Mein Name ist Linksgolfer und ich bin Golfoholiker. Seit zwei Wochen bin ich auf Entzug. Auf kaltem Entzug, denn draußen herrschen Minustemperaturen und lassen Fairways, Grüns und Driving Range unter einer dichten Schneedecke versinken, die mehr Bälle frisst als Bahn 17 des Stadium Course von TPC Sawgrass.
Und tatsächlich stellen sich bei mir wie bei einem Junkie bereits die Entzugserscheinungen ein: Schlaflosigkeit, innere Unruhe, Gliederschmerzen, Schwindel, Zittern und Kopfschmerzen. Okay, der Arzt sagt es sei eine Viruserkrankung. Aber was weiß der schon? So weit ich weiß, hat der noch nie einen Golfschläger in der Hand gehabt.
Tatsächlich haben wir hier im Norden so viel Schnee wie ich seit Beginn meiner Golfkarriere vor fünf Jahren noch nicht erlebt habe. Okay, ihr Südländer, die ihr drei Monate im Jahr wegen gesperrter Plätze nicht spielen könnt, werdet über unsere läppischen fünf Zentimeter lachen. Aber für jemanden, der seit vier Jahren an jedem Wochenende den Golfschläger geschwungen hat, ist es schon ein harter Schlag wenn die Range gesperrt ist, weil es keine Bälle mehr gibt und erst eine Rettungshundestaffel eingeflogen werden muss, um sie wiederzufinden.
Aber es gibt auch positive Seiten: Jeder Eisenschlag ins Grün (nennt man es zu dieser Jahreszeit noch so?) bleibt selbst mit den neuen Grooves tot liegen, und beim putten muss man sich weder um die Geschwindigkeit, noch um die Linie Sorgen machen: Einfach immer feste druff. Aber das Allerschönste offenbart ein Blick auf den Kalender: Vorgestern hatten wir den 21.Dezember, den kürzesten Tag des Jahres. Es geht also wieder aufwärts. Wenn die Greenkeeper jetzt noch mal kurz die Rasenheizung anstellen würden, könnte ich endlich auch das Methadon-Programm auf der Putting Matte einstellen.