Disqualifikationen sind im Profigolfsport nichts Ungewöhnliches. Hier bewegt sich ein Ball, da bleibt ein 15 Schläger im Bag, und erst letzte Woche musste James Hahn vorzeitig abreisen weil er einen Ausrichtungsstick für Probeschwünge benutzt hatte. Passiert halt, Schwamm drüber ist die übliche Reaktion. Doch das, was heute früh bei der Hong Kong Open passiert ist, wird noch eine Weile nachwirken ob der Inkompetenz aller Beteiligten.
Alles begann ganz harmlos mit diesem Tweet von Tom Jackson, der als Mitglied der European Tour Productions vor Ort war:
Wow. Joonas Granberg's caddie went to wrong start tee this morning so Granberg missed his tee time & therefore out of event. #hongkongopen
— Tom Jackson (@TWRJackson) December 5, 2013
Erste Presseberichte führten schließlich aus, dass der Finne ein Opfer des ungewöhnlichen Ablaufs geworden war, da das Turnier an Tee 1 und (dem nicht gerade nah am Clubhaus gelegenen) Tee 11 gestartet wird. Granberg war für einen Start am elften Loch vorgesehen, ging aber versehentlich zu Tee 1 wo man ihn wieder fortschickte. Granbergs Caddie kam ebenfalls mit dem Start durcheinander und wartete mitsamt dem Bag an Loch 10. Als er seinen Fehler merkte, war das Startfenster für Granberg abgelaufen und er wurde disqualifiziert.
So weit, so normal. Doch was danach kam, spottete jeder Beschreibung und ist der European Tour offensichtlich so peinlich, dass auf der Webseite jeder Hinweis auf Granbergs Existenz in diesem Turnier fort ist. Dummerweise hat jedoch ein Spieler dem Golfblogger Donal Hughes die Geschichte gesteckt, der sie wiederum in einem Artikel festgehalten hat.
Da Granberg noch keinen Ball geschlagen hatte, fiel sein Startplatz nicht einfach unter den Tisch sondern wurde dem ersten Reservisten angeboten, Anthony Kang. Der Amerikaner hatte mittlerweile alle Hoffnung aufgegeben in das Turnier zu rutschen, zurückgezogen und einen Caddie-Job bei seinem Kumpel Unho Park angenommen, der – die Golfgötter haben einen bizarren Sinn für Humor – im gleichen Flight wie Granberg zugeteilt war. Also ging die hektische Suche weiter. Als nächster Kandidat versuchte sich der Jeppe Huldahl am Startplatz. Der Däne hatte alles dabei: Caddie, Schläger und zugebundene Golfschuhe (etwas was dem zwischenzeitig Führenden fehlte). Also alles in Butter? Nicht ganz. Denn gerade als Huldahl loslegen wollte, wurde er von einem Offiziellen gestoppt. Weil die Hong Kong Open ein co-sanktioniertes Turnier ist, und Jonas Graanberg als Mitglied der Asian Tour im Feld war, durfte er auch nur durch ein Asian-Tour-Mitglied ersetzt werden. Huldahl hatte leider nur die European-Tour-Karte in der Tasche und musste unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen.
Der richtige Ersatzkandidat war somit Chih Bin Lam, doch der war auf die Schnelle nicht zu finden. Als man ihn endlich aufgetrieben hatte, waren seine beiden potenziellen Mitspieler schon längst unterwegs. Also schnappte sich der völlig überrachte Lam sein Bag, eilte zum Tee, schlug einen Ball und rannte weiter um den Rest seines Flights einzuholen. Warum Lam dieses Sonderrecht bekam, ist nicht überliefert. Denn eigentlich sollte ein Reservist wartend am Tee stehen um die Startzeit des zu ersetzenden Spielers einzuhalten. Wie dem auch sei, die bizarre Geschichte bekam ein noch bizarreres Ende als Lam, mit dem eigenen Bag über dem Rücken, eine 66 ins Clubhaus brachte und sich nach der ersten Runde auf Platz drei wiederfindet.