Morgen nachmittag wird Paul McGinley mit seinen drei Captain’s Picks das europäische Ryder-Cup-Team komplettieren. Der Irländer hat dabei freie Wahl, weil unter seinen festqualifizierten Spieler genügend Qualität und Ryder-Cup-Erfahrung dabei ist um auch noch ein-zwei Rookies unter den Picks zu verkraften. Wie vor zwei Jahren versuchen wir an dieser Stelle auch wieder seine Optionen einzuschätzen und Kriterien anzulegen, die vermutlich auch McGinley bei seiner Entscheidung berücksichtigen wird. Im Grunde gehen die Picks zwischen sieben Namen, die auch in den Qualifikations-Ranglisten nahe an den Festqualifizierten dran waren.
Die European Points List
Auch wenn die europäische Punkte-Liste bei der Wahl eigentlich ein wenig außen vor sein sollte, kann man sie nicht komplett ignorieren. Denn neben der Leistung spiegelt sich hier auch die Treue zur European Tour wieder – ein Punkt, den man nicht ganz außer Acht lassen kann. Denn auch wenn es auf dem Papier um den Kampf zwischen den USA und Europa geht, ist der Ryder Cup für viele Offizielle in erster Linie ein Wettstreit zwischen der PGA Tour und der European Tour
- Ian Poulter 1.962.706,58
- Joost Luiten 1.734.717,38
- Stephen Gallacher 1.698.110,27
- Miguel-Angel Jimenez 1.579.636,60
- Francesco Molinari 1.461.393,90
- Lee Westwood 1.167.563,39
- Luke Donald 866.608,51
World Points List
Diese Liste dürfte mit den größten Einfluss haben, nicht umsonst hat man gelernt und vor einigen Jahren der World Points List höhere Priorität gegeben. Entsprechend wird sich Paul McGinley ganz genau anschauen wer hier ganz vorne steht. Bei Luke Donald und Ian Poulter fehlen noch die Resultate der Deutsche Bank Championship, aber die Abstände nach vorne sind zu groß um in der Reihenfolge etwas zu ändern.
- Gallacher 170,21
- Donald 167,55
- Poulter 150,62
- Jimenez 142,85
- Molinari 141,45
- Luiten 136,58
- Westwood 120,48
Weltranglistenpunkte 2014
Vielleicht noch wichtiger als die World Points List, die ja bekanntlich schon seit dem 26.August 2013 geführt wird, ist die Form seit Jahresbeginn. Denn die Ergebnisse vor der langen Winterpause können irreführend sein, siehe In Poulter, der in 2014 fast gar nichts auf die Reihe bekommen hat. Entsprechend werden diese Zahlen von Paul McGinley eine große Aufmerksamkeit bekommen.
- Gallacher 149,75
- Donald 98,40
- Westwood 95,80
- Jimenez 91,00
- Molinari 89,05
- Luiten 80,56
- Poulter 42,18
Ergebnisse in den letzten 8 Wochen
Idealerweise würden die Kapitäne ihre Wildcards erst kurz vor Begnn des Ryder Cups verteilen – schließlich will man ja in erster Linie Spieler aufstellen, die aktuell eine gute Form haben und nicht ihren Höhepunkt schon im Frühjahr oder Sommer erlebten. Daher werden McGinley und seine Vize-Kapitäne einen großen Augenmerk darauf legen, welche Ergebnisse die Spieler in den letzten Wochen eingefahren haben.
- Gallacher 3 – 7 – MC – MC – 47 – 15 – 4
- Luiten 4 – 52 – 26 – 56 – MC – 51
- Molinari 18 – 24 – 58 – 31 – 15 – MC
- Westwood 57 – 15 – 19 – MC – MC
- Jimenez MC – 45 – MC – 35
- Poulter (37) – MC – 58 – 52 – MC – MC
- Donald (67) – MC – 40 – 50 – MC – 64 – 16
Major-Ergebnisse
Der Ryder Cup ist eine der größten Bühnen im Golfsport – entsprechend ist auch der Druck auf die Spieler enorm. Vergleichbar damit sind eigentlich nur die Majors, die ähnlich im Interesse der Öffentlichkeit stehen und von den Spielern um jeden Preis gewonnen werden wollen. Es ist also sehr relevant, wie die Kandidaten bei diesen vier Highlights abgeschnitten haben.
