Nach dem ersten Teil des Jahresrückblicks folgen nun die letzten sechs Monate des Jahres 2012. Und die hatten es wahrlich in sich, umfassten sie doch ein spannendes Finale um den Fed-Ex-Cup, die Etablierung eines neuen Meisters aller Klassen, Altersrekorde auf der LPGA- und European Tour und natürlich ein kleines Event namens Ryder Cup.
PS: Hiermit möchte ich mich in aller Form schon einmal vorab für die Klischee-Verwendung eines Titels einer Hannoveraner Band entschuldigen.
Juli
Tracy Champman: New Beginning
aus der Playlist von: Marcel Siem
2004 war Marcel Siem schon einmal ganz an der Spitze als er sein erstes European-Tour-Turnier gewann. Doch die erdrückende Erwartung mit der er damals belastet wurde, konnte er nicht erfüllen. Erst 2012 kam der Ratinger beflügelt durch die Geburt seiner Tochter wieder in Richtung dessen was sich alle Fans – und sicherlich auch er – selber erhofft haben. Verdienter Lohn der Mühe war der Sieg bei der prestigeträchtigen Open de France im Juli, der für das i-Tüpfelchen auf dem besten Jahr seiner Karriere sorgte.
Limp Bizkit: No Sex
aus der Playlist von: Kris Blanks
Da hatte er sich zu früh gefreut. Als Kris Blanks bei der John Deere Classic knapp den Cut verpasste, legte er sich via Twitter mit dem Golfgott an. “Ich darf das Wochenende mit meinen Kindern verbringen und Sex mit meiner Frau haben. Leck mich” schickte er in die Welt – und vergaß, dass seine Frau mitliest. Die trat zur Strafe in den Sexstreik – und der Golfgott hatte das letzte Lachen.
Florence & the Machine: Shake It Out
aus der Playlist von: Robert Karlsson
Es muss ein grauenhaftes Bild gewesen sein, das Robert Karlsson in der Proberunde zur Open Championship abgegeben hat. Ohnehin in einer Formkrise steckend, überfielen ihn die Yips beim langen Schlag. Der Schwede fror regelrecht über dem Ball ein, traute sich nicht zu schlagen – und wenn doch ging es kräftig in die Binsen. Frustriert packte er seine Sachen, meldete sich von dem Turnier ab und brauchte einige Monate um sich wieder zu fangen. Doch es gab ein Happy End. Nicht, weil Sergio Garcia ihn aus Mitleid in den Arm nahm, sondern weil Karlsson in der Q-School immerhin seine Karte für die PGA Tour behielt.
Sinead O’Cononor: Back Where You Belong
aus der Playlist von: Ernie Els
Zehn Jahre dauerte die Major-Durststrecke für Ernie Els. Und nur die wenigsten hätten gedacht, dass der Südafrikaner sie jemals wieder durchbrechen könnte. Aber mit einer verlängerten Putthilfe und zurück in Royal Lytham, wo er bei früheren Open Championships bereits Zweiter und Dritter geworden war, drehte Els das Rad der Zeit noch einmal zurück und schaffte auf seine alten Tage das, was ein Jahr zuvor Darren Clarke gelang: mit 43 Jahren noch einmal den Claret Jug in die Höhe zu stemmen.
Rolling Stone: Slipping Away
aus der Playlist von: Adam Scott
Die Gravurmaschine war bereits angeschmissen, Garry Harvey war mental bereits durchgegangen wie man Adam Scott buchstabiert. Doch dann legte Adam Scott einen Kollaps hin wie man es so nur von seinem Landsmann Greg Norman kannte. Mit vier Bogeys auf den letzten vier Löchern verspielte der Australier seinen unüberwindbar scheinenden Vorsprung von vier Schlägen – und sammelte viele Sympathien. Denn würdevoller hat kaum jemand zuvor so einen Tiefschlag hingenommen.
