Die Volvo World Match Play Championship ist in den Büchern. Ian Poulter hat in einem spannenden Finale Luke Donald besiegt, der zuvor im Duell um die Nummer 2 der Welt Martin Kaymer in die Schranken gewiesen hat. Wer nur die Ergebnisse anschaut, könnte meinen es war eine perfekte Veranstaltung. Doch dem war nicht so. Es gab in den letzten Jahren kaum ein Turnier bei dem so viele Dinge im Argen lagen. Angefangen bei den Qualifikationskriterien über den Austragungsmodus und den Veranstaltungsort bis hin zur Wichtigkeit des Events für die Weltrangliste und der Attraktivität für den (Fernseh-)Zuschauer. Wenn das Turnier im kommenden Jahr erneut ausgetragen wird, wäre es schön (aber unrealistisch) wenn sich folgende sieben Dinge ändern würden damit die World Match Play Championship ihrem edlen Namen gerecht wird.
Der Austragungsort
Bis 2007 wurde das Turnier am Hauptsitz der European Tour in Wentworth ausgetragen. Nun ist es durchaus sinnvoll einen anderen Austragungsort zu wählen, schließlich hat Wentworth schon die BMW PGA Championship und mit dem Wechsel des Turniers vom Oktober in den Mai würde 14 Tage in Folge der gleiche Platz gespielt werden. Doch Finca Cortesin hat sich als absolut ungeeignet erwiesen. Ja, die vielen Höhenunterschiede sorgen für schöne Fernsehbilder. Aber für die Spieler, die bis zu sechs Mal spielen müssen, ist der wellige Platz eine Plage (an einem Par 3 wurden sie sogar mit dem Cart chauffiert). Vor allen Dingen aber wird das Event von den Zuschauern nicht angenommen. Wenn nicht gerade ein Spanier im Flight war, herrschte Geisteratmosphäre. Und wenn im Finale die einzige Gruppe auf dem Platz von weniger als 1000 Zuschauern begleitet wird (so sah es zumindest im TV aus), muss man den Austragungsort in Frage stellen. Vor allen Dingen wenn man sieht, wieviele Zuschauer am gleichen Wochenende die Ladies German Open in Gut Häusern anzogen.
Die Qualifikationskriterien
Die Tatsache, dass Nicolas Colsaerts es bis ins Halbfinale geschafft hat, wird viele zu dem Gedanken verleiten, dass die Qualifikanten alle vollkommen zu Recht in dem Turnier waren. Diese Meinung kann man vertreten, dennoch sind die Qualifikationskriterien zu hinterfragen. Denn nicht etwa die Weltranglistenposition, der Stand im Race to Dubai oder (wie früher übrigens bei diesem Turnier) das Ergebnis in den Major-Turnieren ist ausschlaggebend. Stattdessen werden vollkommen willkürlich irgendwelche Turniere herangezogen. Wobei willkürlich es nicht ganz trifft: Hauptsache sie werden von Volvo gesponsert. Der Sieger der China Open und der Golf Champions ist automatisch qualifiziert. Hinzu kommen die ersten beiden (!) der European-Tour-Turniere in Andalusien. Mit anderen Worten: Wir waren nur ein paar Birdies bei den entsprechenden Turnier davon entfernt, dass das Feld aus Damien McGrane, Stephen Dodd, Stephen Gallacher und Gareth Maybin statt Francesco Molinari, Y.E. Yang, Paul Casey und Rory McIlroy bestand.
Die Gruppenphase
Bei der letzten Austragung 2009 gab es vier Vierer-Gruppen deren Sieger ins Halbfinale avancierten. Dies wurde in diesem Jahr dahingehend geändert, dass statt 16 nun 24 Teilnehmer dabei sind. Diese sind in acht Dreiergruppen eingeteilt von denen die ersten zwei weiterkommen. Zwei Nachteile gibt es bei diesem System: Zum einen können Spieler mit einer Niederlage immer noch weiterkommen (theoretisch ginge dies sogar ganz ohne Sieg), was für mein Verständnis gegen das Prinzip von Matchplay auf Profiebene verstößt. Zum anderen führt dies dazu, dass das dritte Match völlig bedeutungslos werden kann. Vielleicht entscheidet es um Platz 1 oder 2, aber da es im Matchplay ohnehin keine leichten Gegner gibt, ist dies eigentlich unerheblich. Zu dieser unglücklichen Situation kam es dieses Jahr gleich in 5 der 8 Gruppen. Wenn man denn unbedingt eine Gruppenphase haben will um sich vom Accenture Matchplay abzuheben sollte man vielleicht so vorgehen:
- Die Teilnehmerzahl wird auf 32 erhöht (8 Gruppen à vier Spieler)
- Nur der Gruppenerste kommt weiter ins Viertelfinale
- Die Platzierung in der Gruppe entscheidet über den Endplatz (Gruppenzweite werden 9., -dritte 17., -vierte 25.)
