Eine Verteidigung für 9-Loch-Turniere

Ich habe es getan! Ich habe mein erstes 9-Loch-Turnier gespielt. Ja, ich habe natürlich auch vorher die gesammelten Vorurteile gehört: “Das ist doch nichts für echte Golfer”, “Kindergeburtstag” oder “Frauenturnier” sind noch die freundlicheren Formulierungen, die unter den echten Kerlen auf der Clubhausterrasse ausgetauscht werden. Die Argumentation ist dabei immer gleich: Wenn 18 Punkte geschenkt werden, ist das Wettbewerbsverzerrung. Offensichtlich sind viele der Meinung, dass man sich nur zu fünf 9-Loch-Golfturnieren anmelden muss, und schon ist man Single-Handicapper. Dass diese Vorwürfe ausgerechnet von Leuten kommen, die sich gerne schwach besetzte Turniere aussuchen, bei denen es am Ende CSA+3 gibt? Egal, immerhin haben sie es dabei ja geschafft, über 18 Loch die Kugel vor sich her zu schubsen. Respekt! Doch was ist wirklich an den Vorurteilen dran, dass ein 9-Loch-Turnier so viel einfacher ist? Ich mache es kurz: Nichts!

Natürlich werden einem 18 Punkte geschenkt, doch eines darf man nicht vergessen: die anderen 18 Punkte muss man sich dann doch noch selbst erspielen. Wahnsinn, oder? Einen echten Vorteil haben nur diejenigen, die einen guten Start in die Runde haben. Wenn man hingegen schwach beginnt und einen oder mehrere Striche einbaut, gehen einem sehr schnell die Löcher aus, um den Bockmist wieder auszugleichen. Und gemäß der Gaußschen Normalverteilung (schon geil, wenn man mit bedeutungsvollen Begriffen um sich werfen kann und den Eindruck erweckt, man würde sie verstehen) wage ich einmal kühn zu behaupten, dass sich die Zahl der Spieler, die von den 18 Zusatzpunkten profitieren und die Zahl derer, denen am Ende der Runde zu wenig Loch übrig bleibt, in etwa ausgleicht.

Und jetzt kommt’s: Ich behaupte sogar, dass 9-Loch-Turniere schwieriger als 18-Loch-Turniere sind. Das mag vielleicht nicht für Unterspielungen gelten, aber um sein Handicap zu bestätigen (neudeutsch: puffern), muss man sich dann doch deutlich mehr ins Zeug legen. Da wäre zum Einen das Start-Handicap. Obwohl ich heute auf den – laut Scorekarte – schwereren 9 Loch unseres Platzes gespielt habe, lag meine Spielvorgabe ein Schlag niedriger als wenn ich die gleichen Löcher während eines 18-Loch-Turniers gespielt hätte. Nimmt man nun noch hinzu, dass man zwei Punkte mehr spielen muss, um den Pufferbereich zu erreichen (in meinen Fall beispielsweise 35 (17+18) Nettopunkte statt 33 (16,5+16,5) Nettopunkte), so geht man eigentlich schon mit gehörig Ballast auf den ersten Abschlag. Zwar ist der Nachteil in den höheren Handicapklassen nicht mehr da, aber dennoch: Wer ein 9-Loch-Turnier spielt, hat bereits vor dem ersten Schlag gefühlt bis zu einen 3/4-Strich auf der Scorekarte.

Wenn Sie also beim nächsten 9-Loch-Turnier von irgendwelchen Besserwissern blöd von der Seite angemacht werden, sollten Sie einfach cool lächeln und fragen, ob derjenige überhaupt weiß, wie sich ein 9-Loch-Turnier von einem 18er unterscheidet. Und wenn er dann mit den geschenkten Punkten ankommt, gehen Sie einfach mit den Worten: “Ach dann kennen Sie sich mit Golf wohl nicht so gut aus” weiter. Vielleicht führt das ja mal dazu, dass alle Golfer ernst genommen werden, egal ob sie nun 9, 18, 36 oder 100 Loch am Tag spielen.

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