Rory McIlroy hat sich entschieden. Nach langem Hin und Her, ob er als Nordire bei den Olympischen Spielen nun für seine formelle Heimat Großbritannien oder seine geistige Heimat Irland starten soll, hat er sich publikumswirksam im Rahmen der Irish Open für Irland entschieden. Es ist für ihn persönlich wohl die klügste Entscheidung, da in Großbritannien die Entscheidung viel entspannter gesehen wurde, als bei den Iren, die McIlroy für die andere Wahl vermutlich medial gelyncht hätten. Vor McIlroy hatte bereits Landsmann und Kumpel Graeme McDowell die gleiche Entscheidung getroffen.
Was man als nicht betroffener Golf-Fan ganz entspannt sehen könnte, hat aber auch eine Komponente, die das gesamte Olympische Golfturnier betrifft. Denn McIlroy und McDowell könnten mit ihrer Entscheidung auch das ohnehin schon schwach besetzte Feld schwächen. Warum das? Nun, die Qualifikationskriterien für Olympia sehen vor, dass aus den Top 15 der Welt bis zu vier Spieler pro Nation qualifiziert sind. Auf den Rängen dahinter wird maximal bis zum zweiten Spieler pro Nation aufgefüllt.
Nach heutigem Stand der Weltrangliste hat dies zwar keine Konsequenzen, da in den Top 15 der Welt neben Rory McIlroy mit Justin Rose nur noch ein Engländer steht. Doch blickt man beispielsweise an den Anfang des Jahres zurück, sieht die Sache anders aus. Damals standen McIlroy, McDowell, Rose und Ian Poulter under den Top 15. Alle vier wären damit für Olympia qualifiziert – ganz unabhängig von der Entscheidung der Nordiren. Doch mit McIlroy und McDowell für Großbritannien startend, würden noch zusätzlicjh zwei Iren zu Olympia fahren, beispielsweise Shane Lowry und Padraig Harrington. Mit McIlroy und McDowll im irischen Team würden jedoch Golf-Entwicklungsländer profitieren und Spieler um Platz 400 der Weltrangliste ins Feld rutschen. Natürlich ist auch der andere Fall möglich: Sollten neben McIlroy und McDowell drei oder mehr Briten in den Top 15 der Welt stehen, würde einer von ihnen rausfallen sobald sie für Großbritannien starten. Aber dies ist ein eher unwahrscheinliches Szenario wenn man sich die von den USA dominierte Historie der Weltrangliste anschaut.
Doch die politische Entscheidung von McIlroy und McDowell hat noch eine weitere sportliche Komponente. Mit ihrer Wahl für Irland können wir die beiden schon einmal fast als fest Qualifizierte für Olympia einplanen. Weil die nächsten Iren in der Weltrangliste so weit hinten stehen, würden McIlroy und McDowell selbst eine längere Krise noch unbeschadet überstehen und sich für Olympia qualifizieren. Hätten sich beide für Großbritannien entschieden, müssten sie um einen Startplatz fürchten, sobald sie aus den Top 15 fallen. Case in Point: Stand heute wäre beispielsweise McDowell nicht dabei. Die vermeintliche Herzensangelegenheit war also vielleicht doch eine Kopfentscheidung.