Wenn die Herren der Ryder Cup Europe im April über die Vergabe des Events für das Jahr 2018 entscheiden, wird ein entscheidendes Kriterium die Höhe des Bestechungsgeldes die Qualität der Bewerbungsunterlagen sein. Für Außenstehende schwer nachvollziehbar, da wir keinen Blick in die Unterlagen haben. Doch ein Teil ist zugänglich: die Bewerbungsvideos. Ob legal, illegal, absichtlich oder unabsichtlich: Sowohl die “bid videos” von Frankreich und Deutschland als auch von Portugal und Schweden sind online eingestellt (zumindest sehen sie offiziell aus) – einzig das Werbevideo aus den Niederlanden war bisher nicht aufzutreiben. Wie also schlagen sich die vier verfügbaren Konkurrenten? Welche Akzente setzen sie? Welche Unique Selling Proposition bieten Sie? Und wie ist der künstlerische Gesamteindruck?
Portugal
Das portugiesische Bewerbungsvideo hat zwei zentrale Probleme: Das eine ist der Off-Kommentar. Das gesamte Video wird aus der Ich-Perspektive erzählt, allerdings stellt sich die Frage wer nun genau dieser Erzähler ist. Vermutlich wurde dies den Offiziellen erklärt, aus dem Video selbst ging es nicht hervor. Das viel größere Problem ist jedoch dass die gesamte Werbung auf der Behauptung aufbaut, dass die Spieler “der beste Platz der Welt” erwartet. Doch wo sind Pläne, Modelle oder Bilder dieses Weltklasse-Platzes, der vom durchaus kontrovers betrachteten Tom Fazio erbaut werden soll? Alles was man zu sehen bekommt ist die atemberaubende Landschaft auf der er entstehen soll, “eines der letzten Flecken unberührtes Land” wie der Film betont. Warum soll man ihn dann bitteschön berühren? Golf findet im Video nur in Form von alten Ryder-Cup-Bildern statt, etwas was eher von Schwäche der eigenen Bewerbung zeugt wenn man auf die Historie zurückgreifen muss. Einer anderen Schwäche ist man sich bewusst. Um Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, dass der neue Platz zu weit außerhalb liegen würde, spricht man dieses Problem direkt an. Pluspunkte sammelt die Bewerbung immer dann wenn sie die Vorzüge von Lissabon herausstellt: lange Tage, hervorragendes Wetter, beeindruckende Sehenswürdigungen, ein aktives Nachtleben und viele Erholungsmöglichkeiten. Kurzum: ein tolles Urlaubsland, aber vielleicht nicht der perfekte Ryder-Cup-Bewerber.
Spanien
Warum müssen eigentlich immer Kinder bei Bewerbungsvideos auftreten? Die Spanier haben offensichtlich einen Narren dran gefressen, denn ihr anderer Spot ist in der Hinsicht noch schlimmer. Offensichtlich verfährt man bei den Iberern nach der goldenen Regel, dass man mit Kindern und Tieren nichts verkehrt machen kann. Denn der zweite Hauptdarsteller ist eine Gans. Dies soll den Umweltaspekt der Bewerbung unterstreichen, aber eine Gans, die an einer Leine durch Madrid geführt wird, wirkt einfach nur albern. Immerhin gelingt es auf diese Weise die Vorzüge der Bewerbung aufzuzeigen, einige davon subtil (Wetter, Gastfreundschaft) andere mit dem Holzhammer (die Sehenswürdigkeiten). Vor allem aber die Nähe zur pulsierenden Innenstadt ist ein Vorzug, die einige der anderen Bewerbungen nicht aufbieten können. Die zweite Trumpfkarte der Spanier lautet natürlich Severiano Ballesteros, der gleich an zwei Stellen ins Rennen geworfen wird. Erstaunlich ist, dass die Spanier nicht einmal auf die schon einmal erfolgreiche Austragung des Ryder Cups hinweisen. Das zeigt ein wenig das Dilemma in dem sie stecken, da sie nicht den Eindruck erwecken wollen sie hätten schon mal ihre Chance gehabt. Auch wenn das Ende des Videos sehr überzeugend geriet. Denn statt gezeichneten Plänen für den zu entstehenden Platz hat man das Mädchen und die Gans vor ein beeindruckendes Matte Painting der Signature Holes gesetzt.
