Tiger vs Phil: 6 Gründe, warum “The Match” ein Desaster war

Gestern war es so weit. Tiger vs Phil. Das Match zwischen Tiger Woods und Phil Mickelson, für das alle Golfmagazine und Portale warben ohne es groß zu hinterfragen, ging über den Äther. Und es kam wie es kommen musste: Es war in jeder Hinsicht ein Reinfall, der alle Vorurteile gegen den Golfsport unterstrich und – vielleicht noch schlimmer – für gähnende Langeweile sorgte. Wirklich nichts an diesem Event, für das manch einer 20 Euro/Dollar hingeblättert hatte (in den USA lief es am Ende passenderweise umsonst im Internet, da bei einem Anbieter die Zahlfunktion nicht funktionierte), war dem Hype auch nur annähernd gerecht. Was das golferische Äquivalent zum “El Clásico” hätte werden sollen, war am Ende ein 0:0 zweier Altherrenmannschaften mit vielleicht einer Torchance. Doch das ist nur einer der Gründe, dass das Match am Ende ein Flop war.

Die sportliche Qualität

Zwischen 2004 und 2006 wäre “The Match” tatsächlich das größtmögliche Event gewesen, das der Golfsport zu bieten hatte. Selbst der Ryder Cup wäre dagegen verblasst. Doch anno 2018 spielen hier zwei Spieler, die in den letzten fünf Jahren zusammen (!) soviele Turniere auf der PGA Tour gewonnen haben wie der Weltranglisten-2012. Steven Bowditch. Die mit ihren Weltranglistenplatzierungen 13 und 27 das golferische Pendant zu einem Länderspiel zwischen Chile und der Ukraine sind. Und dennoch hätte es ein geniales Match werden können. Schließlich kann jeder Profi grandiose Schläge produzieren und eine 59 spielen. Im Vorfeld ging Mickelson sogar so weit, dass man eine 63 oder 64 spielen muss, um zu gewinnen. Weit gefehlt. Gerade mal zehn Birdies gab es auf den 22 Löchern – darunter fünf Par 5s. Als Krönung des Tages verfehlte Woods im Stechen zwei Mal das Grün mit einem Lob Wedge. Einziges Mini-Highlight war ein gelochter Chip von Woods auf der 17, um das Match zu verlängern.

Das Preisgeld

Es war eine perverse Summe, um die das Duo spielte. Natürlich braucht sich niemand das Match ansehen, der es verdammt. Und natürlich ist ein Match am Ende so viel wert, wie ein Sponsor bezahlt. Deshalb möchte ich einen anderen Punkt kritisieren. Das Preisgeld war der Grund, dass die Veranstaltung am Ende scheiterte. Auch wenn Phil und Tiger bis an ihr Lebensende ausgesorgt haben: 9 Millionen Dollar wollen sie trotzdem nicht freiwillig hergeben. Die große Summe an Preisgeld hat dafür gesorgt, dass die beiden bei Risk-Reward-Schlägen auf Nummer Sicher gingen und besonders am Ende überhaupt nicht mehr kommunizierten. Der Ansatz des Events war genau falsch: Gebt den beiden zwei Millionen Antrittsgeld, spendet 5 Millionen Dollar an einen wohltätigen Zweck ihrer Wahl (statt der $800.000, die die reale Variante produzierte) und die Side-Bets mit ihrem eigenen Geld gehen an den jeweils anderen.

Die Wetten

Wie die Side Bets hätten funktionieren können, zeigte sich als Tiger eine Wette über den niedrigsten Score anbot und Phil 3:2 Odds verlangte. Die Wette wurde am Ende nicht eingegangen, aber das verhandeln über die Odds sorgte für mehr Spaß als der gesamte Rest der Runde. Dass am Ende ein 9-Millionen-Jackpot wartete, nahm auch anderen Dingen den Spaß. So ging es auf Loch 14 für 100.000 Dollar um den Longest Drive. Nachdem Mickelson seinen Drive in den Bunker schlug, hätte Tiger ganz cool ein Eisen 7 ins Fairway spielen können und Phil hätten ihm (möglichst live) einen Scheck ausstellen dürfen. Doch weil Woods das Loch nicht verlieren wollte, zückte er ebenfalls Driver und landete im Bunker. Die Charity ging leer aus und dem Publikum entging ein cooler Moment.

Auch die Kreativität der Wetten wurde durch den Jackpot eliminiert. Das Beste, auf das die beiden kommen konnten, waren Longest Drive, Nearest to the Pin und Lowest Score. Wo waren die spaßigen Wetten? “Hey Phil: $200.000, dass Du das Up and Down nicht schaffst von dort.” – “Okay, gib mir 5:3 Odds”. “Tiger: Wetten, dass du es nicht schaffst den Ball um diesen Baum zurück ins Fairway zu drehen?” – “Klar, gib mir $300.000”. All das war nicht möglich, weil beide nur auf die 9 Millionen Dollar fixiert waren.

Das Frotzeln

Nach dem ersten Abschlag gingen Woods und Mickelson Seite an Seite. Ihr Gesprächsthema: Wie cool es doch war, dass Samuel L. Jackson sie am ersten Tee angekündigt hat und das Bedauern, dass ihre eigenen Kinder sie nicht cool finden. Nichts weltbewegendes, recht auffällig einstudiert, aber wenigstens ein Anfang. Doch schon kurz darauf gingen die beiden meist ihre eigenen Wege. Mickelson unterhielt sich lieber mit Mark Russell von der PGA Tour über den Platz und die neuen Golfregeln. Aber wer konnte es ihm verübeln, da Tiger nicht mal mehr die Zähne auseinander bekam. Sogar die Unterhaltungen mit ihren jeweiligen Caddies waren langweiliger als bei manch zufällig aufgenommenen Gesprächen auf der PGA Tour. Und das alles, weil am Ende ein Jackpot wartete und sie nicht ihren Verdienst dem anderen aus der Tasche ziehen mussten.

Phil Mickelsons Kondition

Golf ist kein Sport. Wie oft haben wir uns das schon anhören müssen? Und das Phil-Tiger-Match hat das eher noch verstärkt. Ja, der Platz ist hügelig und das erste Loch geht bergauf. Aber dass Mickelson nach nur einem Schlag und hundert Metern Weg schon so schnaufte, dass man Angst haben musste, ob er die 18 Löcher überlebt, ist nicht gerade förderlich für das sportliche Image.

Die Location

Ja, der 500-Dollar-Greenfee-Platz von Tom Fazio ist cool anzusehen, bietet strategische Überlegungen und wirkt fair für alle Spielklassen. Aber er befindet sich auch mitten in der Wüste. In Las Vegas ist das Wasser rationiert, in Vorgärten darf kein Rasen angelegt werden und der Wasserspiegel im Lake Mead sinkt immer weiter. Ja, die Plätze in Vegas beregnen mit Brauchwasser. Aber das Bild, dass ein Match in Shadow Creek in alle Welt sendet, ist das eines elitären Sports für reiche Schnösel, der sich um die Umwelt und die Wasserkrise im Westen der USA herzlich wenig schert.

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