Nur noch sechs Wochen, dann stehen die Ryder Cup Teams für das Jahr 2014 fest. Zwar gibt es besonders mit dem Bridgestone Invitational und der PGA Championship noch zwei hochdotierte Turniere, die für einige Verwerfungen sorgen können, doch bereits jetzt können etliche Stars ihren Koffer für Gleneagles packen. Anhand der aktuellen Qualifikationsstände und der Erfahrungen aus vergangenen Jahren, lassen sich bereits heute einige Prognosen treffen:
Team USA
Der aktuelle Qualifikationsprozess wurde bisher nur 2012 angewendet. Damals reichten 4,2 Millionen Punkte (aka Dollar), um sich in das Team zu spielen. Mit 4,5 Millionen Dollar, damals Platz 6, sollten auch 2014 locker einer der neun festen Plätze erreicht werden (seine drei Captain’s Picks wird Tom Watson Anfang September bekannt geben). Schaut man sich den aktuellen Stand an, ergibt sich eine Zweiklassen-Gesellschaft zwischen sicheren Teilnehmern und Wackelkandidaten, da nach den Top 7 eine riesige Lücke klafft. Der Abstand zwischen dem siebtbesten Amerikaner, Matt Kuchar, und dem Achtplatzierten Jason Dufner ist größer als der zwischen Dufner und dem auf Rang 23 rangierenden Gary Woodland.
Fest dabei
Bubba Watson (3 Siege-5 Niederlagen-0 Unentschieden)
Jimmy Walker (Rookie)
Rickie Fowler (0-1-2)
Jim Furyk (9-17-4)
Dustin Johnson (4-3-0)
Jordan Spieth (Rookie)
Matt Kuchar (3-2-2)
Tom Watson hat ein Problem: seine sieben bereits fest qualifizierten Teilnehmer bestechen nicht gerade durch Ryder-Cup-Erfahrung. Zwar sind mit Jordan Spieth und Jimmy Walker nur zwei Rookies dabei, aber tatsächlich hat Jim Furyk mit acht Einsätzen mehr Teilnahmen als die anderen sechs Spieler zusammen. Zudem tragen die sieben nicht gerade das Sieger-Gen in sich, weder im Ryder Cup, noch bei Majors wo lediglich Furyk und Bubba Watson siegreich waren.
Wackelkandidaten
Jason Dufner (3-1-0)
Zach Johnson (6-4-1)
Nach heutigem Stand wären die beiden in den Qualifikationsrängen, aber nach hinten sind nur gut 200.000 Dollar Luft. Das ist definitiv nichts, worauf es sich ausruhen lässt. Zudem zeigt die Formkurve nicht gerade nach oben: Abgesehen von seinem Lieblingsturnier, der John Deere Classic, wartet Zach Johnson seit zehn Wochen auf ein Top 40(!)-Resultat und Dufners letzte drei Starts waren zwei verpasste Cuts und ein Platz 51. Sollten sie aus den Qualifikationsrängen herausfallen, wird Tom Watson sie vermutlich trotz positiver Ryder-Cup-Bilanz nicht berücksichtigen, weil es beuten würde, dass die aktuelle Form einfach zu schwach ist, und viel Erfahrung bringen sie mit einem bzw. drei Ryder-Cup-Starts auch nicht ein.
Nachrücker
Patrick Reed
Phil Mickelson
Brendon Todd
Chris Kirk
Ryan Moore
Webb Simpson
Keegan Bradley
Harris English
All diese Spieler sind innerhalb von 500.000 Dollar zum finalen Qualifikationsplatz und haben damit noch realistische Chancen, sich aus eigener Kraft ins Team zu spielen. Für fast alle von ihnen ist es auch die einzige Chance, weil Tom Watson aufgrund seiner festen Starter kaum einen unerfahrenen Spieler wie Patrick Reed, Brendon Todd oder Harris English als Captain’s Pick nehmen würde. Anders sieht es da schon bei Phil Mickelson aus, der alleine schon auf Druck der TV-Anstalt dabei sein dürfte, aber auch in den letzten Jahren ein echter Teamplayer geworden ist – vor allem an der Seite von Keegan Bradley. Sollte dieser in den nächsten Wochen auch nur einen Anflug seiner alten Qualität zeigen, wird er gemeinsam mit Mickelson als Captain’s Pick berufen und einen Vierer bestreiten.
Oh Captain, mein Captain
Tiger Woods
Steve Stricker
Brandt Snedeker
Kevin Na
Erik Compton
Hunter Mahan
Diese Namen bräuchten schon einen Majorsieg um sich noch fest ins Team zu spielen – sehr unwahrscheinlich. Also ruhen ihre Hoffnungen auf einem Captain’s Pick. Zwei Namen haben dabei natürlich bessere Chancen. Da wäre zum Einen die Causa Tiger Woods. Aufgrund seiner langen Verletzung hat er mildernde Umstände. Wenn er in den nächsten Wochen ein paar Top 20 idealerweise auch Top-10-Resultate einfährt, wird Tom Watson ihn zu 100% mitnehmen. Und dann ist da ja noch Steve Stricker. Aufgrund seines reduzierten Turnierplans hat er weniger Chancen sich ins Team zu spielen, was Tom Watson berücksichtigen würde. Allerdings: Seine schwachen Nerven beim letzten Ryder Cup sind noch allen im Gedächtnis und sollte Tiger Woods ins Team rücken, ist Stricker längst nicht mehr der Einzige, der mit ihm zusammen spielen kann.