So könnte man an den ersten zwei Tagen je eine Runde spielen wo dann alle 32 Spieler im Einsatz sind. Am dritten Tag gibt es den finalen Gruppenspieltag (womit auch am Samstag alle Spieler noch einmal zu sehen sind), gefolgt vom Viertelfinale. Die Gesamtbelastung würde sich nicht erhöhen, maximal sind auch nach diesem System sechs Spiele möglich, die Attraktivität für den Zuschauer (am TV und vor Ort) wäre größer, und vor allen Dingen würde nicht – wie beim aktuellen System – ein Spieler in der Gruppe einen Nachteil haben weil er am Freitag 36 Loch spielen muss.
Der Tie-Breaker
Es kam nur in einer Gruppe zum Einsatz, aber das Ergebnis zeigte das Problem des verwendeten Tie-Breakers. In Gruppe G besiegte in der ersten Begegnung Miguel Angel Jimenez Masters-Champion Charl Schwartzel mit 6&5. Am zweiten Tag verlor er dann gegen Johan Edfors knapp mit 2&1. Edfors wiederum bekam von Schwartzel eine 5&4-Abreibung. Normalerweise würde man davon ausgehen, dass aufgrund der Dominanz ihrer Siege Schwartzel und Jimenez den Sprung in die K.O.-Phase schaffen. Doch das benutzte System radiert die Höhe der Siege vollkommen aus und lässt die drei Spieler einfach in ein Sudden-Death-Playoff gehen. Das ist für ein Zählspiel verständlich, da alle die gleiche Vorleistung gebracht haben, aber nicht in einem Matchplay mit Gruppenphase. Da kann man das Weiterkommen auch per Münzwurf entscheiden.
Die K.O. Begegnungen
Bei Fußball-Weltmeisterschaften gehört es zum Prinzip, dass Gruppengegner erst im Finale wieder aufeinandertreffen können. Ein wünschenswertes Verfahren für die World Match Play Championship. Denn nach dem aktuellen Modus können die Spieler bereits im Viertelfinale erneut aufeinandertreffen – nicht besonders attraktiv für den Zuschauer, der ein Déjà-vu-Erlebnis bekommt. So trafen in diesem Jahr erneut Ian Poulter und Francesco Molinari aufeinander -und zwei andere Wiederholungen wurden nur aufgrund von einem Loch verhindert.
Das Finale
Anders als beim Accenture Match Play wird der dritte Platz nicht ausgespielt. Das bedeutet, dass am Ende nur ein einziger Flight noch auf dem Platz ist. Was das für den Spannungsbogen der TV-Übertragung bedeutet, hat man heute gesehen: ein paar Schläge und ganz viel Leerlauf. Zugegeben: für die Spieler ist es recht undankbar noch einmal raus zu müssen um die Goldene Ananas auszuspielen. Aber für etwa 100.000 Euro und vor allen Dingen einen Haufen Weltranglistenpunkte sollte man das schon mal in Kauf nehmen können, wenn dafür die TV-Übertragung nur noch halb so viel Leerlauf hat.
Die Weltranglistenpunkte
Es gehört zum Prinzip von Matchplay, dass man nicht gegen das gesamte Feld antritt. Wenn man es knallhart sagen will, hat der Sieger des Turniers gerade mal sechs Spieler besiegt (oder im aktuellen Fall sogar nur vier Spieler, da Poulter in der Gruppenphase zwei mal Unentschieden spielte). Am Ende wird er dafür um die 52 Punkte in der Weltrangliste gut geschrieben bekommen, in etwa so viel wie ein Sieg gegen erstklassige Felder bei der Abu Dhabi Golf Champions und der Dubai Desert Classic wert war. Es ist längt überfällig, dass die Bedeutung von Siegen gegen Mini-Felder – sei es hier, bei der Nedbank Challenge oder Tigers Chevron Turnier – deutlich abgewertet wird. Denn so kommt es zu dem absonderlichen Fall, dass ein sieglos gebliebener Spieler wie Paul Lawrie am Ende mehr als das Doppelte seines Weltranglisten-Durchschnitswertes gut beschrieben bekommt.