- Westwood 7 – MC – MC – 15
- Poulter 20 – 17 – MC – 58
- Molinari 50 – 23 – 15 – 58
- Gallacher 34 – MC – 15 – MC
- Jimenez 4 – MC – MC – MC
- Luiten 26 – MC – MC – 26
- Donald MC – MC – 64 – 40
Ryder Cup Bilanz
Es gibt Rookies, die unmittelbar beim Ryder Cup einschlagen wie Sergio Garcia oder im letzten Jahr Keegan Bradley. Aber die Mehrheit der Spieler braucht erst einmal ein wenig Eingewöhnungszeit um auf dieser Bühne zu bestehen. Daher haben erfahrene Spieler bei den Captain’s Picks für gewöhnlich einen Vorteil.
- Poulter (12 Siege, 3 Niederlagen; alle 4 Einzel gewonnen)
- Donald (10 Siege, 4 Niederlagen, 1 Unentschieden; 3:1 in den Einzeln)
- Westwood (18 Siege, 13 Niederlagen, 6 Unentschieden; 3:5 in den Einzeln)
- die Rookies
- Jimenez (4 Siege, 8 Niederlagen, 3 Unentschieden; 1:3 in den Einzeln)
- Molinari (0 Siege, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden; Niederlage im einzigen Einzel)
Match Play Qualität
Leider finden bei den Profis nur wenige Match Play Events statt wodurch man echte Spezialisten nur schwer herausfiltern kann. Da die beiden großen Turniere auch auf den immer gleichen Plätzen stattfanden, kann man selbst daran nicht unbedingt ablesen ob einem der Modus liegt oder nur der Platz. Quasi Matchplay-Situationen gibt es dazu noch in Sudden-Death-Playoffs hinzu kommen Teamevents wie die Seve Trophy.
- Poulter (Accenture Match Play 2010 (zudem noch zwei Mal Vierter), World Match Play 2011 und ungeschlagen bei drei Seve-Trophy-Einzeln)
- Donald (Accenture Match Play 2011, Finalist World Match Play 2011)
- Jimenez (In 8 ET-Playoffs fünf Mal siegreich und 6:4 in Einzeln bei Seve, Royal und EurAsia Cup. Bei 12 Accenture Starts aber nur drei Mal über Runde zwei gekommen und Gruppenletzter beim World Match Play 2011)
- Westwood (Abgesehen von 2012 beim Accenture spätestens in Runde zwei raus, 3:5 Playoff-Bilanz, 2:2 in Einzeln der Seve Trophy)
- Luiten (Einzel bei der Seve Trophy verloren und 2014 in erster Runde des Accenture raus. Aber siegreich beim EurAsia Cup und einziger ET-Sieg im Playoff gegen Jimenez
- Molinari (verlor all seine Playoffs auf der ET und flog beim Accenture 4 von 5 Mal in Runde 1 raus, das andere Mal in Runde 2. Aber bei drei Einzeln in Seve Trophy ungeschlagen)
- Gallacher (zwei Mal in Runde 1 des Accenture raus, Einzel-Niederlagen bei Seve- und Royal Trophy, Gruppenletzter beim World Match Play und eine knapp negative Playoff-Bilanz von 1:2
Driving Distance
Noch immer glauben viele Leute es heißt “Drive for show, putt for dough”. Dabei haben moderne Statistiken längste bewiesen, dass der wichtigste Weg zu guten Scores ein langer Drive ist. Entsprechend sollte ein guter Kapitän – insbesondere für die Vierer – auch darauf ein Auge haben.
