Heute ging mit der HVB Ladies German Open das erste Profi-Turnier des Jahres auf deutschem Boden zu Ende. Das von der deutschen Profi-Golferin (ich weigere mich, das alberne Wort, das sich auf Toilette reimt zu benutzen) Martina Eberl organisierte Turnier bot wieder großen Sport, inklusive einem Play-off. Viel mitbekommen hat man davon jedoch nicht. Im öffentlich-rechtlichen Videotext findet das Turnier ebensowenig Erwähnung wie in den Sportsendungen des Tages. Einzig Premiere zeigte das Turnier – in einer lustlos zusammengeschusterten Zusammenfassung versteht sich. Denn bereits die Trailer zeigten, welch hohes Ansehen Frauengolf auch bei Premiere genießt. Unter vier Schlagwörtern wird die Ladies German Open dort angepriesen, beginnend mit “Modisch, sportlich”. Dass sportlich erst das zweite Adjektiv ist, das Premiere mit Damengolf assoziiert, ist ein kräftiger Schlag ins Gesicht aller ambitionierten Golferinnen.
Angesichts solcher fröhlich weiterverbreiteten Vorurteile ist es nicht überraschend, dass die Ladies European Tour und die LPGA Tour Probleme haben, Sponsoren zu finden und die Preisgelder dadurch vergleichsweise gering ausfallen. Insgesamt 300000 Euro wurden unter allen Teilnehmerinnen in Gut Häusern ausgespielt – ungefähr so viel wie Sören Kjeldsen heute für seinen dritten Platz bei der PGA Championship in Wentworth einsteckte. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich selbst die Top-Stars der Szene nach alternativen Einnahmequellen umsehen müssen.
Eine davon hat sich jetzt das Time Magazine vorgenommen. Sie berichtet über die in Las Vegas gegründete Firma Play Golf Designs, deren Angebot bei einigen Frauenrechtlerinnen (und offensichtlich auch beim Autoren) eine Welle der Entrüstung hervorgerufen hat. Das Geschäftsprinzip der Firma des ehemaligen Future-Tour-Mitglieds Nisha Sadekar ist ebenso simpel wie unschuldig. Gegen eine Gebühr zwischen 2500 und 25000 Dollar kann man eine ihrer Golferinnen für Events vom Firmenturnier bis zum Junggesellenabschied auf dem Golfplatz buchen. Weil die Damen auf der Webseite nicht hochgeschlossen, sondern teilweise in High Heels und Röcken abgebildet sind, entrüsten sich einige Wichtigtuer über die degradierenden Stereotypen die hier verbreitet werden. Man könnte fast meinen, man habe es bei Nisha Sadekar mit der Heidi Fleiss des Golfsports zu tun. (eine Andeutung des Time Magazine, gegen die sich Sadekar aufs Heftigste wehrt)
Die Negativ-Publicity, die übrigens äußerst fadenscheinig ist, da die Firma bereits seit 2006 recht unbehelligt operierte, hat offensichtlich bereits ihr erstes Opfer gefunden. Das Zugpferd der Firma, Anna Rawson, ist seit gestern auf einmal nicht mehr unter den buchbaren Professionals abgebildet. Sollte dies tatsächlich auf dem Artikel des Time Magazine begründet sein, sollte sich der Autor vielleicht einmal fragen, ob er nicht wie ein schlechter Mediziner das Symptom statt der Ursache bekämpft. Seit Tennis-Star Anna Kournikova trotz sportlicher Misserfolge mehr verdiente als ihre weiblichen Mitstreiterinnen, musste jede weibliche Sportlerin erkennen, dass sie allein durch ihre Leistungen nicht nach vorne kommen kann. Ein Umstand, der mit der “Swimsuit Edition” u. a. auch von Sports Illustrated, ironischerweise ein Magazine aus dem Time-Verlag vorangetrieben wird, wie das Golf Babes Blog in seiner Reaktion auf den Artikel süffisant bemerkt.
Auf diese Weise entsteht ein kleiner Teufelskreis aus dem es sich nur schwer ausbrechen lässt. Weil die Golferinnen nicht genug verdienen, müssen sie auf ihren Sex-Appeal setzen, was wiederum dazu führt, dass ihre sportlichen Leistungen in der öffentlichen Wahrnehmung untergehen. Ein Ausweg daraus ist schwer zu finden, aber wenn man einmal genauer darüber nachdenkt, könnte ausgerechnet das gescholtene Geschäftsmodell von Play Golf Designs eine Lösung bieten. Wenn sich Geschäftsleute getreu dem Motto “Pimp My Flight” eine schmucke Dame zum Angeben an ihre Seite holen, dann aber auf dem Golfplatz von ihnen im Matchplay 9&8 nach Hause geschickt werden, würden sie hautnah erleben was für ernstzunehmende Sportlerinnen in dem Rock stecken und beim nächsten Mal ihr Geld vielleicht in das Sponsoring eines Profiturniers stecken.