Oskar Brunnthaler spricht mit gespaltener Zunge

Die letzte Seite einer Zeitschrift gehört zu den Wichtigsten. Weil viele Leser die Zeitschrift auch von hinten durchblättern, findet sich dort in der Regel eine Prestige-Seite der Publikation, oft schreiben hier hochbezahlte und hochqualifizierte Kolumnisten. Nicht so bei der Golf Time. Hier schreibt der Chef noch selbst. In seiner Rubrik “Time Out” geht Chefredakteur Oskar Brunnthaler die Themen an, die ihn selbst die Welt bewegen.

Vor einigen Monaten fiel er unangenehm damit auf, dass er die Testmethoden anderer Golfmagazine lächerlich machte (wir berichteten), in dieser Ausgabe (Sept./Oktober 2009) nutzt er sie zu einer Verteidigungsschrift für Martina Eberl. Die fiel aufgrund einer Schwächephase in den letzten Wochen vor dem Solheim Cup aus der direkten Qualifikation für das europäische Team. Unter der Überschrift “Freunderlwirtschaft” kritisiert Brunnthaler nun, dass nicht die erste Nachrückerin Martina Eberl, sondern die unter ferner liefen platzierte Schottin Janice Moodie per Captain’s Pick ins Team berufen wurde. Einen Grund dafür kennt er auch: die 36-jährige sei “eine enge Freundin der Team-Kapitänin” und so ließe sich ja “ein schöner gemeinsamer Golf-Urlaub in den Staaten einfädeln”.

Eine beinharte Unterstellung, die interessanterweise von keinem anderen internationalen Medium geteilt wird. Zwar sprechen auch andere Quellen von einer eher überraschenden Wahl, haben aber eine deutlich glaubwürdigere Erklärung dafür. Zum einen hat Moodie überragende Qualitäten als Vierer-Partnerin, zum anderen ist ihre Solheim-Cup-Bilanz so gut wie die von kaum einer anderen Europäerin und drittens ist sie eine Art Glücksbringerin: bei ihren zwei bisherigen Solheim-Cup-Auftritten feierten die Europäer einen seltenen Triumph. Und bei aller Wertschätzung für Martina Eberl: Ihre Leistungen in den Wochen vor dem Solheim Cup waren – wie sogar Bunnthaler wörtlich zugibt – miserabel. Und ein guter Kapitän muss bei seinen Picks mehr Rücksicht auf die aktuelle Form, als auf die Rangliste nehmen – sonst bräuchten wir schließlich keine Wild Cards.

Doch Brunnthaler geht sogar noch weiter: Er fordert einen Sturm der Entrüstung und einen Aufstand der Golf-Lobby gegen die Tatsache, dass eine Nr. 67 der Rangliste einer Nr. 7 vorgezogen werden kann. Man könnte glatt meinen, Janice Moodie hätte im Alleingang den Solheim Cup verloren. Aber huch, was sehe ich denn da bei den Ergebnissen? Im ersten Foursome verlor Moodie gegen das US-Elite-Duo Paula Creamer und Juli Inkster nur ganz knapp, am zweiten Tag schlug sie mit Sophie Gustavson die gleichen Gegnerinnen überzeugend mit 4&3, und in den für Europa mies gelaufenen Einzeln holte sie gegen Natalie Gulbis sogar einen halben Punkt. Von daher kann Alison Nicholas nicht so viel falsch gemacht haben. Doch mit offenen Karten spielt Oskar Brunnthaler offensichtlich nicht gern. Er lässt den ahnungslosen Leser im festen Glauben, er hätte es mit einer skandalösen “Freunderlwirtschaft” zu tun. Wobei: Irgendwie stimmt das auch. Denn die Dame, für die Brunnthaler so selbstlos in die Bresche springt, gehört zum Mitarbeiterstab der Golf Time

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