Film-Rezension: Golfballs! (USA 1999)

Anfang der 80er hing Golf immer noch der elitäre Makel an. Ausgerechnet ein Kinofilm änderte dies. Die Blödelkomödie “Caddyshack” brachte den Sport 1980 den Massen näher. Seither gab es zahlreiche Golf-Filme in Kino und Fernsehen. Ich werde über die nächsten Wochen und Monate versuchen, die meisten von ihnen zu schauen und zu bewerten – sowohl aus filmischer als auch aus golferischer Sicht. Den Anfang macht eine etwas leichtere Kost, die hierzulande weder im Fernsehen lief, noch auf DVD zu bekommen ist: die US-Sexkomödie Golfballs aus dem Jahr 1999. Zur Einstimmung erst einmal der Trailer:

Die Story ist schnell erzählt: Der Pennytree Golf Club des ehemaligen Amateur-Stars Josh Pennytree (Philip Stillman) und seiner vollbusigen Tochter Liberty (Christy Tummond) steht kurz vor dem Ruin, weil der angrenzende Edel-Country-Club Bentwood und sein snobistischer Besitzer Simon Roosevelt (Dan Barkley) alle Kunden abgreift. Doch als ein reicher Golfspieler in Pennytree aufteet und beim Anblick von Libertys Greenkeeper-Uniform (BH und Minirock) mit Geld um sich werfend tot umfällt, kommt Liberty eine geniale Geschäftsidee. Sie trommelt die heißesten (sprich: körbchengrößten) Damen aus der Umgebung zusammen um ihren Gästen ein Full-Service-Angebot zu unterbreiten. Im wahren Leben wird man dafür verhaftet, hier verdient man ein Vermögen damit. Als Rivale Roosevelt von der Aktion Wind bekommt, fordert er Pennytree und seinen Head-Pro zu einem Best-Ball-Wettstreit heraus, bei dem der Sieger den Golfclub des Verlierers übernehmen darf.

Dieser golferische Aspekt beginnt nach etwa 50 Minuten (der gesamte Film ist inklusive Abspann wohlgemerkt nur 87 Minuten lang). Was davor passiert, ist in etwa mit einer Folge “Baywatch” zu vergleichen. Weil die Handlung nicht ausreicht, um die Sendezeit zu füllen, dürfen alle paar Minuten die Damen von der Cart-Waschanlage ran, die sich selber feuchter nasser machen als die Carts, und mehr Kunststoff in sich tragen als die titelgebenden Golfbälle. Zu den blanken Brüsten gesellen sich peinliche sexuelle Anspielungen wie explodierende Sonnenmilch-Flaschen, wie es nur in einem an Prüderie kaum zu überbietenden Land wie den USA möglich ist. Ein Europäer kann darüber natürlich nur lachen. Allerdings ist das auch das Einzige, was ein Schmunzeln auf die Lippen zaubert. Die Gags dieser vermeintlichen Komödie sind so platt und unoriginell, dass man kaum glauben kann, dass einige Amerikaner darin tatsächlich einen würdigen Nachfolger für “Caddyshack” gesehen haben wollen.

Das Peinlichste ist allerdings die golferische Qualität der Besetzung. Die zwei Schauspieler, die man als Headpros der Clubs besetzt hat (einen von ihnen hat man ernsthaft den Namen Steve Shank gegeben), spielen, als hätten sie gerade mal in einem 3-Tage-Crashkurs die Platzreife erworben. Ein Eindruck der sich durch die an Lächerlichkeit nicht zu überbietenden Outtakes im Abspann nur noch verstärkt wird. Es ist ja verständlich, dass man bei einer so billig heruntergekurbelten Produktion nicht die Zeit hat, Leute zu suchen, die schauspielern UND golfen können. Aber dass sie keinen einzigen gefunden haben, der schauspielern ODER golfen kann, ist schon mehr als blamabel.

Daher verwundert es nicht weiter, dass der Regisseur und 90% seiner “Stars” nie wieder etwas gedreht haben – abgesehen von einigen Auftritten in Videospielen. Karriere haben bezeichnenderweise nur zwei Damen gemacht. Das Ex-Penthouse Pet of the Month Amy Lynn Baxter, die hier ein Physik-Genie (!) spielt (vermutlich weil sie sich mit Schwerkraft auskennt), wurde später mit einem Werbespot für Potenzpillen berühmt-berüchtigt. Und Jennifer Steele, die Darstellerin von Bardame Alice, ging kurz danach den nächsten logischen Karriereschritt und spielte in Hardcore-Produktionen mit – etwas was ihren Qualitäten sicherlich mehr entspricht, als ein Golf-Film.

Denn wer auch nur das geringste Interesse an unserem schönen Sport hat, wird mit Langeweile, Ekel und Wut auf “Golfballs!” reagieren. Dass man überhaupt eine Golfthematik gewählt hat, liegt nur daran, dass selbst ein unfähiger Drehbuchautor wie dieser hier aus der Golfsprache zweideutige Dialoge formen kann – auch wenn Witze mit “einlochen” und “balls” allenfalls noch Pubertierende oder Verzweifelte amüsieren. Denn ob es nun um Golf, Polo oder Hallenhalma geht: Einen Unterschied macht es für die Handlung nicht. Und das ist so ziemlich das Schlimmste, was man über einen Golffilm sagen kann.

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