Prognose:
Bubba Watson
Jimmy Walker
Rickie Fowler
Jim Furyk
Dustin Johnson
Jordan Spieth
Matt Kuchar
Zach Johnson
Phil Mickelson
Tiger Woods
Keegan Bradley
Jason Dufner
Team Europa
Bei den Europäern hat sich zwar die Anzahl der Captain’s Picks immer mal wieder geändert (dieses Jahr sind es drei) und wieviele Spieler von welcher der beiden Quali-Listen gewählt wurden, aber ansonsten ist der Qualifikationsprozess sehr ähnlich geblieben wodurch man relativ gut abschätzen kann, ab welcher Marke man sicher im Team ist. In den letzten Jahren musste man in der European Points List so um die 2,4 Millionen Punkte einfahreb bzw. in der World Point List um die 190 Punkte. Das ergibt für 2014 folgende Situation:
Fest dabei
Rory McIlroy (4-3-2)
Henrik Stenson (2-3-2)
Sergio Garcia (16-8-4)
Justin Rose (6-3-0)
Martin Kaymer (3-2-1)
Drei Majorsieger, der Gewinner der letzten Geldranglisten von PGA Tour und European Tour und der Zweite des letzten Majors. Tom Watson würde eine solche Riege an Festqualifizierten mit Kusshand nehmen, Paul McGinley hat sie. Dieses Quintett hat in der World Points List bereits 245 Punkte und mehr eingefahren und wird zu 100% in Gleneagles dabei sein. Eine Luxus-Situation für die Europäer, denn sie alle haben Ryder-Cup-Erfahrung und sind Matchplay-Experten.
Recht sicher
Victor Dubuisson (Rookie)
Thomas Björn (3-2-1)
Der Franzose Dubuisson ist zu 99% dabei. In der World Points List kratzt er an den 190 Punkte und in der European Points List ist er mit 2,6 Millionen Zweiter. Er hat die Teilnahme verdient und dürfte trotz seines Rookie-Status ein Kandidat für einen Captain’s Pick sein sollte er wieder Erwartens noch herausfallen, da er im Accenture Match Play ins Finale gekommen ist und eine konstant gute Form aufweist. Thomas Björn liegt mit 194 World und 2,35 Millionen European Points ebenfalls auf einer komfortablen Marke. Vor zwei Jahren war er noch als Vizekapitän dabei, aber Paul McGinley würde sich sicherlich diebisch freuen den alten Dänen dabei zu haben. Warum? 2011 gewann Björn im Austragungsort Gleneagles, zudem hat er hier noch zwei weitere Top-10-Resultate.
Wackelkandidaten
Jamie Donaldson (Rookie)
Luke Donald (10-4-1)
Jamie Donaldson ist zuletzt eine kleine Wundertüte gewesen. Zwei Top-5-Resultaten in Paris und Köln stehen drei verpasste Cuts bei den Top-Turnieren entgegen. Das spricht ein wenig gegen seine Nervenstärke. Zudem trennen ihn keine 50.000 Euro davon aus den automatisch Qualifizierten herauszufallen – und auf einen Captain’s Pick braucht er aufgrund stärkerer anderer Kandidaten nicht zu bauen. Luke Donald wäre dank einer bisher überragenden Ryder-Cup-Bilanz so einer – wenn doch nur die Form konstanter wäre. Der Engländer ist wie sein Fast-Namensvetter Donaldson in diesem Jahr auf einer kleinen Achterbahnfahrt und sollte Stephen Gallacher acht Weltranglistenpunkte mehr machen, würde Donald aus den Festqualifizierten herausfallen. Und ohne Donald abwürdigen zu wollen: Vielleicht wäre Europa damit besser dran. Denn das hier waren Gallachers letzte fünf Resultate in Gleneagles: 2., 6., 6., 14. und 10. – zudem wäre es doch schön einen Schotten in Schottland dabei zu haben.
Nachrücker
Ian Poulter
Stephen Gallacher
Graeme McDowell
Francesco Molinari
Über ein Mangel an Qualität kann sich Paul McGinley wirklich nicht beschweren, denn unter den Nicht-Qualifizierten finden sich einige Namen, die den Europäern helfen würden – allen voran natürlich die Kampfschweine Ian Poulter und Graeme McDowell. Aber auch Francesco Molinari zeigt steigende Form und wäre eine gute Verstärkung für die Europäer. Doch McGinley hat sich in einem Interview schon mehr oder weniger auf Poulter und McDowell festgelegt, die er schon durch die Blume als sichere Captain’s Picks klassifiziert hat.
Oh Captain, mein Captain
Lee Westwood
Miguel Angel Jimenez
Joost Luiten
Edoardo Molinari
Shane Lowry
Man hätte gedacht, dass Jimenez besser dasteht aufgrund seiner Erfolge, aber er ist wie auch das restliche Quartett hier weit von einem Qualifikationsplatz entfernt. Und ehrlich gesagt müsste schon einiges passieren, damit sie auf McGinley Captain’s Pick Radar kommen, denn mit Donald, Poulter, McDowell und Gallacher stehen da einige stärkere Namen vor.
Prognose:
Rory McIlroy
Henrik Stenson
Sergio Garcia
Justin Rose
Martin Kaymer
Victor Dubuisson
Thomas Björn
Luke Donald
Jamie Donaldson
Ian Poulter
Graeme McDowell
Stephen Gallacher