Frankreich
Die Franzosen sind die Einzigen, die auf einen Off-Kommentar verzichten und heben sich damit wohltuend von der Konkurrenz ab. Stattdessen setzen unsere Nachbarn komplett auf den landestypischen Flair, stellen die Sehenswürdigkeiten der Stadt (natürlich bei Sonnenschein) vor und untermalen das Ganze mit einem sehr stimmungsvollen Chanson. So weit, so gewöhnlich. Doch das Beeindruckende ist, wie es ihnen gelingt die Verbindung zum Golf aufzubauen. Die Schatten von Golfszenen an die Gebäude zu werfen ist ebenso originell wie tricktechnisch perfekt umgesetzt, mit dem Höhepunkt dass einer der Schatten einen Ball aus einer Schräglage von der Glaspyramide des Louvre spielt. Der Vorteil der Franzosen: sie brauchen nicht groß ihren neuen Platz vorstellen, sie haben mit dem Golf National bereits einen Weltklasseplatz den sie am Ende nur kurz zeigen müssen. Resultat ist ein Video, das Lust macht sofort nach Paris zu fahren, zum Sightseeing – und zum Golfen. Zwar lernt man sonst nicht viel über die Vorteile der französischen Bewerbung, aber das wird vermutlich mit den Bewerbungsunterlagen ihren Zweck. Wenn dem so ist, ist das Video ein großer Coup.
Deutschland
Das deutsche Video hebt sich in drei Punkten von den anderen ab: Erst einmal hat man mit Kai Wiesinger einen professionellen Schauspieler angeheuert, dann sind die Deutschen die Einzigen, die ihr Video bei bedecktem Himmel gedreht haben – angesichts des Wetterdebakels in Wales vielleicht nicht die Botschaft, die man schicken sollte. Und schließlich schafft man es tatäschlich noch in dem Spot Product Placement für Hauptsponsor Audi unterzubringen. Damit ist nicht das Segment über die Wirtschaftsträger der Version gemeint, das im Hinblick auf die Bewerbung sicher clever ist sondern die Autos, die vor dem Clubhaus stehen. Etwas unklar ist jedoch an wen das Bewerbungsvideo gerichtet ist. Denn das Video verwendet mehr Zeit darauf zu erklären was der Ryder Cup ist als die anderen Länder für ihren gesamten Werbefilm. Die Entscheider über die Vergabe dürften eigentlich wissen was der Ryder Cup ist, es wirkt eher als ob es an die deutsche Öffentlichkeit gerichtet ist die noch Nachhilfe in punkto Golf braucht. Nicht gerade vorteilhaft um Deutschland als Ryder-Cup-Land zu positionieren. Da ist es schon eher effektiv Bernhard Langer und Martin Kaymer als europäische Golf-Heroen hervorzustellen was die Deutschen noch offensiver betreiben als die Spanier mit Seve. Enttäuschend für eine Bewerbung mit dem Slogan “Emotions made in Germany” ist, dass man wenig Emotions (außer in alten Ryder-Cup-Bildern) und wenig Germany zu sehen bekommt. Theoretisch könnte der größte Teil des Spots für jedes Land dienen, so wenig eigenes Flair ist darin enthalten. Obwohl: so schlecht wie Wiesingers Flightpartner das “th” spricht kann es eigentlich nur Deutschland sein. Punkten kann man mit der Verkehrsanbindung und der Erfahrung Deutschland als Ausrichter von sportlichen Großereignissen sowie dem weltweit bekannten Oktoberfest, dass nicht nur regional sondern auch zeitlich in der Nähe des Ryder Cups 2018 liegen würde – so er denn in Neuburg an der Donau stattfindet. Wobei die Pläne für den Platzneubau nicht besonders attraktiv in Szene gesetzt werden. Richtig in die Nesseln setzen sich die Verantwortlichen aber an zwei anderen Stellen. Dafür dass die Unterstützung der Politik nicht vorhanden ist können die Macher nichts, die sprangen erst nach Fertigstellung des Videos ab. Aber ernsthaft zu behaupten dass “immer mehr Profiturniere in Deutschland” stattfinden ist schon sehr dreist wenn man bedenkt dass von einst vier Turnieren auf der PGA Tour gerade einmal noch eins verblieben ist und auf der Challenge Tour ist auch nicht mehr hinzugekommen. Dafür überzeugt aber immerhin die Inszenierung des Videos mit aufwändigen Kranaufnahmen und schicken Kameraschwenks.