Wer viele Turniere spielt, wird mit den unterschiedlichsten Spezies zusammengemischt. Die große Mehrheit davon sind angenehme Zeitgenossen in deren Gegenwart man gerne vier Stunden lang Bälle durch die Gegend drischt und über Golf und andere Dinge philosophiert. Doch immer wieder mischt sich auch mal ein faules Ei in den Flight, das den Spaß am Spiel mehr verderben kann als ein vierstündiger Platzregen. Dies hier sind die zwölf verbreitetsten Mitspieler, die einem den Sonntagnachmittag zur Hölle machen können.
Der Dummschwätzer
Er weiß zu Gott und der Welt etwas zu erzählen. Egal um welches Thema es geht: Golf, Wirtschaftskrise, globale Erwärmung oder Darmspülung. Der Dummschwätzer hat alles schon erlebt und möchte mit seiner Expertise nicht hinter dem Berg halten. Denn es gibt nichts, was er mehr liebt als den Klang seiner Stimme. Wer mit ihm zusammenspielt, hat verloren, da dezente Hinweise darauf, dass sich sein Mund ständig auf und zu bewegt, ungehört verpuffen.
Der Runterzieher
Ein enger Verwandter des Dummschwätzers. Allerdings ist er eine deutlich hinterlistigere Spezies, da er die Kunst der Tarnung beherrscht. Anfangs wirkt er wie der sympathische Golfer von nebenan, doch nach dem dritten Strich auf der Scorekarte zeigt er sein wahres Gesicht. Nach dem Motto “Wenn es bei mir nicht läuft, soll es auch bei anderen nicht laufen”, sät er negative Gedanken, ruft seinen Mitspielern bei jedem Abschlag die Gefahren in Form von Aus und Wasser in Erinnerung, motzt über den Zustand des Platzes und redet während der Schlagvorbereitungen der Flightpartner.
Der Obermacho
Er nennt die Damenabschläger verächtlich Hühnerrampen (vermutlich weil er wegen ihnen dauernd Runden für Ladys zahlen muss), erzählt nach der Runde einen frauenfeindlichen Witz nach dem Nächsten und trauert noch immer den Zeiten der “No Dogs, No Women”-Schilder nach. Auch heute noch gibt es Typen, meist höheren Alters, die sich sofort aus dem Turnier streichen lassen, wenn sie mit einer Dame in einen Flight eingeteilt sind. Das vermeintlich schwache Geschlecht toleriert er nur, wenn sie bei Spaßturnieren (Scheidungs-Vierer etc.) an seiner Seite spielen – weswegen er der eigenen Ehefrau auch verbietet, ihr Handicap bei Turnieren zu verbessern.
Der Besserwisser
Diese Spezies tritt meist gegenüber Anfängern und höheren Handicappern auf, oft aber auch gegenüber den Lebensabschnittsgefährten. Sie hat sich darauf spezialisiert, jeden Schlag zu kommentieren und ungewünschte Tipps zu geben: “Du musst den Kopf unten lassen”, “mehr Schulterdrehung”, “steiler schwingen” und “weniger Handeinsatz” sind dabei einige der Lieblingsfloskeln. Dummerweise hat der Besserwisser meistens gar nicht das Auge, um Fehler in einem Schwung zu erkennen, sondern gibt wechselweise immer nur das wieder, was ihm früher einmal selber gesagt wurde.
Der Besserkönner
Meist ein Mid-Handicapper, der einen schwarzen Tag erwischt hat – zumindest behauptet er das – und Schläge macht, die ihm eigentlich so NIE passieren. Gerne streut er dabei in die Konversation ein, dass er gerade gestern erst 45 Nettopunkte gespielt hat und auf der Driving Range jeden einzelnen Ball gerade gespielt hat. Wir alle haben mal schlechte Tage und nur weil es nicht läuft, glauben die Flightpartner nicht sofort, dass sich der andere das Handicap erschummelt hat. Es gibt also keinen Grund jeden Schlag mit dem immer gleichen Satz zu lamentieren.