August
Tina Turner: The Best
aus der Playlist von: Rory McIlroy
Nach dem die ersten Monate des Jahres ein Bäumchen-Wechsel-Spiel an der Spitze der Weltrangliste waren, begann Rory McIlroy im August klarzustellen wer der neue Hahn im Hühnerstall ist. Mit seinem Sieg bei der PGA Championship arbeitete er einen Vorsprung raus, den er nicht nur bis zum Ende des Jahres hielt sondern sogar ausbaute. Der Nordire, der ab 2013 in Florida leben wird, ist derzeit der Mann den es zu schlagen gilt. Das bewies er auch indem er zum guten Abschluss auch das Finale um das Race to Dubai und die Geldranglisten der beiden großen Touren gewann.
David Bowie: Changes
aus der Playlist von: Sergio Garcia
Öfter mal was Neues lautete das Motto von Sergio Garcia im August. Ohne festen Caddie, beschloss der Spanier sich Experten vor Ort an die Tasche zu holen. Gleich der erste Versuch bei der Wyndham Championship mündete in einen Sieg. Eine Woche später landete er mit erneut neuem Local Caddie auf Platz 3 bei der Barclays – sehr zum Ärger von Steve Williams, der ja immer betont wie wichtig so ein Taschenträger für den Erfolg eines Spielers sei.
Scorpions: Wind of Change
aus der Playlist von: Billy Payne
Jahrzehntelang schien es als hätten sich die Mitglieder von Augusta National mit der traditionellen Farbe ihres Jacketts an den Leprechauns angelehnt – schließlich gibt es keine weibliche Ausgabe der irischen Fabelwesen. Doch damit ist es nun vorbei. Die Chefetage um Billy Payne beugte sich dem Druck der Öffentlichkeit – natürlich vollkommen freiwillig – und wird zwei Frauen in ihre Reihen heben, u.a. die ehemalige US-Außenministerin Condoleeza Rice.
Katy Perry: Teenage Dream
aus der Playlist von: Lydia Ko
Bereits im Januar hatte Lydia Ko Schlagzeilen gemacht als sie bei der NWS Open mit 14 Jahren, 9 Monaten und 4 Tagen jüngste Gewinnerin eines Profiturniers überhaupt wurde. Die derzeit weltbeste Amateurin schlug ein durchaus ordentliches Feld, dennoch ging der Sieg in der Öffentlichkeit etwas unter. 7 Monate später jedoch zeigte sie auch den Damen auf der LPGA Tour wo der Hammer hängt als sie die Canadian Women’s Open gewann und dabei mehr als 1 1/2 Jahre jünger war als Alexis Thompson, die bis dato jüngste LPGA-Siegerin aller Zeiten.
September
Abba: Money, Money, Money
aus der Playlist von: Brandt Snedeker
Bislang flog Brandt Snedeker immer ein wenig unter dem Radar. Trotz drei Turniersiegen und vier Top-Ten-Platzierungen bei Majors hatten den sympathischen Amerikaner mit der Surfermähne nur die wenigsten auf dem Radar wenn es um große Titel geht. Jetzt holte er sich den größten – zumindest was das Preisgeld angeht. Mit seinem Sieg bei der Tour-Championship gewann der 32-Jährige auch den FedEx-Cup und damit sage und schreibe 11,44 Millionen Dollar. Doch statt sich ein neues Auto für seinen auseinanderfallenden Untersatz zu gönnen, richtete er mit seiner Frau lieber eine Stiftung von dem Preisgeld ein.
Sufjan Stevens: Chicago
aus der Playlist von: Jose Maria Olazabal und Davis Love III
Der Medinah Country Club war Austragungsort des diesjährigen Ryder Cups. Für Davis Love III und Jose-Maria Olazabal sollte der Club nahe Chicago darüber entscheiden, wie spätere Generationen über ihre Arbeit als Kapitäne ihres Kontinents richten würden. Zwei Tage lang sah es so aus, als hätte sich Loves Taktik voll ausgezahlt ohne Rough die perfekte Spielwiese für seine Longhitter und Megaputter zu bereiten. Doch dann machte er einen kritischen Fehler und ließ die Löcher auf den Bahnen 17 und 18 auf der falschen Seite stecken, so dass Ian Poulter nachträglich feststellte, “wenn er linke Ecke, linke Ecke steckt, gewinnen sie den Cup”.
