Wie Lawrence Donegan im Guardian berichtet, muss die European Tour einen schweren Rückschlag im Kampf um die Vorherrschaft im Weltgolf hinnehmen. Aufgrund der Wirtschaftskrise schraubt die Firma Leisurecorp aus Dubai sein Engagement beim Race to Dubai zurück. Ursprünglich sollten beim finalen Turnier der Saison 10 Millionen US-Dollar zwischen den 60 besten Spielern der Saison ausgeschüttet werden. Wer nach diesem Turnier unter den 15 Besten der Order of Merit liegt, sollte anschließend noch einmal einen Anteil an einer 10 Millionen Dollar schweren Bonusausschüttung erhalten – der Gewinner davon ganze 2 Millionen Dollar. Doch diese ehrgeizigen Pläne sind vorerst gestorben.
Sah es zwischenzeitlich so aus, als sei das gesamte System in Gefahr, so wird jetzt lediglich der Umfang der Bonuszahlungen zurückgefahren – laut Informationen von Donegan um 25%. Nun müssen wir nicht gerade um die finanzielle Zukunft von Paul Casey, Martin Kaymer und Co. fürchten, dennoch ist die Auswirkung für Europas Golfsport nicht zu unterschätzen. Schließlich hatte European-Tour-Chef George O’Grady mit dem Race to Dubai ein zentrales Ziel: Europas Top-Golfer davon abzuhalten, einen Großteil des Jahres auf der profitableren PGA Tour zu verbringen – und mit etwas Glück der Konkurrenz aus Übersee sogar einige Topspieler abjagen. Diese Pläne sind mit dieser Entwicklung voerst vermutlich gescheitert. Dass Spieler wie Camilo Villegas, Stuart Appleby, Boo Weekley oder Anthony Kim auch im kommenden ihren Spielplan so gestalten, dass sie sich für das europäische Finale qualifizieren können, steht zu bezweifeln. Und auch bereits abgewanderte Stars wie Padraig Harrington oder Casey werden wohl kaum zurückkehren.
Doch wer glaubt, dass die European Tour noch weiter ausbluten wird als bisher, wird sich ebenfalls wundern. Denn es wird auch weiterhin Stars wie Miguel Angel Jimenez geben, die jederzeit auch auf der PGA Tour bestehen könnten, aber keine Lust auf diesen Zirkus haben. Denn die familiäre Atmosphäre auf der European Tour wird immer noch von vielen Spielern als Hauptgrund für die Attraktivität der europäisch-asiatischen Schleife gesehen. Von daher könnte diese Entwicklung auch ihr Gutes haben, denn auf lange Sicht hätte die European Tour finanziell ohnehin den Kürzeren gegenüber dem großen Bruder gezogen. Sie könnte allerdings ganz schnell genauso anonym werden und damit auch den letzten Standort-Vorteil abgeben. Denn sowohl die Trainingsbedingungen als auch das Wetter sind in den USA konkurrenzlos. Mit einem Race to Dubai, das mit 15 Millionen US-Dollar dotiert ist, sollten alle Beteiligten gut leben können. Kein Grund zur Panik.