“Als das Golfjahr begann, drehte sich alles um die Big Three im Golf. Doch in den letzten Wochen spricht alles nur noch von dem kommenden Mann.” Wer jetzt glaubt, in diesem Satz würde es um Rickie Fowlers Versuch gehen, in die Sphären von Jordan Spieth, Rory McIlroy und Jason Day vorzudringen, irrt. Der Satz stammt aus einem Artikel aus dem Jahr 2005, in dem deklariert wurde, dass der Weltranglistenvierte Phil Mickelson das Trio Vijay Singh, Tiger Woods und Ernie Els zu den Big Four macht.
Doch wenn heute von Jordan, Rory und Jason als The New Big Three geredet wird, ist die Referenz für die alten Big Three nicht etwa dieses Trio, sondern es sind Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Gary Player, die zwischen 1962 und 1966 11 der 20 Majors unter sich ausmachten. Warum also werden die 2005 noch als Big Four titulierten Golfstars in dieser Diskussion ignoriert? Ganz einfach: In den drei Jahren danach gewann Tiger Woods sechs Majors und 19 weitere PGA-Tour-Events. Singh, Els und Mickelson kamen in dieser Zeitspanne zusammen auf zwei Majors und 20 PGA-Tour-Turniere. Kurz gesagt: Nur wenige Monate nachdem die Golfmedien von den Big Three oder Four träumten, setzte sich Tiger Woods so deutlich von den anderen ab, dass man nur noch vom Big One reden konnte.
Aus diesem Grund hätte man heute gute Gründe, vorsichtig mit Bezeichnungen wie Big Three oder Big Four um sich zu werfen. Aber es ist nun mal bequem, einprägsame Label für etwas zu benutzen – besonders in einer Zeit wie der heutigen. Der Rentner Rekonvaleszent Tiger Woods hat ein großes Vakuum hinterlassen, das nach Meinung vieler von einer Person alleine nicht zu füllen ist. Aus diesem Grund sehnt man sich verzweifelt nach einer Alternative. Und was gäbe es da Besseres, als drei oder vier dominierende Kräfte, die für eine gesunde Rivalität an der Weltspitze des Golfs sorgen.
Aus diesem Grund muss man das Label Big Three mehr als Ausdruck der Hoffnung denn als Fakt sehen. Ja: Jordan Spieth, Rory McIlroy und Jason Day sind die ersten Spieler seit zehn Jahren, die zeitgleich mehr als 10 Durchschnittspunkte in der Weltrangliste aufweisen können. Doch all das beruht auf einem einzigartigen Jahr von Spieth und vier herausragenden Monaten von Day. Um wirklich von den Big Three reden zu können, müsste das Trio schon über Jahre hinweg die Konkurrenz im Gleichschritt dominieren. Möglich ist dies natürlich, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich im Endeffekt nur ein oder zwei Spieler herauskristallieren oder sich noch ganz andere Namen hinzugesellen.
Rickie Fowler ist ein Kandidat, aber welch absurde Dimensionen die Diskussion derzeit annimmt, zeigt sich besonders an seiner Person. Nach seinem Sieg in Abu Dhabi und der Playoff-Niederlage in Phoenix sind viele Golfjournalisten schon jetzt bereit, ihn in eine Big Four zu integrieren. Doch schaut man sich den Abstand vom Kein-Major-Gewinner Fowler in der Weltrangliste an, ist dieser größer als der, den Zwei-Major-Gewinner Bubba Watson im August 2015 zum Trio hatte – und dennoch war niemand bereit ihn damals zu den Big Four zu zählen.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Fowler hat ein extrem großes Marketing-Potenzial und ist – anders als Bubba – bei den Journalisten sehr beliebt. Vor allen Dingen ist so ein Label aber in einer Zeit, in der alles auf den schnellen Klicks zugeschnitten ist und die Aufmerksamkeitsspanne der Leser gerade einmal fünf Minuten dauert, eine perfekte Möglichkeit, um ein wenig Staub aufzuwirbeln. Und wenn in sechs Monaten Hideki Matsuyama, Dustin Johnson oder Patrick Reed plötzlich Majorgewinner sind, wird eben die nächste Sau durchs Dorf getrieben.