Warum Schweden den Ryder Cup 2018 austragen sollte…

Der Ryder Cup 2018 muss nach Deutschland kommen. Wohin man derzeit als Golfer auch blickt, schallt einem diese Botschaft entgeben. Selbst eigentlich verfeindete Golfzeitschriften ziehen dabei an einem Strang, verkünden den aktuellen Stand der Vorbereitungen und versuchen in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die deutsche Bewerbung zu schaffen. Neuester Schritt ist die Webseite RC Deutschland, auf der Golfer wie Du und Ich unter dem Motto “Emotions made in Germany” ihre Unterstützung für die deutsche Bewerbung mittels eines markigen Spruchs bekunden sollen. Diese werden dann als Buch mit den deutschen Bewerbungsunterlagen bei den internationalen Entscheidern eingereicht, um die breite Unterstützung der deutschen Golf-Bevölkerung signalisieren.

Nun gehört es zu einer gesunden Demokratie, dass es auch eine Opposition gibt. Da sich die klassischen Golfmedien offensichtlich nicht trauen, sich ins Abseits zu stellen, übernehme ich einfach mal diese undankbare Rolle. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Sollte der Ryder Cup tatsächlich nach Deutschland kommen, wäre ich der Erste, der sich eine Woche Urlaub nimmt und lauthals die europäischen Farben anfeuert. Doch meiner Meinung nach hat Deutschland im Jahr 2018 noch kein Recht, die Ausrichtung dieser Großveranstaltung für sich zu beanspruchen. Als das europäische Ryder Cup Board beschloss, dass die europäischen Heimspiele von 2018 bis 2030 auf dem Kontinent und nicht auf der Insel stattfinden sollen, geschah das in erster Linie, um die Verdienste der Kontinentaleuropäer zu belohnen, die seit 1979 dafür gesorgt haben, dass beim Ryder Cup gegen die Übermacht USA endlich Chancengleichheit herrscht. Analog sollte die Ehre des ersten Ryder Cups dieser Kontinental-Reihe auch dem Land gebühren, das die größten Verdienste für den europäischen Golfsport hat. Und das ist nun mal nicht Deutschland.

Dies soll keinesfalls die Anstrengungen von Bernhard Langer schmälern. Im Gegenteil: Der Anhausener ist der einzige Grund, dass Deutschland in der Ryder-Cup-Diskussion überhaupt eine Rolle spielt. Weil Langer als Spieler und Kapitän 20 Jahre lang ein Eckpfeiler der europäischen Erfolge war, hat sein Wort erhebliches Gewicht im Ryder Cup Board. Und wenn Langer sich für Deutschland stark macht, wird er natürlich auch gehört. Doch nach Bernhard Langer kam lange nichts im deutschen Golf, während in anderen Ländern die Verdienste für den europäischen Golfsport auf einer breiteren und langfristigeren Basis stehen, wie die folgende Tabelle belegt:

Nun können wir Spanien erst einmal außen vor lassen, die hatten mit dem Ryder Cup 1997 in Valderrama schon ihren Moment in der Sonne. Doch mit welchem Recht kann Deutschland den Ryder Cup 2018 für sich beanspruchen, wenn man sich im Vergleich die schwedischen Erfolge und Beiträge anschaut? Bei unseren nordeuropäischen Freunden ist der Golf Volks- und Schulsport, eine Begeisterung für den Ryder Cup quer durch alle Generationen damit schon fast selbstverständlich. Dass deren Organisationskomitee erst im Internet um Unterstützung werben muss ist kaum vorstellbar. Denn Begeisterung und Emotionen sind die Dinge, die nicht künstlich geschaffen werden können. Egal ob nun 100 oder 100000 flotte Sprüche gesammelt werden, die deutsche Bewerbung wird in erster Linie von den golfbegeisterten Sponsoren und nicht von der golfbegeisterten Bevölkerung getragen. Ironischerweise mag das in Zeichen der Wirtschaftskrise sogar das perfekte Konzept sein, aus sportlichen Gesichtspunkten ist dies jedoch ein großer Makel.

Dass Deutschland fähig ist, den Ryder Cup perfekt zu organisieren steht außer Frage. Ebenso, dass das Publikum zahlreich erscheinen wird. Schließlich wurde bisher noch jede sportliche Großveranstaltung bei uns zum Erfolg – und den Ryder Cup würden darüber hinaus viele Briten als willkommenen Anlass für eine Stippvisite nehmen. Ob es in Deutschland aber eine echte Ryder Cup Atmosphäre geben wird, die sich nun mal auch durch offene Parteinahme für die Europäer auszeichnet, steht auf einem anderen Blatt. Als Sportfans sind die Deutschen für einen Ryder Cup vielleicht etwas zu fair.

Und schließlich wäre da noch die Problematik eines einheimischen Spielers im Ryder Cup Team. Als Spanien für 1997 den Zuschlag erhielt, stand außer Frage, dass ein einheimischer Spieler im Team sein wird. Und sollte Schweden für das Jahr 2018 den Zuschlag erhalten, dürfte angesichts der breiten Basis auch dort zumindest ein local hero locker die Qualifikationskriterien erfüllen. Aber wie sähe es in Deutschland aus? Alle Hoffnung würde darauf ruhen, dass Martin Kaymer seine Form zehn Jahre lang konservieren kann – oder ein Nachwuchstalent wie Florian Fritsch oder Stephan Gross den Sprung an die Weltspitze schafft. Man würde keinem dieser jungen hoffnungsvollen Talente einen Gefallen tun, wenn man auch noch die Ryder-Cup-Hoffnungen einer ganzen Nation (oder besser gesagt der ganzen deutschen Golf-Industrie) auf ihren Schultern abladen würde.

Dabei gäbe es doch eine ganz simple, effektive Alternative. Die Millionen, die jetzt in die Bewerbung für den Ryder Cup 2018 gesteckt werden, sollte man viel lieber in die Nachwuchsarbeit investieren und ein flächendeckendes Netz an Talenten wie in Schweden schaffen. Wenn man dies zehn Jahre lang tun würde, hätte man deutlich mehr für den deutschen Golfsport getan als mit der Bewerbung für den Ryder Cup 2018. Den haben sich die Schweden für ihre vorbildliche Arbeit redlich verdient. Stattdessen sollte sich Deutschland lieber auf das Jahr 2022 oder 2026 konzentrieren. Die bis dahin (imaginär) geförderten Nachwuchstalente könnten mit einem gereiften Martin Kaymer zum Generalangriff auf die Golfszene blasen und eine Begeisterung für den Ryder Cup entfachen ,wie sie unter den momentanen Gegebenheiten kaum vorstellbar ist.

Irgendwie weckt die ganze deutsche Ryder Cup Bewerbung bei mir fatale Erinnerungen an die gescheiterte Berliner Olympiabewerbung für das Jahr 2000. Auch für die suchte man sich den falschen Zeitpunkt aus, und als Resultat finden bis einschließlich 2016 noch immer keine Olympischen Spiele in Deutschland statt. Es wäre schade wenn dem deutschen Golfsport etwas ähnliches passieren würde. Denn wenn es etwas gibt, das ich mehr bedauern würde als einen deutschen Ryder Cup im Jahr 2018, dann wäre es überhaupt kein Ryder Cup in Deutschland. Ich für meinen Teil drücke den Schweden die Daumen und hoffe, dass eine abgelehnte deutsche Bewerbung nicht in Resignation resultiert, sondern dazu dient, die Schwächen im deutschen Golf – nämlich die fehlende Basis – aktiv zu bekämpfen.

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