Quo Vadis, David Duval?

David Duval hat heute einen traurigen Rekord aufgestellt: Zum ersten Mal in der Geschichte des modernen Golfsports muss eine ehemalige Nummer 1 der Welt über die Q-School versuchen, sich seine Tourkarte für die nächste Saison zu sichern. Es war fast schon zynisch, wie sich der Golf Channel dabei am Schicksal von Duval weidete. Seine letzte Exemption verbraucht, ging er als 125. der Money List in die Children’s Miracle Network Classic und brauchte ein gutes Ergebnis um diesen letzten automatischen Startplatz für die 2010er Saison zu behalten. Stattdessen spielte er eine 76 in der ersten Runde und begann die zweite Runde mit vier Bogeys in Folge. Normalerweise findet der Rest der Runde dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, doch der Golf Channel entschloss sich den Finger ganz tief in die Wunde zu legen und zeigte so gut wie jeden Putt von Duval, der zu dieser Zeit bereits am liebsten seine Schläger in die Ecke geworfen hätte und nach Hause gefahren wäre.

Dabei sah es in diesem Jahr zum ersten Mal so aus, als könne er wieder an die späten 90er anknüpfen. Nach 17 Turnieren in Folge ohne Weltranglistenpunkte tauchte er auf einmal wieder vorne auf dem Leaderboard auf – ausgerechnet beim härtesten Turnier des Jahres, der U.S. Open. Sein Beinahe-Sieg war eine der schönsten Geschichten des Jahres, doch am Ende war der zweite Platz zu wenig um seine Karriere rumzureißen und sich für die nächsten Jahre etwas Sicherheit zu verschaffen. Stattdessen reihte er einen verpassten Cut an den anderen (er scheiterte bei sieben seiner acht nachfolgenden Turniere vorzeitig). Wie konnte es so weit kommen? Wie konnte ein Mann, der für 15 Wochen Tiger Woods vom Golfolymp schubste, innerhalb weniger Monate von Platz 1 aus den Top 250 der Weltrangliste abstürzen? Wie konnte ein Spieler, der sechs Mal in Folge in den Top 10 der Money List war, es seit 2003 nicht ein einziges Mal die Top 125 schaffen? (siehe Grafik)

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Die Gründe sind wie immer vielfältig und richtig begreifen kann sie sicherlich niemand – nicht einmal Duval selber. Tatsache ist, dass die Abwärtsspirale mit einer Veränderung seines Körpers begann. Aufgrund zahlreicher Verletzungen beschloss Duval 2002 seinen Körperapparat zu stärken, nahm kräftig ab und baute ebenso kräftig Muskeln auf. Seine Transformation war so erstaunlich, dass im Nachhinein Stimmen aufkamen, die anzweifelten, ob sein Wandel zum Moppelchen zum Muskelprotz komplett auf natürlichem Wege zu Stande gekommen ist. Wie es geschah ist zweitrangig, Fakt ist jedoch, dass Duval nicht der erste und auch nicht der letzte Golfer war, dem ein radikaler Wechsel der Physis zum Verhängis geworden ist. Man führe sich nur Augen, was mit John Daly in den letzten Monaten passiert ist. Ein Golfschwung ist ein dermaßen komplexes und delikates Konstrukt, dass eine solche Veränderung selbst Weltklasseathleten aus dem Gleichgewicht werfen kann – bei Duval geschah es sogar im wörtlichen Sinn.

Denn kurze Zeit später wurde bei Duval eine Gleichgewichtsstörung im Ohr diagnostiziert – eine Krankheit, die schon viele Sportkarrieren zerstörte. Es folgte eine Phase in seiner Karriere, die sowohl Zuschauer als auch Mitspieler in eine Schockstarre versetzte. Duval spielte reihenweise Runden in den 80ern und hatte Löcher, an denen er den ersten Schlag rechts ins Aus schlug und den nächsten Out of Bounds in die entgegengesetzte Richtung. Phasenweise war er vom Tee so verunsichert, dass er nur mit einem Wedge abschlug. Das Erstaunlichste daran: Duval selber nahm das Ganze mit einer Gleichgültigkeit hin, die einem Buddhisten zu Ehren gereicht hätte. Kein Fluchen, kein Schläger werfen. Stattdessen machte er sich sogar die Mühe seine schockierten Mitspieler aufzuheitern.

Gerade solche Geschichten machen den Absturz von Duval noch schmerzhafter. Der 38-Jährige ist ein absolut fairer Sportsmann, übte sich bei seinen Erfolgen in Bescheidenheit und wich in den Jahren seiner Krise nie einem kritischen Interview aus. (Er drehte sogar einen Werbespot mit Tiger Woods in dem sich dessen Schlägerhaube Frank über Duvals Formkrise lustig machte). Vor allem aber ist David Duval ein Kämpfer. 99% aller Profis hätten in einer vergleichbaren Situation ihre sieben Sachen in die Ecke geworfen und die Karriere beendet. Dich Duval hofft weiter, dass er zur Form früher Jahre zurück findet – und Wochen wie bei der diesjährigen U.S. Open bestärken ihn dabei. Nun braucht er dringend eine ähnliche Woche vom 2.-7.Dezember im Bear Lakes Country Club, wo das Finale der Q-School stattfindet.

Wenn Duval dort nicht etwas von seiner alten Magie wiederfindet, droht ihm der Abstieg auf die Nationwide Tour – auch wenn er aufgrund seines Erfolgs bei der U.S. Open, den vergangenen Siegen und Sponsoreinladungen auch 2010 noch in einige PGA-Tour-Auftritte rutschen wird. Doch sind wir wirklich schon bereit, David Duval als Gast zweiter Klasse auf den Golfplätzen zu sehen? Schließlich sprechen wir hier von niemandem, der kurz davor steht auf der Champions Tour aufzuteen. Mit 38 müsste Duval eigentlich noch im besten Golfalter sein. Sollte er seine Spielberechtigung für die PGA-Tour endgültig verlieren, könnte er dem Sport den Rücken kehren – eine unschöne Vorstellung. Denn auch wenn es ein abgedroschener Spruch ist: David Duval braucht den Golfsport nicht unbedingt. Aber der Golfsport hat Typen wie Duval bitter nötig. Die U.S.Open, bei der nicht nur ganz Amerika, sondern die ganze Welt Duval die Daumen drückte, hat dies eindrucksvoll bewiesen.

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