Das Leben der Anderen
Phil Mickelson galt einmal als notorischer Spieler auf der PGA Tour. Doch wenn jemand anderes mit seinem Geld spielt, hört der Spaß auf. Am Rande der Humana Challenge, die ironischerweise vom Demokraten Bill Clinton auf die Beine gestellt wird, wetterte Mickelson gegen die Steuerpolitik der USA. Weil sein Heimatstaat Kalifornien beschlossen hat, den Spitzensteuersatz für Millionenverdiener von 10,3 auf 13,3% hochzusetzen und der landesweite Spitzensteuersatz von 35% auf 39,6% steigt, kündigte Mickelson verklausuliert einen Umzug oder gar das Karriereende an.
“Ich muss einige drastische Änderungen machen. Ich werde es nicht überstürzen und sofort tun, aber ich werde diese drastischen Änderungen vollziehen.” Dass er dieses Luxusproblem nur hat, weil im Fahrwasser von Tiger Woods die Golfpreisgelder in unermessliche Höhen gestiegen sind und er selbst mit 80% Steuer und inflationsbereinigt noch besser dastehen würde als jeder Golfprofi aus den 80ern, Schwamm drüber. Dass seine Behauptung, 62% Steuer zu zahlen eine Lüge ist, wie ein Uni-Professor aufzeigt: egal. Aber dass er einen Kollegen unter den Bus wirft um seine Einstellung zu untermauern, zeugt von wenig Klasse.
Angesprochen auf Steve Stricker, der seinen Turnierplan 2013 zurückfahren will um mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen, kommentierte Mickelson: “Ich denke wir alle müssen einen Weg finden mit verschiedenen Dingen umzugehen: unserer Zeit, der Familie, den politischen Entwicklungen der letzten Monate. (…) Es überrascht mich gar nicht, es macht aus so vielen Gründen Sinn – nur nicht aus dem, den er genannt hat: um mehr Zeit zu Hause zu verbringen.” Was Mickelson Stricker damit indirekt unterstellt ist, dass dieser aus Steuergründen seinen Turnierplan zurückfährt und nur noch in Bundesstaaten antritt, die niedrige Einkommenssteuersätze verlangen. Wenn die Occupy-Bewegung demnächst im kalifornischen Racho Santa Fe Station macht, wissen wir warum.
Kurzschlusshandlung
Journalisten und Golf-Fans sind manchmal wie Pawlowsche Hunde. Da tritt Rory McIlroy erstmals mit neuen Schlägern an, spielt schlecht und verpasst den Cut, und schon ist der Materialwechsel daran Schuld. Den Anfang machte Nick Faldo (der vom Hauptkonkurrenten von McIlroys Sponsor unterstützt wird) als er als Kommentator eines tausende Kilometer weiter entfernt stattfindenden Turniers bereits nach 18 Loch auf McIlroy einschlug, und jeder andere Golfjournalist und 90% aller Golffans schlossen sich an ohne einmal selber drüber nachzudenken ob es vielleicht nicht auch andere Gründe geben könnte.
Fakt ist, dass McIlroy schlecht auf dem Grün und hundsmiserabel mit den Hölzern war. Fakt ist aber auch, dass McIlroy am zweiten Tag zu seinem alten Putter zurückkehrte und genauso mies einlochte. Fakt ist ebenfalls, dass McIlroy in der Winterpause viel Zeit mit Werbeauftritten und als Anhängsel von Caroline Wozniacki statt auf der Driving Range verbrachte. Und Fakt ist auch, dass McIlroys Driver-Schwung selbst für Laien so übel aussah, dass dies nicht allein durch einen Materialwechsel kommen kann.
Das Amüsanteste ist, wie verklärt die meisten Kritiker dabei McIlroys letztes Jahr wahrgenommen haben: denn anhand der Kommentare müsste man meinen, der Nordire hätte 2012 das perfekte Jahr gehabt. Dass er innerhalb von fünf Starts vier Mal den Cut verpasste und in der Drivegenauigkeit auf der PGA Tour gerade mal Platz 156 (!) belegte, passte so gar nicht in die Argumentation der Materialkritiker – und fiel ebenso unter den Tisch wie die Tatsache, dass der ebenfalls zu McIlroys neuem Sponsor gewechselte Thorbjörn Olesen in Abu Dhabi kurz vor dem Sieg stand. Ein Hoch auf selektive Wahrnehmung.
Mehr Power
Dass Brian Gay nach dreieinhalbjähriger Durststrecke bei der Humana Challenge wieder in den Kreis der Sieger zurückgekehrt ist, hat seinen Grund: mehr Power. Frustriert über die schwächsten Ergebnisse seiner Karriere begann der 41-Jährige im letzten Jahr sein Spiel zu überdenken. Das Problem war schnell analysiert: er war einfach zu kurz vom Tee. Mit Hilfe von Grant Waite und Joseph Mayo packte er das Problem bei den Hörnern. Nun wird Brian Gay nie in die Dimensionen eines John Daly vor stoßen, aber bei einer – zugegeben derzeit noch kleinen Vergleichsbasis – hat er bei der durchschnittlichen Drivelänge seit 2010, als er den allerletzten Platz in der PGA-Tour-Statistik belegte, immerhin 17 Yards dazugewonnen.
