Golf: die erste interaktive Sportart

Es ist der Traum jedes Fußball-Fans. Mit einer Chips-Tüte in der linken und einem Bier in der rechten Hand sitzt er auf dem Sofa und muss mit ansehen, wie sein Team ein Tor kassiert. “Schiri, das war Abseits”, schreit unser Fan – woraufhin der Unparteiische seine Entscheidung noch einmal überdenkt und revidiert. Unmöglich? Beim Golf sind wir auf dem besten Weg dorthin.

Bei der Canadian Open in der vergangenen Woche – gespielt wurde aufgrund des Regens mit Besserlegen – nahm Mike Weir seinen Ball auf, reinigte ihn und platzierte ihn an den Rand eines Divots. Als er sich anschickte, den Ball zu schlagen, rollte er zurück ins Divot. Nach Rücksprache mit einem Offiziellen schrieb sich Weir einen Strafschlag auf, bei der anschließenden Videoanalyse wurde jedoch entschieden, dass Weir den Ball noch nicht angesprochen hatte und somit straffrei ausgeht. Damit sollte die Geschichte eigentlich zu Ende sein, doch danach ging sie erst richtig los.

Wie Score Golf (als kanadische Seite womöglich etwas parteiisch in dem Fall) berichtet, sollen Dutzende Telefonanrufe von selbstgerechten Golfern eingegangen sein, die sich über die Entscheidung echauffierten. Als Reaktion setzten sich die PGA Tour und der Veranstalter, die Royal Canadian Golf Association, noch einmal zusammen und schlugen den Strafschlag wieder drauf. Konsequenterweise hätten sie danach eigentlich Mike Weir für das Unterzeichnen einer falschen Scorekarte disqualifizieren müssen, doch RCGA-Chef Dean Ryan begründete die Nichtanwendung damit, dass “wenn ein Kommitee eine Entscheidung trifft oder einen Fehler macht, dies natürlich korrigiert werden kann.”

Nun will ich mich nicht über die scheinheiligen Golfer aufregen, die privat schon mal mit dem Lederwedge aus dem Rough spielen sich bei den Profis aber aufspielen und wichtig machen. Viel fataler ist doch, wie darauf reagiert wird. Vor einigen Wochen machte dieses Video von Kenny Perry die Runde.


Es legt nahe, dass Kenny Perry bei seinem Sieg bei der FBR Open die Lage seines Balles unerlaubt verbesserte. Weil YouTube-Nutzer und andere Wichtigtuer darin einen Skandal sahen, wurde die Situation bei dem schon Wochen zurückliegenden Turnier noch einmal neu aufgerollt. Perry wurde letztlich von jeder Schuld freigesprochen, aber dass es überhaupt so weit kommen musste, ist ein Problem. Wenn sich die PGA Tour solchen Beschwerden beugt, öffnet sie Tür und Tor für weitere Vorfälle. Statt zu sagen, dass es eine Tatsachenentscheidung unter Einbeziehung der Golfregeln war, stellt man die eigene Autorität in Frage – und verwässert dabei die Golfregeln. Die und die detailreicheren Decisions sollen eigentlich dazu führen, dass es keine schwammigen Entscheidungen geben kann. Wenn man nun alle Nase lang offiziell getroffene Entscheidungen in Frage stellt oder revidiert, erreicht man damit genau das Gegenteil von dem, was die Väter und Mütter des Golfsports mit ihren Regeln erreichen wollten.

Spinnen wir die Situation doch einmal weiter: Angenommen eine ähnliche Situation wie die von Mike Weir passiert in der Schlussrunde eines Majors. Spieler X gewinnt mit einem Schlag Vorsprung das Turnier. Einige Stunden später laufen Fans des Zweitplatzierten Sturm und prangern einen vermeintlich falsch gewerteten Regelverstoß an. Weil man durch die Entscheidungen in den Fällen Perry und Weir Präzedenzfälle geschaffen hat, müsste man diesen Beschwerden eigentlich auch nachgehen – und am Ende wird der Majorsieger am grünen Tisch entschieden. Eine unerträgliche Situation, die dem Golfsport an sich großen Schaden zuführen würde. Daher wäre es schön, wenn die Tourverantwortlichen in Zukunft ein wenig mehr Rückgrat beweisen würden und zu ihren einmal getroffenen Entscheidungen stehen. Ganz egal was TV-Zuschauer, YouTube-Nutzer oder pseudo-wichtige Blogger wie ich dazu sagen.

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