Der Pechvogel
Er jammert über jeden Putt, der an der Lochkante hängen bleibt, verflucht jeden Ball, der mit der letzten Umdrehung in den Grünbunker rollt und fühlt sich als Opfer eines Voodoo-Zaubers, wenn sein Abschlag einen Meter vom Fairway entfernt im dicksten Rough landet. Nach der Runde lamentiert er im Clubhaus darüber, dass seine 95 eigentlich eine 75 gewesen wäre, wenn sich nicht alle nordischen, römischen, griechischen und christlichen Götter auf einmal gegen ihn verschwört hätten. Dabei setzt er natürlich voraus, dass der aus 25 Metern eingelochte Chip, der Drive, der vom Baum aus dem Aus ins Fairway gespuckt wurde und der Putt, der von hinten ins Loch fiel, nichts mit Glück sondern nur etwas mit seinen eigenen Fähigkeiten zu tun hatte.
Der Regelkreative
Er gehört nicht etwa zu den Anfängern, die die Regeln noch nicht so gut kennen. Stattdessen versucht er die vermeintliche Unwissenheit oder Gleichgültigkeit der Mitspieler auszunutzen, in dem er Drops aus Hüfthöhe durchführt, hinter frontalen Wasserhindernissen die Bälle ungeachtet der Linie Kreuzungspunkt-Fahne so fallen lässt wie er den besten Weg zum Grün hat und genau unter seinem Ball Spuren von grabenden Tieren entdeckt, die definitiv nicht in Brehms Tierleben erwähnt sind.
Der Mathematiker
Er schafft es auf einer Runde komplett die Grundrechenarten zu revolutionieren. Bei ihm werden manche Zahlen doppelt gezählt, mal subtrahiert statt addiert und Strafschläge werden einfach übersprungen. Mit bewundernswerter Beharrlichkeit zieht er diese ganz eigene mathematische Zahlenfolge bis zum Ende durch. Für diese Fälle empfiehlt es sich als Zähler immer eine Schiefertafel und ein Stück Kreide im Bag zu haben.
Der PGA Tour Pro
Jedes Wochenende sitzt er vor dem Fernseher, lauscht den pointierten Schwunganalysen von Carlo Knauss und schaut sich genau an, wie sich die Profis bei ihren Schlägen verhalten – besonders aus dem Grün. Und so schaut auch er sich seine Putts aus allen Himmelsrichtungen (und manchmal auch noch aus den Nebenhimmelsrichtungen) an, legt sich wie Camilo Villegas aufs Grün – und schiebt den Putt anschließend souverän 50cm am Loch vorbei. Das hindert ihn natürlich nicht daran, das gesamte Prozedere beim Rückputt zu wiederholen.
Der Hammerwerfer
Die meisten ehrgeizigen Golfer hauen schon mal den Driver verärgert etwas kräftiger auf den Boden, wenn er sich dem eigenen Willen widersetzt, doch der Hammerwerfer zelebriert seinen Frust regelrecht. Er nimmt den Schläger seines Unmutes (oft ein Wedge oder der Putter) und schleudert ihn wie ein antikes Wurfgeschoss so weit es geht das Fairway entlang. Echte Könner schaffen es sogar, den Schläger dabei unerreichbar in einem Busch oder Baum zu platzieren. Den Weg in den Teich wählen hingegen nur Profis, da diese nicht am folgenden Tag ins nächste Sportgeschäft rennen müssen, um sich ein neues Wurfgeschoss zu kaufen.
Der Bewunderer
Kaum hat der Ball seiner Mitspieler den Schläger verlassen, ruft er “Schöner Schlag” – ganz unabhängig davon ob der Ball kurz danach ins Aus slicet oder nur 100 Meter geradeaus nach vorne hoppelt. Und wenn man dem Bewunderer danach erbost den Todesblick entgegen schleudert, wagt er es meist noch ganz keck den Satz “Ist doch noch im Spiel” anzuschließen.
Der Protokollant
Er ist der Schlimmste von allen. Er verfasst während jeder seiner Runde mentale Notizen, um diese dann anschließend auf seinem völlig sinnlosen Blog zu veröffentlichen.