- Gallacher 296
- Westwood 289 (PGA: 292)
- Luiten 287
- Poulter 279,1 (PGA: 288)
- Molinari 281 (PGA: 285)
- Jimenez 279,3
- Donald 272 (PGA: 278)
Putting
Eigentlich jeder Ryder Cup wird auf den Grüns entschieden, entsprechend sollte man viele Spieler im Team haben, die gut putten können. Leider gibt die European Tour keine perfekten Statistiken her, aber die Kategorie Putts pro Green in Regulation sollte über die Dauer einer ganzen Saison ein recht guter Indikator sein. Wenn aber auch Spieler dabei sind, die auf der PGA Tour aktiv sind, habe ich den Strokes Gained Putting eine höhere Wertigkeit gegeben wodurch Luke Donald noch an Lee Westwood vorbeizieht.
- Jimenez 1,737
- Donald 1,755 (SGP +.494)
- Westwood 1,746 (SGP +.149)
- Gallacher 1,77
- Poulter 1,782 (SGP -.016)
- Luiten 1,795
- Molinari 1,80 (SGP -.196)
Gleneagles-Bilanz
Wenn ein Ryder Cup auf einem Platz stattfindet, der auch regulärer Austragungsort von Profiturnieren ist, kommt als entscheidendes Kriterium die Bilanz der potenziellen Spieler ins Spiel, frei nach dem Motto “Horses for Courses”. Und da gibt es einige Kandidaten, die mit dem PGA Centenary von Gleneagles schon gute Erfahrungen gemacht haben, allen voran Lokalmatador Stephen Gallacher.
- Gallacher 2 – 6 – 6 – 14 – NA – 10 – 33 – MC – MC – 10 – 5
- Molinari 42 – 6 – 44 – 3 – NA – 19 – 9 – MC – 6 – NA – NA
- Westwood NA – NA – NA – NA – NA – 10 – 9 – NA – NA – NA – NA
- Jimenez NA – MC – NA – 3 – NA – NA – NA – NA – NA – NA – NA
- Luiten NA – NA – NA – NA – MC – MC – 26 – NA – NA – NA – NA
- Poulter und Donald nix
Gesamtergebnis
53 Punkte: Stephen Gallacher
44 Punkte: Ian Poulter
44 Punkte: Lee Westwood
38 Punkte: Miguel-Angel Jimenez
36 Punkte: Luke Donald
35 Punkte: Joost Luiten
32 Punkte: Francesco Molinari
Stellt man aus diesen Kategorien eine Gesamtwertung zusammen indem man den Erstplatzierten 7 Punkte gibt und jedem dahinter liegenden einen weniger, ergibt sich schnell ein guter Überblick darüber, welche Namen Paul McGinley Dienstag aus dem Hut zaubern wird. Natürlich wird er einige der Aspekte für wichtiger und andere für weniger wichtig halten – und auch nicht alles ist in Zahlen zu messen. Es gibt auch Dinge abseits des Golfplatzes, die in die Wahl hineinfließen. Besonders drei Spieler werden von Paul McGinley Bonuspunkte bekommen. Da wäre zum Einen Stephen Gallacher, der als Schotte eine besondere Begeisterung bei den Fans hervorrufen wird. Und dann wären da ja noch zwei Königsmacher.
Als es darum ging, den Kapitän für 2014 zu finden, stellten sich neben Rory McIlroy auch Luke Donald und besonders Ian Poulter fest hinter McGinley, während sich Lee Westwood eher für Darren Clarke stark machte. Daher werden Poulter und Gallacher zu 100% im europäischen Team stehen. Der dritte Platz geht aller Wahrscheinlichkeit zwischen Westwood und Donald aus. Und dort steht quasi die bessere aktuelle Form und Bilanz bei großen Turnieren (Westwood) gegen die bessere Ryder-Cup-Bilanz und größere Loyalität (Donald). Miguel-Angel Jimenez, der auf dem Papier auch eine gute Aterntive ist, dürfte aufgrund seiner bisherigen Ryder-Cup-Bilanz keine Rolle spielen.