Linksgolfer
7.5
Pluspunkte
Anspruchsvoll, aber fair
Starke Grünkomplexe
Sehr gute Back 9
Negativpunkte
Par 3s könnten in der Länge mehr variieren
7.5

Seit 1889 wird auf der Bull Island vor Dublin Golf gespielt. Doch es gibt noch eine ältere Attraktion auf der menschgemachten Insel von der Größe Juists. Bei der Anfahrt zum Royal Dublin Golf Club muss man die 1819 eröffnete Wooden Bridge passieren. Die einspurige Holzkonstruktion hätte eigentlich schnell abgerissen werden sollen, wurde aber nach Protesten der Einwohner erhalten. Ein Segen, den so wird die Anfahrt nach Royal Dublin zum unvergesslichen Erlebnis.

Gleiches lässt sich auch über die Runde auf dem 1920 von Harry S. Colt gestalteten Par 72 sagen. Bis heute hat sich das Layout stark verändert – erstaunlich, da man sich an anderer Stelle sehr konservativ zeigte. Erst 2021 wurden weibliche Mitglieder zugelassen. Aber zurück zum Platz. Martin Hawtree trug 2006 zwei neue Bahnen bei und verlängerte den Platz um 410 Meter. Frank Pont begann im Oktober dieses Jahres damit, mehr als 30 der Bunker zu eliminieren und die restlichen umzuplatzieren oder upzugraden. Vielleicht hätte ich mit meinem Besuch ein paar Monate warten sollen, denn meine Runde war nicht gerade arm an Bunkerlagen.

Out-and-In

Das Routing ist wie bei so vielen Linkskursen klassisch. 9 Bahnen führen vom Clubhaus weg bis zum angrenzenden St. Anne’s Golfclub. Die Back 9 führen dann wieder zurück. Dabei ergeben sich deutliche Unterschiede in der Schwierigkeit. Die Front 9 werden meist mit Rückenwind gespielt und sind nur ein Par 35. Die in den Wind spielenden Back 9 sind dagegen ein Par 37. Man sollte sich also zu Beginn besser keine Schwächen leisten, da es im Verlauf der Runde nur schwer auszugleichen sind. Mit anderen Worten: es war keine gute Idee direkt aus dem Flieger aufzuteen und die ersten zwei Drives nach links wegzuslicen.

Glücklicherweise hatte ich jedoch einen der seltenen Tage erwischt an denen die Sonne schien und der Wind eingeschlafen war. Da macht es doch gleich doppelt so viel Spaß bei der Ballsuche den in den Hafen einfahrenden Schiffen zuzuschauen. Wie man es von einer künstlichen Insel erwarten würde, verlaufen die Bahnen recht flach. Einzig die Grüns sind seit Hawtrees Renovierung erhöht.

Vier Par 3s in 9 Löchern

Die stärkste Verteidigung des Platzes sind somit die Bunker um Fairways und Grüns und das hohe Rough. Nach einem soliden Auftakt, der Spieler mit den Eigenheiten des Platzes vertraut macht, setzt Loch 3 den ersten Akzent. Der Hügel, der dem Loch den Namen Alps gab, dient als optische Täuschung. Wer denkt, man müsse rechts vorbei spielen, landet im Rough. Die aggressive Linie dagegen bietet die beste Linie ins Grün, das direkt nach einer linksseitigen Steinmauer beginnt. Im Anschluss beginnt die Zeit der Par 3s. Die 4, 7, 9 und 12 bilden in kurzer Abfolge die gesamte Kollektion der One-Shotter. Da drei von ihnen grob Richtung Clubhaus zielen und die 9 die obere Grenze des Platzes bilden, spielen sie sich meist länger als auf der Scorekarte. Allerdings könnte die Variation größer sein: sie alle liegen zwischen 150 und 170 Metern.

So richtig Fahrt nimmt Royal Dublin allerdings erst auf den Back 9 auf. Der Blick auf das Gaskraftwerk Poolbeg mag nicht schön sein, die Bahnen sind es dafür umso mehr. Die 10, mit 403 Metern von weiß das schwierigste Loch von Royal Dublin, zeichnet sich dabei besonders durch ein toll geformtes Grün aus. Auch die anderen Par 4s spielen sich bretthart. Loch 13 (394 Meter), 15 (395), 17 (386) und 18 (425 Meter) sind nicht gerade für Shorthitter gemacht. Die einzige Ausnahme bildet die 16. Mit 260 Metern ist “Dolly” ein gefühltes Muss-Birdie. Doch dafür muss man den sieben vorgelagerten Bunkern entgehen. Etwas, was mir natürlich misslang – mit dem zweiten Schlag. Dass am Ende dennoch ein Par bei raussprang zeigt, wie ungewöhnlich gut meine Back 9 waren.

Spektakuläres Finish

Mit 5 über auf den auf dem Papier schwereren 10-18 ist meine Runde nicht gerade repräsentativ für die Herausforderungen des Platzes gewesen. Insofern ist mein sehr positiver Eindruck von Royal Dublin vielleicht auch von meinem letzten Schlag beeinflusst. Die brutal lange 18 verläuft in einem 90-Grad-Dogleg nach rechts. Im Hundebein selbst verläuft ein Graben sowie das Out-of-Bounds der Driving Range. Entsprechend viel Risk-Reward steckt im Versuch, das direkt vor dem Clubhaus gelegene Grün mit dem zweiten Schlag anzugreifen. Beflügelt von einem guten Lauf zückte ich das Hybrid und donnerte den Ball zwei Meter an die Fahne. Selten hat jemand mit einer stolzgeschwellteren Brust einen Birdieputt kläglicher vergeben.

Da ich aufgrund der Uhrzeit meinen im mittelhohen Greenfee (160 Euro) erhaltenen Gastro-Gutschein nicht einlösen konnte, kann ich über das feine Clubhaus des Privatclubs wenig sagen außer dass es nett aussieht. Aber wer nach Dublin kommt, sollte alleine schon wegen des Platzes und der Anfahrt Royal Dublin einen Besuch abstatten: Linksgolf vom Feinsten.

Gespielt am: 26. April 2022

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