Der Ryder Cup ist die Cash Cow Nr. 1 der European Tour. Der biennale Kontinentalwettstreit ist das Fundament auf dem die erste Liga des europäischen Golfsports beruht. Während bei den amerikanischen Heimspielen nicht die PGA Tour sondern die PGA of America Ausrichter und Hauptprofiteur ist (etwas 5/6 des Profits bleibt in den USA), reibt sich George O’Grady alle vier Jahre die Hände wenn sich die European Tour den heimischen Geldspeicher durch die Ausrichtung des Ryder Cups füllt.
Der Ryder Cup ist das Sahnestück des TV-Vertrags, den die European Tour mit dem britischen Fernsehanbieter Sky geschlossen hat. Ohne ihn, den man geschickt mit der Übertragung der regulären European-Tour-Turniere bündelt, wären die TV-Rechte nur ein Bruchteil wert und die Existenz der European Tour vermutlich ernsthaft gefährdet. Nimmt man dann noch die Einnahmen durch Merchandising, Eintrittskarten, Sponsoren und die sogenannten Hospitality Tents hinzu, kommt ein schönes Geldpolster zusammen, das der European Tour ermöglicht, schwächelnde Events am Leben zu halten.
Beim Ryder Cup 2006 kam insgesamt ein Profit von 15 Millionen Euro zusammen, der zu 60% in die Taschen der European Tour wanderte. Und da der größte Hype um den Ryder Cup erst in den letzten Jahren einsetzte, kann man davon ausgehen, dass 2010 deutlich mehr als 9 Millionen Euro in George O’Gradys Schatulle wanderte – ganz zu schweigen davon, was bei den noch anstehenden Ausrichtungen passiert.
Denn mittlerweile ist die Vergabe des Ryder Cups zu einem Event von olympischen Ausmaßen angewachsen. Nachdem man 2002 “The Belfry” die Daueraustragung entzog, kauften sich reiche Unternehmer den Ryder Cup um das eigene Golfresort bekannt zu machen. 2006 holte Michael Smurfit die Veranstaltung in den irischen K Club, 2010 erhöhte Sir Terry Matthews das Renomee des walisischen Celtic Manor Resorts. Dass Wales aufgrund der Wetterbedingungen im Herbst nicht gerade ein guter Standort war oder die Europäer einen großen Wettbewerbsvorteil aus der Hand geben in dem sie auf amerikanisierten Plätzen statt auf Linksplätzen ausrichten, störte niemanden: Hauptsache die Zahl unter dem Strich war groß genug.
Doch die Zahl an zahlungswilligen Resorts in Großbritannien ist gering. Also dachte sich das Ryder-Cup-Kommitee einen cleveren neuen Schachzug aus. Offiziell wollte man den Ryder Cup von der Insel auf das Festland holen um die Kontinentaleuropäer dafür zu belohnen, dass sie den Cup zu dem gemacht haben, was er heute ist. Doch tatsächlich steckten natürlich auch hier monetäre Motive dahinter. Indem man mehrere Nationen in den finanziellen Wettstreit (oder wie man es offiziell nannte: einen Bieterprozess) verwickelt, die teilweise für den Zuschlag auch staatliche Zuschüsse gewähren, erhöht die European Tour nicht nur die Aufmerksamkeit für den Sport sondern auch die finanzielle Stabilität für die Zukunft.
Doch die Profite werden nicht überall mit Wohlwollen gesehen. Erst im vergangenen Jahr beschwerten sich u.a. Rory McIlroy und Luke Donald über das finanzielle Ungleichgewicht. “Wir alle wissen, wie viel Geld es der European Tour bringt”, mahnte Donald. “Es ist ein Privileg im Ryder Cup zu spielen, aber wir opfern eine Woche dafür”. Die Worte des Engländers kamen an, denn kurz darauf deklarierte die European Tour die Teilnahme am Ryder Cup als offiziellen European-Tour-Start um die auf beiden Touren operierenden Stars zu entlasten. Es ist nicht das erste Mal, dass man den Protesten der Spielern nachgeben musste. Ursprünglich gab es keine finanzielle Vergütung für die Teilnehmer. Doch als der Ryder Cup 1985 zum ersten Mal in seiner Geschichte kein Zuschussgeschäft war, stieg die Forderung der Spieler nach Kompensation, die 1999 in Brookline auf amerikanischer Seite eskalierte. Resultat war ein Kompromiss nach dem die Spieler und der Kapitän 200.000 Dollar Aufwandsentschädigung bekommen, die an eine wohltätige Einrichtung ihrer Wahl geht. Ein Betrag, den die Veranstslter gerne zahlen um die Spieler bei Laune zu halten.
Doch wenn es darum geht, den eigenen Profit zu wahren, schreckt die European Tour auch vor zweifelhaften Methoden nicht zurück. Am vergangenen Donnerstag startete man auf der offiziellen Seite einen Aufruf, sich als freiwillige Helfer für den Ryder Cup zu melden. Ein verlockendes Angebot, schließlich sind Karten für das Ereignis schwer zu bekommen und statt in Reihe 20 ist man hautnah am Geschehen dabei. Auf der anderen Seite ist man als Scoreboard-Träger auf nur einen Flight beschränkt, muss als Ordner dem Geschehen den Rücken zudrehen und bekommt als Merchandising-Verkäufer keinen Schlag zu sehen.
Insofern hat es einen gewissen Beigeschmack, den 1800 ausgewählten Freiwilligen dafür, dass sie die Ehre haben auf eigene Kosten früh morgens anzureisen und sich den Arsch für das Event aufzureißen, auch noch eine Gebühr von 75 Pfund abzuverlangen um die Ausgaben für Kleidung und Essen (!!!) zu decken. Dass die Praxis nicht zum ersten Mal angewendet wird und auf der PGA Tour gang und gäbe ist, macht sie trotzdem nicht weniger fragwürdig. Denn auf der PGA Tour sind die Profiteure lokale karitative Stiftungen und Vereinigungen, beim Ryder Cup fließt das Geld in die Taschen von O’Grady.
Dass bei einer Veranstaltung, die der European Tour schätzungsweise 15-20 Millionen Euro in die Kassen spült, keine 200.000 Euro für die Verpflegung von 1800 kostenlos arbeitenden Helfern drin sein sollen, ist ein Armutszeugnis für die European Tour. Denn ohne diese Volunteers wäre die Ausrichtung des Ryder Cups unvorstellbar. Es ist ein Vorgehen, dass leider wieder einmal alle Eliten-Vorurteile bestätigt, die gegen den Golfsport vorherrschen. Umso schlimmer, dass sich bereits 9.000 freiwillige Helfer gemeldet haben und die European Tour damit sogar ermutigen 2018 in Paris eine noch höhere Zahlung zu fordern.