Masters Countdown. Teil 3: Das grüne Jackett

Das Objekt der Begierde ist einreihig, besitzt drei Knöpfe und einen Rückenschlitz, und ist in der Farbe Pantone 342 gehalten, die die Optik der Fairways von Augusta National widerspiegeln soll. Keine Frage, das Grüne Jackett – die begehrteste Trophäe im Golfsport – gehört sicherlich nicht zu den modischsten Kleidungsstücken. Doch wer eines hat, hat es geschafft. Entweder wurde er in den erlauchten Kreis der Augusta National Mitglieder eingeladen, oder er hat das Masters gewonnen.

Der Erste, dem diese Ehre zuteil wurde, war Sam Snead. Als er 1949 das Masters gewann, erhielt er das Jackett, das zuvor nur Mitgliedern vorbehalten war. (alle vorherigen Gewinner erhielten anschließend retrospektiv ebenfalls ein Jackett). Die auffällige Farbe erfüllte damals durchaus ihren Zweck. Als die Club-Uniform 1937 eingefügt wurde, sollte sie Mitglieder vom normalsterblichen Zuschauer abheben, damit diese jederzeit als Ansprechpartner für eventuelle Fragen erkannt werden konnten – und im Clubhaus vom Kellner die Rechnung überreicht bekamen. Die ehrenwerten Herren waren zwar anfangs weder von der Farbe noch vom Stoff begeistert – an warmen Tagen wurde das Jackett regelrecht zum Brutofen – aber als einige Jahre später eine leichter zu tragende Version eingeführt wurde, akzeptierten auch sie die neue Mode.

In der Öffentlichkeit würden sie das Jackett dennoch nicht anziehen. Und dürften es auch nicht. Denn das Tragen ist nur auf dem Gelände des Augusta National Golf Club erlaubt. Einzig der aktuelle Sieger darf es für ein Jahr mit nach Hause nehmen, ist aber angewiesen, es nicht zu tragen. So erhielt Nick Faldo, als er einem britischen Talkshow-Host sein frisch gewonnenes Jackett umhängte, am nächsten Morgen einen tadelnden Anruf des Club-Präsidenten. Nur einer wagte es, das begehrte Objekt vom geheiligten Gelände zu entfernen. Gary Player nahm es nach seiner Play-off-Niederlage 1962 wieder mit nach Südafrika. Als ihn der damalige Augusta-Chef Clifford Roberts bat, das Jackett wieder zurückzubringen, antwortete Player trocken “Holen Sie es sich doch” – und durfte es in seinem Schrank behalten.

Erstellt wird der Blazer seit 1967 von der Firma Hamilton Tailoring aus Cincinatti mit gut 2 Metern Stoff aus einer Textilmühle in Georgia (die Wolle stammt u.a. aus Australien), Knöpfen der Firma Waterbury Button aus Connecticut und dem auf die Brust gestickten Augusta-Logo von AB Emblem aus North Carolina. Etwa einen Monat dauert die Handfertigung des begehrten Objekts. Nur eines ist ein streng gehütetes Geheimnis: der Preis. Schätzungen variieren zwischen 250 und 400 Dollar pro Exemplar, doch der ideelle Wert ist unbezahlbar. Schließlich gab es bisher nur 45 verschiedede Masters-Champions, die mit dem Jackett ausgestattet wurden. Lange Zeit war es sogar noch einer weniger.

Als Jack Nicklaus 1963 sein erstes Masters gewann, vergaß man ein Jackett mit seinem innen eingestickten Namenslogo herzustellen. Nicklaus lieh sich für das traditionelle Champions Dinner den Blazer von Augusta Mitglied Thomas Devey – genau wie 1965, 1966, 1967 und so weiter. Als das Kleidungsstück abgetragen war und immer noch kein eigenes Jackett in seinem Spind hing, ließ Nicklaus 1972 ein eigenes anfertigen. Zwar passten weder Farbe noch Schnitt, aber niemandem fiel es auf. Selbst als er 1986 seinen sechsten Titel einfuhr, konnte er immer noch nicht das hochverdiente Stück Stoff vorweisen. Erst 1997 ließ er beiläufig gegenüber Augusta-Präsident Jackson Stephens den Fauxpas fallen – und ein Jahr später hatte der “Golden Bear” mit 35 Jahren Verspätung endlich den Termin beim Schneider.

Damit ähnliches nicht wieder vorkommt, gibt es ein festgelegtes Ritual. Wenn am Finaltag die Führenden auf die letzten Löcher gehen, eilt ein Club-Angestellter in den Keller, wo die Jacketts von ehemaligen Siegern und verstorbenen Mitgliedern hängen, und sucht Anzüge heraus, die den potentiellen Siegern passen könnten. Nachdem der letzte Putt dann schließlich gefallen ist, erhält der neue Champion vom Vorjahres-Sieger das provisorische Zeichen seines Erfolges umgehängt (sollte jemand seinen Titel verteidigen, übernimmt der Augusta-Präsident diese Ehre). Was viele nicht wissen: diese Zeremonie findet gleich zwei Mal statt. Einmal direkt nach der Runde am Putting-Grün für die Offiziellen und Zuschauer vor Ort und dann noch einmal etwas später exklusiv für die TV-Kameras. Anschließend werden die Maße genommen und an Hamilton Tailoring gestickt, die das Jackett masßschneidern. Sollte der Sieger jedoch schon einmal zuvor gewonnen haben, geht der Firma aus Cincinatti ein Geschäft durch die Lappen. Schließlich erhält jeder Spieler nur ein einziges Jackett – es sei denn er geht über die Jahre auf wie ein Hefeteig. Während also ganz USA auf einen Sieg von Tiger Woods hofft, drücken zumindest in Cininatti einige Menschen Außenseitern wie unserem Martin Kaymer die Daumen.

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