Week in Review: Ausgabe 10/2012

Donald wieder Weltranglistenerster – auf Zeit

Mit seinem Sieg bei der Transitions Championship holte sich Luke Donald die Weltranglistenführung von seinem am vergangenen Wochenende inaktiven Ryder-Cup-Kollegen Rory McIlroy zurück. Bis zum Masters verbringen beide ihre Zeit mit Training wodurch Donald als bester Spieler der Welt zum ersten Major des Jahres geht. – sollte man meinen. Dem ist auch so, dennoch ist Donald beim Masters unter Zugzwang und muss ein besseres Ergebnis als McIlroy einfahren um die Spitzenposition zu verteidigen. Der Grund ist folgender: Im Jahr 2010 nahm McIlroy an der Houston Open teil, die aufgrund einer Wochenverschiebung des Turnierkalenders in der Masters-Woche aus der Wertung fällt. McIlroys Divisor verringert sich daher um ein Turnier. Hinzu kommt, dass McIlroy in den Wochen 1-13 insgesamt 170,96 Punkte erspielt hat, die bis zum Masters von der Abwertung geschützt sind, Donald hingegen nur 76,24. Zusammengenommen reicht dies für McIlroy um sich Anfang April kampflos wieder an die Spitze zu setzen. virtuell schon während der Masters-Woche Weltranglistenerster zu sein.
(korrigiert, da ich das Masters für eine falsche Kalenderwoche einkalkuliert hatte)

Rory vs. Luke: Der direkte Vergleich

Aufgrund des oben beschriebenen Szenarios stellt sich natürlich eine Frage: Wer ist denn nun die würdige Nummer 1? Wer diese Seite regelmäßig verfolgt, wird wissen, dass ich zur Antwort McIlroy tendiere – nicht aus Sympathiegründen sondern weil eine Modifizierung der Weltrangliste anhand ihrer größten Probleme seit Wochen mit großem Abstand Rory McIlroy als Führenden auswirft. Doch hier noch einmal eine andere Perspektive. Ein Problem in der objektiven Bewertung ist, dass die Spieler aufgrund verschiedener Tour-Zugehörigkeit und/oder anderer Turnierplanung nur sehr selten gegeneinander antreten. Tasächlich waren McIlroy und Donald im letzten Jahr nur 13 (!) Mal beim selben Event am Start. Wenn man nur diese Turniere heranzieht, hat auch der Nordire knapp aber am Ende doch eindeutig die Nase vorn.

Luke Donald Rory McIlroy
Cadillac Championship
T-6
3.
Accenture Matchplay
T-33
2.
Abu Dhabi Championship
T-48
2.
Dubai World Championship
3.
T-11
Dunhill Links Championship
T-9
2.
PGA Championship
T-8
T-64
Bridgestone Invitational
T-2
T-6
Open Championship
MC
T-25
U.S. Open Championship
T-45
1.
The Memorial
T-7
5.
BMW PGA Championship
1.
T-24
World Match Play Championship
2.
T-9
Masters
T-4
T-15
Schnitt
Platz 19
Platz 13
OWGR-Punkte
232,96
303,49

…und es hat Tseng gemacht

So unklar die Weltranglistensituation bei den Herren ist, so eindeutig ist sie bei den Damen. Denn Yani Tseng hat am letzten Wochenende ihren nächsten Sieg eingefahren. Der Triumph beim Founders Cup war nicht nur der zweite der noch sehr jungen Saison, es war ihr 24. weltweiter Erfolg in nur fünf Jahren. In der offiziellen Weltrangliste hat Tseng jetzt bereits mehr Punkte als ihre ärgsten beiden Verfolgerinnen zusammen. Es gibt eigentlich keine Superlative mehr, die der 23-Jährigen gerecht werden. Selbst die populäre Bezeichnung als Tiger Woods des Damensports untertreibt eher noch die Beschreibung ihrer Erfolge.

Adidas kauft Bernhard Langer

Bereit seit einigen Jahren hat sich der Herzogenauracher Sportartikelausstatter über seine 1997 erworbene Golftochter Taylormade die Dienste von Martin Kaymer gesichert. Jetzt wirbt auch der andere deutsche Vorzeigegolfer für adidas: Bernhard Langer, letzte Woche gerade erst wieder Zweiter auf der Champions Tour. Allerdings nicht ganz freiwillig. Wie heute bekannt wurde, hat sich das von Adi Dassler gegründete Unternehmen für den Schnäppchenpreis von 70 Millionen Dollar Langers Sponsor Adams Golf unter den Nagel gerissen. Leut reißerischer Pressemitteilung unterstreichen die Herzogenauracher damit ihre Vormarktstellung im Golfsport. Interessant ist Adams Golf aus zweierlei Gründen: zum Einen für ihre gefeierte Linie an Hybrids und zum anderen wegen Yes! Putter, die Adams im Januar 2011 aus der Konkursmasse acquirierte – mitsamt aller Patente.

