“Wurde jemals eine Buch über die besten Par-3-Löcher geschrieben”, fragten sich Fotograf Tony Roberts und Autor Michael Bartlett, als sie ihre Recherche für Golf’s Finest Par Threes begannen. Die Antwort lautete Nein. Genausowenig hat übrigens bisher jemand ein Buch über die besten Par-4-Löcher oder die besten Par-5-Löcher geschrieben. Was also macht ein Buch über die besten Par 3s naheliegender als eines über längere Löcher? Ganz einfach: die Übersichtlichkeit.
Aufgrund ihrer kürzeren Distanz und weil die meisten Par-3-Löcher so strukturiert sind, dass man auf einen Blick sämtliche Designelemente der Bahn erfassen kann, sind diese Golflöcher von einem Fotografen in ihrer Gesamtheit leichter einzufangen. Hinzu kommt, dass Par-3-Löcher verhältnismäßig oft als Signature Holes eines Golfplatzes dienen – sei es wegen spektakulärer Aussichten oder aufregenden Höhenwechseln. Kurz gesagt: Par-3-Löcher sind perfektes Material für ein opulentes Coffee Table Book.
Auf insgesamt etwa 280 Seiten finden sich daher auch gut 150 Bilder – meist über eine ganze Seite gezogen. 100 von ihnen bilden die “Finest 100” ab, die das Herzstück des Buchs ausmachen. Mit jeweils einem Panorama-Bild, einem Kasten mit grundlegenden Daten wie Eröffnung und Länge sowie einem Zitat über das Loch (oder einem, das nach Meinung der Autoren dazu passt – Cypress Points legendäre 16 wird von einem “Dirty Harry”-Zitat begleitet) wird das Loch präsentiert und dann in interessanten Lauftexten beschrieben, die auf die Entstehung des Lochs und seine strategischen Aspekte eingehen.
Die Finest 100 sind dabei in verschiedene Kategorien unterteilt: Links-Löcher, Küstenlöcher, Löcher im Landesinneren, Löcher mit Höhenunterschieden, Inselgrüns, Sand- und Dünenlöcher, Schluchten- und Felslöcher, blinde Grüns, Teichlöcher, Löcher dereden Grüns die legendären Par 3s Biarritz und Redan nachempfinden sowie kurze Par 3s. Eine große Bandbreite, die sich dann aber bei den Löchern selber leider nicht wiederfindet. Von den 100 ausgewählten Par 3s befinden sich 62 in den USA, gerade mal 20 in Großbritannien und Irland und 18 im Rest der Welt – davon lächerliche drei in Kontinentaleuropa (Valderrama #15, Saint Endréol #13 und Vale de Lobo #16) und absurde zwei im mit großartigen Plätzen und Löchern gesegneten Australien.
Bartlett will mit seinem Buch also vornehmlich Golfer in den USA ansprechen – schließlich will man seinen Kunden Löcher bieten von denen er glaubt, die Chance zu haben, sie auch mal in der Realität sehen und/oder spielen zu können. Dass die Auswahl dann aber doch recht arm an Geheimtipps ist, sondern in erster Linie die gängigen und allgemein bekannten Löcher herunterbetet ist schon etwas enttäuschend.
Wenn man über diesen begrenzten Fokus hinwegsehen kann, bekommt man aber ein schick anzusehendes und durchaus interessant zu lesendes Werk geboten. Besonders die ersten Kapitel über die Entstehung und Weiterentwicklung der Par-3-Architektur geben erhellende Einblicke und der in Listenform gefasste Abschluss des Buches mit den besten Sätzen an Par-3-Löchern, den besten reinen Par-3-Plätzen oder den besten langen Par 3s wirkt nett – auch wenn er den Eindruck erweckt, der Autor habe sich mit den besten 100 Löchern in ein zu enges Korsett gezwängt und fügt einfach noch einmal die Löcher an, die er nicht unterbringen konnte.
Ein sehr schöner, versöhnlicher und passender Abschluss sind dann aber noch die besten Schläge der Golfgeschichte an Par-3-Löchern. Alles in allem ein schönes Blick zum Hinlegen, Durchblättern und Schwärmen, das die Golfliteratur allerdings nicht revolutioniert – und in gewisser Weise eine Anwort auf die Ausgangsfrage der Autoren gibt warum es noch kein Golfbuch über die besten Par-3-Löcher gibt: es ist zu beschränkend.