Engländers, der erst den Schlag ins Grün verzog und dann einen 2-Meter-Putt verschob. Note: 3-
Tiger Woods
Wie schlecht war Woods in den Foursomes? Die Gruppe wurde auf die Uhr genommen weil er soviel Zeit im Wald verbrachte. Ob es wirklich daran lag, wie die Kommentatoren spekulierten, dass er mit Strickers Ball abschlagen musste und damit nicht zurecht kam? Man weiß es nicht. Fakt ist aber, dass er im Fourball seinen ersten Drive Mitte Fairway donnerte und wieder etwas spielte was nach Golf aussah. Zwar war er auch hier oft weit abseits des Fairways, steuerte aber insgesamt sieben Birdies und ein unvollendetes aber dennoch unfassbares Finish bei. Dass kein Punkt dabei heraussprang, lag an Nicolas Colsaerts, der heute mehr Muskeln spielen ließ als Landsmann Jean Claude Van Damme zu besten Zeiten. Note: 3-
Paul Lawrie
Für Lawrie gilt fast das Gleiche wie für seinen Partner Hanson. Zwar steht er fast überall mit dem europäischen Ergebnis zu Buche, aber bei den meisten Löchern hätte Hanson auch diesen Score beigetragen. Ein idealer Foursome eben, aber kein Fourball. Note: 4+
Peter Hanson
Wenn Dein Fourball böse verprügelt wird und Du offiziell nur an drei Löchern was zum Mannschaftsergebnis beigetragen hast, hast Du ein Problem. Ärgerlich war der verschobene Kurzputt auf der zwei, aber das machte der Schwede mit zwei guten Putts schnell wieder wett. Es war trotz eines ganz üblen Bunkerschlags zum Abschluss alles in allem eine grundsolide Performance von Hanson – genau das, was man von ihm erwartet hat. Was die Frage aufwirft was Olazábal geritten hat, Hanson und Lawrie im Fourball einzusetzen statt im Foursome. Note: 4+
Steve Stricker
Der Veteran war wirklich nicht zu beneiden. An jedem zweiten Loch schickte Woods ihn im Foursome in die Wildnis, vermutlich ist er der Einzige der heute von den Laufwegen her 54 Loch gespielt hat. Tatsächlich hat Stricker dabei einige wirklich beeindruckende Zauberschläge gespielt und war der Einzige Grund, dass die beiden überhaupt noch so lange im Rennen waren. Entsprechend erleichtert dürfte Stricker gewesen sein als er seinen eigenen Ball spielen durfte. Er spielte anfangs sicher und machte wichtige Putts – machte aber mit zwei Wasserschlägen an der 15 und 17 und einem weiteren schlechten Eisen an der 18 entscheidende Fehler. Note: 4
Graeme McDowell
G-Mac zeigte die gleiche Formkurve wie Little Mac, allerdings mit einem noch stärkeren Abfall. An der 15 schlug er den Abschlag ins Wasser und brachte so den Sieg in Gefahr, auf der 18 musste er aus perfekter Position nur das Grün treffen und fand den Bunker. Zwar gelangen auch ihm im Fourball zwei Birdies, aber die meiste Zeit ließ er Rory ein wenig im Regen stehen wie an der 16 wo er einen Baum abschoss. Note: 4
Martin Kaymer
In den Foursomes durfte er nicht ran und in den Fourballs tat er wenig um José-Maria Olazábal zu überzeugen, dass dies ein Fehler war. Kein einziges Birdie konnte er zum europäischen Ergebnis beitragen – die wenigen Chancen, die sich ergaben, vergab er durch extrem defensives putten. Da der Deutsche zu Beginn kaum im Bild war fällt ein abschließendes Urteil schwer, aber die Zahlen auf der Scorekarte sind sicher nicht das was sich die Europäer von ihm versprochen haben. Zumal dies ein durchaus gewinnbares Match gewesen wäre. Note: 4-
Lee Westwood
Der Engländer knüpfte nahtlos an seine Leistung bei der Tour Championship an – die leider unterirdisch war. Das Übel begann im Foursome mit einem verschobenen Mini-Putt an der 6 und auch sonst versenkte Westwood den ganzen Tag fast keinen Putt. Hinzu kamen unerklärliche Aussetzer an der 13 und vor allem an der 15 wo er sein Holz unfassbar weit aus der Linie ins Wasser verzog. Anders als Tiger Woods konnte er sich auch im Fourball nicht steigern, schlug an der 15 sogar nochmals ins Wasser, hatte aber mit Colsaerts ein echtes Tier als Partner bekommen. Note: 6