Südafrikanisches Masters-Trauma

Charl Schwartzel ist zwar der Titelverteidiger, doch aus südafrikanischer Sicht droht das diesjährige Masters dennoch eine große Enttäuschung zu werden. Die beiden Großen des Landes, Ernie Els und Retief Goosen, haben nämlich immer noch nicht ihr Ticket für Augusta gelöst. Sowohl Goosen, der 1999 letztmals beim ersten Major des Jahres fehlte, als auch der seit 1996 regelmäßig angetretene Els, verpassten am Wochenende bei der Transitions Championship vielleicht ihre letzte Chance. Goosen ging als Führender in die Schlussrunde, doch am Ende wurde er ein Opfer seiner gesundheitlichen Probleme, die ihn schon länger plagten. Heftige Rückenschmerzen lassen sein Bein während des Schwungs teilweise taub werden, weswegen er kaum trainieren kann und bereits von zukünftigen Turnieren wie das Arnold Palmer Invitational zurückzog. Eine Rückkehr in die Top 50, die ihn für das Masters qualifizieren würden, ist damit so gut wie ausgeschlossen. Ernie Els hatte die Lösung seines Tickets bereits auf dem Putter, verschob aber einen kurzen Birdie-Putt auf der 16 und einen Meter-Putt auf der 18 weshalb er am Ende knapp das Playoff verpasste. Wer danach den am Boden zerstörten Els im kurzen Interview erlebte, fragte sich erstens ob man einen Sportler direkt nach einer Enttäuschung so vorführen sollte und zweitens ob sich Els Putter-Phobie nicht vielleicht so im Kopf manifestiert hat, dass ein Turniersieg außer Reichweite ist.

Siems Rekord gestoppt

Nach 16 Runden in Folge unter Par, ein persönlicher Rekord, erwischte es Marcel Siem am Schlusstag der Open de Andalucia dann doch. Eine 73 ließ ihn am Ende noch von Platz 7 noch auf Rang 17 fallen. Dabei hatte es lange Zeit gut ausgesehen: Nach den ersten 8 Loch hatte er sich bis auf einen Schlag an die Spitze herangearbeitet, doch dann begann die Frustration: Sowohl Loch 9 als auch Loch 10 hatte er an allen drei Tagen in Birdie gespielt, kam am Sonntag aber nur in Par rein. Als dann auch noch im weiteren Verlauf eigentlich todsichere Birdie- und Par-Putts nicht fielen, stieg in dem Deutschen die Frustration auf. Der Vulkan, wie ihn die englischen Kommentatoren öfters nennen, pfefferte seinen Golfball in die Botanik – und verzeichnete kurz danach ein Doppelbogey und das endgültige Ende aller Titelambitionen. Es liegt nahe zwischen den beiden Aktionen einen kausalen Zusammenhang herzustellen – zumal Siem in Interviews zugab, er hätte in der Vergangenheit dazu geneigt, sich selber runterzuziehen. Ob dem so ist oder ob er einfach an Bahn 16 einen Sieg erzwingen wollte, statt sich mit einem guten Ergebnis zufrieden zu geben, wird allenfalls er selber sagen können. Clever ist weder das Eine noch das andere, denn Marcel Siem hat sich durch seine guten Ergebnisse in eine Position gebracht, die die Top 100 der Weltrangliste in Reichweite bringt – und damit einen möglichen Startplatz in der PGA Championship. So frustrierend zehnte Plätze aktuell auch sein mögen, sie würden ihn voranbringen.

Coming to America

Der Bashful Prince wird PGA Tour Mitglied. Wie gestern bekannt wurde, hat Ryo Ishikawa einen zeitlich begrenzte Mitgliedschaft angenommen. Diese hat er sich – im Gegensatz zu der unverdienten Masters-Sondereinladung – tatsächlich durch Leistung verdient. Aufgrund seines zweiten Platzes bei der Puerto Rico Open hat er genügend Geld eingespielt, um eine Special Temporary Membership für den Rest des Jahres annehmen zu können. Durch diese kann er eine unbegrenzte Zahl von Sponoreneinladungen annehmen. Zwar schließt ihn sein Status von dem FedEx-Cup aus, aber sollte er mehr Geld einspielen als der 125. der Geldrangliste (wofür ihm maximal noch 150.000 Dollar fehlen), wird er 2013 zu einem vollwertigen Mitglied der PGA Tour. Man darf zwar weiterhin skeptisch sein ob Ishikawa ein solches Jahrhunderttalent ist wie ihn die Medien hochjubeln, aber man kann diesem Schritt nur applaudieren, da er sich fortan nicht nur durch Siege bei obskuren Turnieren vorne in der Weltrangliste festsetzten wird.

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