Seit heute kämpfen die amerikanischen Golfer mit dem nicht-europäischen Rest der Welt um den Presidents Cup. Die seit 1994 durchgeführte Veranstaltung soll in den Ryder-Cup-freien Jahren für einen kontinentalen Wettstreit sorgen und auch den südafrikanischen, australischen, asiatischen und südamerikanischen Golfern die Chance bieten, sich im Team-Wettstreit zu messen. Das konnten die Europäer natürlich nicht auf sich sitzen lassen und konterten 2000 unter Federführung von Severiano Ballesteros mit der Seve Trophy (oder wie es heute umständlich heißt: The Vivendi Trophy with Severiano Ballesteros).
Resultat sind zwei Wettbewerbe, die vollkommen einseitig sind und eigentlich keinen so richtig interessieren. Die Seve Trophy ging vor zwei Wochen gerade zum fünften Mal in Folge an das Team von Großbritannien und Irland, zeichnete sich dadurch aus, dass einige der besten europäischen Golfer freiwillig oder unfreiwillig nicht am Start waren und wäre völlig in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, wenn sich Colin Montgomerie nicht wie eine Furie auf den abwesenden Ian Poulter gestürzt und Gonzalo Fernández-Castaño nicht die Politik des spanischen Präsidenten Zapatero vor laufenden Kameras attackiert hätte.
Der Presidents Cup ging bei sieben Austragungen lediglich ein Mal an das internationale Team (bei einem Unentschieden) und kann in den USA nicht einmal annähernd die Begeisterung erreichen wie der Ryder Cup. Auf den großen Sportportalen im Netz findet er nur als Randnotiz statt, und auch bei den US-Spielern ist die Mentalität anders. Beim Ryder Cup will man der alten Welt und dem ehemaligen Herrscher aus Übersee richtig eins überbraten, der Presidents Cup ist mehr ein Spaßevent. Natürlich hat so etwas auch seine Berechtigung, aber wenn es den Spielern schon halbwegs egal ist, wie das Ergebnis ist, wie soll sich dann beim Zuschauer eine Begeisterung entwickeln?
Was also tun? Mein ketzerischer Vorschlag: Schafft die Seve Trophy und den President Cup ersatzlos ab. Natürlich sollte man dafür nicht einfach den Ryder Cup auf ein jährliches Intervall setzen – das würde ihm einen Großteil seines Reizes nehmen. Doch wie wäre es, wenn man für diese eine Woche einfach mal den Fokus auf die älteren Herrschaften legt? Bei den Amateuren gibt es mit dem Walker Cup einen Wettstreit zwischen den USA und Großbritannien/Irland, die Profis haben den Ryder Cup, doch was ist mit den Senioren? Wenn man nach einem Senior Ryder Cup sucht, findet man lediglich einen golferischen Wettstreit zwischen älteren Herren im kanadischen Ontario. Wie wäre es also, wenn es alle zwei Jahre im Oktober einen echten Senior Ryder Cup gäbe?
Spieler wie Tom Watson und Bernhard Langer beweisen immer wieder, dass die alten Säcke auch noch richtig gutes Golf spielen können, die alte Rivalität zwischen Europa und den USA würde in alter Frische aufblühen, und einige der Spieler hätten die Chance, noch offene Rechnungen aus dem regulären Ryder Cup zu begleichen. Hinzu kommen Spieler, die nie die Chance auf einen Ryder Cup hatten, weil sie erst spät ernsthaft mit dem Golf begannen. Die potentiellen Storylines für die Medien wären endlos.
Schauen wir doch mal, wie diese Teams aussehen würden, wenn man die Ergebnisse der Champions Tour und der europäischen Seniors Tour, sowie die Auftritte der über 50-jährigen bei regulären Events heranzieht. Bei einem 10-Mann-Team könnten für die USA antreten:
- Tom Watson (8-facher Major-Sieger, 4-maliger Ryder-Cup-Teilnehmer)
- Loren Roberts (8 Top-Tens in Majors, Ryder Cup 1995)
- Fred Funk (8 PGA Tour Siege, Ryder Cup 2004)
- Jay Haas (16 Top-Tens in Majors, 3-maliger Ryder-Cup-Teilnehmer)
- Mark O’Meara (2-facher Major-Sieger, 5-maliger Ryder-Cup-Teilnehmer)
- Jeff Sluman (1 Major, 8 weitere Top Tens)
- Andy Bean (8 Top-Tens in Majors, 2-maliger Ryder-Cup-Teilnehmer)
- John Cook (7 Top-Tens in Majors, Ryder Cup 1993)
- Larry Mize (Masters-Sieger, Ryder Cup 1985)
- Tom Kite (1 Major, 26 weitere Top Tens, 7-facher Ryder-Cup-Teilnehmer)
Für Europa könnten antreten:
- Bernhard Langer (2-facher Masters Sieger, 16 weitere Top Tens in Majors, 10-facher Ryder-Cup-Teilnehmer)
- Mark McNulty (16 Siege auf der European Tour, kein Ryder Cup, da erst seit 2003 Ire)
- Ian Woosnam (Masters Sieger, 9 weitere Top Tens in Majors, 8-facher Ryder-Cup-Teilnehmer)
- Sam Torrance (21 Siege auf der European Tour, 8-facher Ryder-Cup-Teilnehmer)
- Glenn Ralph
- Peter Mitchell (3 Siege auf der European Tour)
- Carl Mason (4. bei der Open, 21 Siege auf der Seniors Tour)
- Ross Drummond (Titelfigur des Buchs Four Iron in the Soul)
- Gordon J Brand (2. bei der Open, Ryder Cup 1993)
- Des Smyth (4. bei der Open, 8 Siege auf der European Tour, 2-facher Ryder-Cup-Teilnehmer)
Das europäische Team mag auf den ersten Blick schwächer aussehen, aber vergessen wir dabei nicht, dass einige Top-Stars wie Nick Faldo, Peter Oosterhuis oder David Feherty TV-Analysten geworden sind und nicht mehr aktiv am Spielbetrieb teilnehmen. Vielleicht würden sie sich für so ein Event ja noch einmal reinhängen – und in wenigen Jahren könnten Spieler wie Kenny Perry oder Colin Montgomerie noch einmal die Teams verstärken. Wenn ich die Wahl hätte, Tiger Woods gegen Adam Scott in einem emotionslosen President-Cup-Match zuzuschauen, oder Bernhard Langer und Tom Watson im emotionsgeladenen, entscheidenden Single-Match um den Sieg des Senior Ryder Cups zu verfolgen: ich würde mich immer für die alten Knacker entscheiden.