Zehnerkarte
John Cook mag die Mitsubishi Electric Championship auf der Champions Tour im Playoff gegen David Frost gewonnen haben, aber die Story waren mal wieder zwei andere: die Dauerbrenner Bernhard Langer und Hale Irwin. Mit einer 64 in der Schlussrunde und einem Chip-In-Birdie an der 18 katapultierte sich der Deutsche noch auf den dritten Platz und holte sich bereits die 66. Top-Ten-Platzierung seiner Senioren-Karriere. Eine beeindruckende Zahl, die jedoch nichts gegen die Bilanz von Hale Irwin ist. Der 67-Jährige schob sich am Sonntag noch von Platz 11 auf 9 und baute damit seine Rekordzahl an Top-Ten-Ergebnissen auf sage und schreibe 209 aus.
Jungsenioren an die Macht
Beim Walker Cup duellieren sich alle zwei Jahre die besten Amateure der USA mit denen von Großbritannien und Irland. Doch jetzt hat die USGA eine bizarre Änderung ihrer Qualifikationskriterien beschlossen: von den 10 Spielern des amerikanischen Teams müssen ab sofort zwei Mid-Amateure dabei sein. Das US-Pendant zu den Jungsenioren beginnt zwar bereits mit 25 statt 35, aber wenn man bedenkt in welchem Alter die meisten Spieler ins Profilager wechseln, wirkt dieser Paradigmenwechsel schon sehr seltsam an. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass die USGA irgendwelche Agendas über sportliche Leistungen stellt. Daran erinnerte noch einmal John Peterson via Twitter, der 2011 um einen Platz im Walker Cup beraubt wurde und alle Amateure aufforderte nicht die Karriere wegen dem Walker Cup hinten an zu stellen:
https://twitter.com/JohnPetersonLSU/status/290997919564324864
Zum Ersten, zum Zweiten…zum Dritten
Ein ungewöhnliches Event wird vom 8.-10. Februar im indischen Aamby Valley City ausgetragen: Die Golf Premier League. Bei dem über drei Runden dauernden Turnier wird es zwei Zählspielrunden über 14 Löcher tags und nachts geben, und in der finalen Runde ein Best Ball gespielt. Das Interessanteste an dem Event ist aber die Zusammensetzung der acht teilnehmenden Mannschaften, denn die Teams konnten sich ihre Profis bei einer Auktion ersteigern. Etwas überraschend konnten weder Angel Cabrera noch Darren Clarke dabei das Höchstgebot erzielen: sie gingen für je 55.000 Dollar weg. Begehrter waren Gaganjeet Bhullar mit 58.000 Dollar und der Neusseländer Michael Campbell für den 61.000 Dollar über den Tisch wanderten.
Tigers Kryptonit
Sie ist gefunden: die Waffe um Tiger Woods zu demoralisieren. Und sie heißt: Martin Kaymer. Seit Woods ins Profilager wechselte, hat er lediglich neun Mal – oder bei jedem 33. Start – das Wochenende verpasst. Bisher waren nur Webb Simpson und Steve Stricker dabei mehr als einmal mit ihm in den ersten Runden gepaart, jetzt ist auch der Deutsche diesem Club beigetreten. Bei der Abu Dhabi Championship trat Kaymer erst zum vierten Mal (nach der Players Championship 2011, der Dubai Desert Classic 2011 und der PGA Championship 2012) in den Anfangsrunden gemeinsam mit Woods an. Und zum zweiten Mal verpasste Woods unter ungewöhnlichen Umständen die Teilnahme am Wochenende: bei der Players Championship zog Woods mit einer Verletzung nach einer 42 auf seinen ersten 9 Loch zurück, und nun fiel er aufgrund eines Regel-Fauxpas heraus.
Nach einem verzogenen Abschlag fand Tiger seinen Ball in seiner eigenen Einschlagmarke vor. Für Amateure dumm gelaufen, da sie nur auf kurz gemähten Flächen straffreie Erleichterung bekommen. Doch auf den Profitouren gilt eine lokale Platzregelung (through the green), die ihnen fast überall einen Freedrop beschert. Woods rief seinen Zähler Kaymer heran, ließ sich bestätigen, dass der Ball im Gestrüpp in seiner eigenen Einschlagmarke liegt und gönnte sich den Drop. Was die beiden Regelfüchse nicht bedacht hatten: die Sonderregelung gilt nicht auf Sandflächen, und die Pflanzen überwucherten eben eine dieser Sandflächen zwischen den Fairways. Resultat waren zwei Strafschläge, die Woods aus dem Cut herausfallen ließen.