Tigers Tagebuch: Nike-Vertrag, Dopingproben und Autogrammjäger

Montag, 3.Juni

Wenn man seit mehr als 15 Jahren zu den besten Spielern der Welt gehört, vergisst man leicht, dass es Profis unter uns gibt, die Qualifikationsturniere spielen müssen. Heute war für viele Kollegen die letzte Chance sich einen Platz bei der U.S. Open zu sichern. Der größte Spaß dabei ist jedoch nicht zu sehen wer die 36 Löcher erfolgreich übersteht und die Chance bekommt in Merion um den zweiten Platz zu konkurrieren. Viel spannender ist es, wer von den Jungs, die angeblich um jeden Preis an einem Major teilnehmen wollen, nicht den Anstand besitzt zu Ende zu spielen.
Was? Ich hab gerade ein Doppelbogey gespielt? Da packe ich doch gleich mal die Schläger und geh nach Hause – nicht wahr Cameron Beckman und Roberto Castro? Wir kommen gerade am Clubhaus vorbei und ich hab keine Chance mehr? Arrivederci, ein dutzend anderer Spieler. Ist ja auch ganz egal, dass ich damit eventuell meine Mitspieler um ihre Chance auf die U.S. Open beraube weil ich sie aus dem Rhythmus bringe. Hauptsache ich habe genug Energie gespart damit ich drei Tage später beim nächsten Turnier erfolgreich den Cut verpassen kann. Jungs, wenn ihr wirklich dringend Geld braucht, malt Eure Schläger bunt an und verscherbelt Sie an Jack Nicholson. Der kauft jeden Mist Oder macht es wie Lee Janzen. Der war wenigstens so clever sich disqualifizieren zu lassen als er keine Chance mehr hatte.


Dienstag, 4. Juni

Ja, die Katze ist aus dem Sack: Ich werde bei Nike bleiben. Natürlich sind solche Vertragsjahre für jeden Sportler eine besondere Motivation seine Höchstleistung zu bringen – nicht umsonst gibt es dazu einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Aber wer jetzt glaubt, dass ich Rory absichtlich an die Weltranglisten-Spitze gelassen habe damit er einen Rekord-Vertrag mit Nike abschließen kann, den die Jungs jetzt bei mir überbieten müssen, dem kann ich nur eines sagen: Raus aus meinem Kopf! Dafür gibt es absolut keinen Beweis. Ich hatte einfach ein paar schlechte Jahre. Und eines noch an Jimmy Kimmel. Ich habe bisher noch gar keinen neuen Werbespot gedreht. Deshalb kann er auch nicht so aussehen:



Mittwoch, 5. Juni

Was bin ich froh, dass es Tim Finchem gibt. Lindsey hat mir heute erzählt, was sie vorgestern bei den Fashion Oscars durchmachen musste. Gut, dass so was bei uns nicht möglich ist. Weil Timmy der Weltdopingagentur tatsächlich eingeredet hat, es sei eine Trainingskontrolle wenn man uns zwei Tage vor einem Turnier am Austragungsort kontrolliert, wird man mich nie im Designerkleid auf dem Klo antreffen – es sei denn Lindsey entdeckt doch noch ihre Leidenschaft für Rollenspiele.

Donnerstag, 6.Juni

Wissen Sie was das Beste daran ist, in einem Major-Turnier zu spielen? Bei jedem Start sacke ich mindestens eine Million Dollar ein – garantiert. Wie das geht? Ich setze in der Woche vor jedem Turnier 250.000 Dollar darauf, dass irgendeiner meiner 150 Konkurrenten den Titel holt. Glaube ich ernsthaft daran? Natürlich nicht. Aber sollte es einem von ihnen tatsächlich gelingen, habe ich bei einer Quote von 5:1 noch immer eine Million Profit gemacht – und wenn ich das Major hole noch einen Tick mehr.

Der zweite Vorteil eines Majors ist, dass man sich über seine Kleidung keine Gedanken machen muss. Wisst Ihr noch wie Euch als 8-Jähriger Mutti Eure Klamotten rausgelegt hat, die ihr dann zur Schule tragen durftet? Genauso ist es bei uns. Und wenn Mutti sich für braune Cordhosen entschieden hat, dann musst Du eben braune Cordhosen tragen – auch wenn Dich die anderen auslachen. Ich hoffe nur ich mach mir meine graue Hose und die weißen Schuhe am Freitag nicht dreckig, sonst muss Mutti abends noch waschen.

Doch verglichen mit den Fans sind wir mit den Vorgaben für die U.S. Open noch gut dran. Nun mag man darüber lachen, dass auf den Eintrittskarten explizit Fahrräder und Leitern als verbotene Dinge aufgeführt werden, doch das hat einen Grund: Dieser Mann dürfte sich sonst frei in Merion bewegen.