Aaliyah: Hot Like Fire
aus der Playlist von: Nicolas Colsaerts
Es gab am ersten Tag des Ryder Cups für die Europäer nur wenige Lichtblicke. Für den hellsten sorgte der belgische Rookie Nicolas Colsaerts mit einer sensationellen Performance in seinem Fourball mit Lee Westwood. Obwohl: eigentlich spielte er alleine. Mit 8 Birdies und 1 Eagle machte Colsaerts im Alleingang Tiger Woods und Steve Stricker platt.
Abba: The Winner takes it all
aus der Playlist von: Ian Poulter
Nachdem Colsaerts vorgelegt hatte, übernahm Ian Poulter an den letzten beiden Tagen für die Europäer. Mit einer irren Birdie-Serie am Samstag sorgte der Engländer dafür, dass der Rückstand der Europäer nicht unüberwindbar wurde und mit einer großartigen Leistung im Einzel legte das Matchplay-Kampfschwein den Grundstein für das Sensations-Comeback von Europa.
Ben Folds Five: The Luckiest
aus der Playlist von: Martin Kaymer
Er war der richtige Mann zur rechten Zeit am rechten Ort. Für Martin Kaymer hätte der Ryder-Cup-Sonntag nicht besser laufen können. Nach einem schwachen Auftritt von Olazábal auf die Reservebank degradiert, durfte er am Sonntag spät ran, weil ihm der Spanier nicht zutraute ein mögliches europäisches Comeback einzuleiten. Doch das was kam war besser. Mit Steve Stricker erwischte Kaymer ausgerechnet den schwächsten Amerikaner, so dass er nach 15 schwachen Löchern noch im Spiel blieb. Seine Teamkollegen hielten derweil Europa im Spiel, so dass es plötzlich doch noch auf Kaymers Einzel ankommen sollte. Der Deutsche stopfte die wichtigen Putts auf den letzten Löchern und holte am Ende tatsächlich den entscheidenden Punkt zur Pokalverteidigung – und genug Selbstvertrauen um sein schwaches Jahr 2012 in den letzten Wochen noch halbwegs zu retten.
Oktober
Dire Straits: So Far Away
aus der Playlist von: Michael Phelps
Ein Schwimmer in einem Golf-Jahresrückblick? Da stimmt doch was nicht. Doch wer auf dem Old Course von St. Andrews vor laufenden TV-Kameras aus über 40 Metern einputtet, gehört hier hinein.
Bob Marley: Exodus
aus der Playlist von: George O’Grady
So schnell ändern sich die Zeiten. Noch vor drei Jahren wurde spekuliert, die European Tour könnte bald die PGA Tour in punkto Wichtigkeit ablösen. Jetzt muss man um ihre Existenz in ihrer bisherigen Form fürchten. Immer mehr Spieler wandern ab, zuletzt bekannten sich auch noch Martin Kaymer, Nicolas Colsaerts, Peter Hanson und Ross Fisher zur PGA Tour – und einige anderen bleiben nur, weil sie in der Q-School scheiterten. Und der verzweifelte Versuch mit weniger Pflichtstarts zumindest US-Stars zu einer Doppelmitgliedschaft zu verleiten, scheint für George O’Grady auch zum Bumerang zu werden.
November
Godsmack: I Fucking Hate You
aus der Playlist von: Matt Mahanic
Vor einigen Jahren hätte Matt Mahanic sein Golfteam noch ohne Probleme im Bus zusammenscheißen können. Aber jetzt haben diese verdammten Kids alle Handys mit denen sie alles aufnehmen und ins Internet stellen können. Und so wurde der Ausraster des Golftrainers des Huntingdon College publik und führte schließlich zu seiner Entlassung.
Coldplay: Don’t panic
aus der Playlist von: Charlie Beljan
“Ich hatte das Gefühl, ich müsste sterben”. So etwas hört man nicht alle Tage von einem Golfprofi – und schon gar nicht von einem der führt. Bei der Children’s Miracle Network Hospitals Classic bekam Beljan schon auf der Driving Range eine Panikattacke, die er während der gesamten zweiten Runde nicht abschütteln konnte. Immer wieder wurde er von Sanitätern begutachtet, immer wieder musste er sich hinhocken. Doch trotz alledem spielte er eine 64, setzte sich an die Spitze des Feldes – und wurde sofort nach Unterschreiben der Scorekarte ins Krankenhaus gekarrt. Weil die Ärzte nichts ernstes feststellen konnten, stand er am nächsten Tag wieder auf dem Platz, sicherte sich den Sieg und die bedrohte Tourkarte.
Lionel Richie: All Night Long
aus der Playlist von: Jim Furyk
Mit seiner Kappen-Werbung für einen 5-Stunden-Energydrink öffnete Jim Furyk dem Spott Tür und Tor – besonders wenn er wie beim Ryder Cup auf den letzten Löchern nichts mehr trifft. Im November kippte sein Engagement aber vom Peinlichen ins Unheimliche als die New York Times berichtete, dass das Produkt im Zusammenhang mit mehreren Todesfällen untersucht wird.
Youth Group: Forever Young
aus der Playlist von: Miguel Angel Jimenez
Der Greis ist heiss könnte man ein wenig despektierlich über den Spanier Jimenez sagen. Lange Zeit sah es 2012 so aus, als würde der Zahn der Zeit jetzt auch ihn zu fassen bekommen, doch dann bäumte er sich bei seinem Lieblingsturnier noch einmal auf. Sein dritter Sieg bei der Hong Kong Open kam im Alter von 48 Jahren und 318 Tagen – womit er einen neuen European-Tour-Rekord aufstellte. Dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange sein muss, bewies gerade Peter Senior, der sich mit 53 Jahren noch die Australien Open sicherte – obwohl der Weltranglisten-Vierte Justin Rose im Feld war.
The Shins: So Says I
aus der Playlist von: Peter Dawson
Was er sagt, ist Gesetz. Und so sorgte R&A-Chef Peter Dawson nicht nur dafür, dass Nutzer von Langstiel-Puttern ab 2016 ihre Technik umstellen müssen. Weil er sich so richtig unbeliebt machen wollte, schändete er auch gleich ein Heiligtum. 9 Löcher des altehrwürdigen Old Course von St. Andrews werden umgebaut, was einen Aufschrei der Entrüstung bei Architekten und Golfliebhabern nach sich zog. Das qualifizierte Dawson dann mal eben als “Kurzschlussreaktion” ab, während er sich selber in immer schnelleren Rechtfertigungs-Interviews immer öfter widersprach. Schön, dass der Golfsport in so guten Händen ist.
Nada Surf: Amateur
aus der Playlist von: Moritz Lampert
Das ging vielleicht sogar schneller als Moritz Lampert es selber erwartet hätte. Mit über 30 weiteren deutschen Spielern versuchte sich der 20-Jährige Mitte September in Fleesensee an der ersten Stufe der Qualifying School. Er bestand sie ebenso wie die zweite Stufe und fand sich Ende November als einer von vier Amateuren im Q-School-Finale wieder. Mit dem geschafften Cut war sicher, dass er ins Profilager wechseln würde, da die Karte für die Challenge Tour gesichert war. Doch das war ihm nicht genug: er wurde 4., holte sich die Spielberechtigung für die European Tour und sackte zwei Wochen später bei der Nelson Mandela Championship seinen ersten Preisgeldscheck ein: 5.775 Euro.
Dezember
Alicia Keys: Girl on Fire
aus der Playlist von: Caroline Masson
Dass Caroline Masson am Ende den Sieg in der Geldrangliste der Ladies European Tour um 9.459 Euro verpasste, ändert nichts an dem herausragenden Jahr der Deutschen. Die 23-Jährige sicherte sich mit der South African Women’s Open nicht nur den ersten Profititel ihrer Karriere, sie fuhr auch noch drei weitere zweite Plätze ein. Doch die Krönung des Jahres war im Dezember die geschaffte Qualifikation für die LPGA Tour, wo sie ab 2013 versucht, nach Tina Fischer und Sandra Gal die dritte Deutsche mit einem Sieg zu werden.