Freitag, 7. Juni

Ich habe es geschafft: Sam Sneads Rekord gehört endgültig mir. Zwar ist die Buchführung so kreativ, dass sie vom Steuerberater berühmter Fußballmanager stammen könnte, aber wenn man lange genug darüber nachdenkt macht es schon irgendwie Sinn, oder? Wenn ich jetzt nur noch Gary Van Sickle und Sal Johnson dazu bringen könnte Jack Nicklaus’ Majorsiege zu überprüfen…

Nicht dass ich es nötig hätte, schließlich glaubt sogar mein arbeitsloser Ex-Lehrer dass ich die U.S. Open gewinnen werde und damit Steve Williams auf dem zweiten Platz der meisten Major-Siege einhole. Apropos Steve: Die USGA hat uns tatsächlich an den ersten beiden Tagen zusammen mit Rory in einen gemeinsamen Flight gesteckt. Normalerweise würde ich mich davon angegriffen fühlen, aber sehen wir es doch mal so: Wir werden uns ohnehin nicht viel zu sehen bekommen. Ich hau meine Bälle momentan nach links, Rory pfeffert alles meilenweit rechts ins Gemüse und Adam folgt langweilig den Fairways nur um am Ende so schlecht zu putten, dass er doch wieder mehr Schläge braucht. Und andere hat es sogar noch schlechter getroffen. Sergio mit Padraig Harrington in einen Flight zu packen ist ein diabolisches Meisterstück.

Samstag, 8. Juni

Wir Golfprofis haben alle unsere morgendlichen Rituale. Eines davon ist für die meisten von uns den Golf Channel anzuschalten. Als dort heute früh eine Zusammenfassung der Lyoness Open lief (irgendsoein Turnier in Europa, fragt mich nicht) habe ich meinen Augen kaum getraut als ich den Namen Yevgeny Kafelnikov las. Erst dachte ich es sei sein Sohn, aber nein es ist tatsächlich der Tennisspieler, dessen Karriere kurzzeitig ähnlich zu meiner verlief. 1996 holte er die French Open, 10 Monate später gewann ich das Masters. 1999 gewann er die Australian Open, 7 Monate später holte ich mein zweites Major. Heute habe ich 14 Majors, Yevgeny hat immer noch nur zwei Grand-Slam-Titel und glaubt jetzt ernsthaft er könne als Golfer noch einmal an Olympia teilnehmen. Offensichtlich hat er sich noch nie mit den Teilnahmebedingungen auseinander gesetzt. Und wenn er weiter Runden von 84 und 80 spielt würde ich sagen dieser Traum ist bereits jetzt ebenso geplatzt wie meine Karriere als Golfplatzdesigner

Sonntag, 9. Juni

Dieser alte Voldemick. Was für ein cleveres Kerlchen. Da hatte er die Chance die St. Jude Classic zu holen, aber am Ende doch nicht den Sack dicht gemacht. Warum? Vermutlich weiß er, dass Spieler, die in der Woche vor einem Major gewinnen sieben Tage danach nicht erneut siegreich sind. Der Letzte, der diese goldene Regel gebrochen hat? Meiner einer bei der PGA Championship 2007. Ein Risiko das Voldemick nicht eingehen wollte und so ließ er den Titel Harris English. Der hatte schließlich nichts zu verlieren: Er ist für die U.S. Open in Merion nicht einmal qualifiziert.

An dieser Stelle möchte ich mich schon einmal bei den freiwilligen Helfern in der kommenden Woche bedanken und Euch diesen Artikel zur Vorbereitung ans Herz legen.? Im Grunde genommen müsst Ihr Euch also wohl nur zwei Dinge merken: Wo die Klos sind und vor allen Dingen auf welchem Loch ich gerade mein nächstes Birdie spiele. Bei diesen Prioritäten der Fans kann man sich vorstellen wie viele Menschen mich mit Autogrammwünschen bombardieren. Es sind Situationen in denen man einfach nur verlieren kann. Stellst Du Dich hin und schreibst eine halbe Stunde lang Autogramme wird der Erste, der keines mehr bekommen hat, einen Shitstorm auf Twitter starten was für ein unsensibles Arsch Du bist. Und wenn es dann noch ein Kind mit tragischer Lebensgeschichte ist, bist Du am Ende. Aus diesem Grund wende ich bei Major-Turnieren immer einen ganz simplen Trick an: Ich beende meine Runde frühzeitig um den kleinen Buntstiftwedlern aus dem Weg zu gehen. Heute habe ich mich beispielsweise nach 13 Loch vom Acker gemacht. So was nennt man effiziente Major-Vorbereitung. Wer ein Autogramm von mir haben will, sollte sich einfach 280 Yards vom Tee aufstellen und warten bis mein Ball geflogen kommt. Und wer ihn dann auch noch aufs Fairway zurück köpft, bekommt eine persönliche Widmung dazu.

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