Love is in the Air
Als einer der Favoriten ging Dustin Johnson ins Hyundai Tournament of Champions – schließlich ist der Platz in Kapalua wie gemacht für Longhitter. Doch mit einer 73 in der dritten Runde verspielte er alle Siegchancen. Der Grund für den Einbruch lag allerdings weniger an seinem Spiel als an äußeren Einflüssen. Denn während des Turniers kam an die Öffentlichkeit, dass er in den letzten Wochen mit LPGA-Kollegin Natalie Gulbis angebandelt hat. Pikant daran: Johnsons aktuelle Freundin wusste anscheinend noch nichts von der Entwicklung. Nach dem Turnier reiste Johnson überstürzt ab und gab bekannt, anders als geplant, nicht an der Sony Open teilzunehmen. “Ich muss daheim einige Dinge regeln”, sagte Johnson zu golf.com. “Es ist da was dazwischengekommen.”
Der große Lauschangriff
Im vergangenen Jahr ließ der Golf Channel bei einem Nationwide Turnier Spieler mit Mikrofonen ausstatten. Hunter Haas trug solch ein Mikrofon und gewann damit die Boise Open. Mit dem Start dieser Saison erlaubt auch die PGA Tour den großen Lauschangriff, allerdings fand das Experiment bei den Profis wenig Zuspruch. Eine Handvoll Spieler lehnte dankend ab, darunter auch Graeme McDowell, der prinzipiell dem Experiment zwar aufgeschlossen gegenüber steht, aber im ersten Turnier des Jahres abwarten wollte. Doch am Freitag fand sich doch noch ein Versuchskaninchen: Der Führende Jonathan Byrd stimmte zu, seine Runde aufzeichnen zu lassen. Zwar verhinderten technische Probleme im Endeffekt die Umsetzung, das gute Karma des Mikros hielt trotzdem an: Byrd gewann das erste Turnier des Jahres.
Die Regeln des Spiels
Das Jahr 2011 ist gerade mal ein Turnier alt und schon hat die PGA Tour ihren ersten Regelskandal. Camilo Villegas wurde disqualifiziert nachdem ein Fernsehzuschauer ihn anschwärzte. In der ersten Runde des Tournament of Champions gelang es Camilo Villegas nicht einen Pitch auf das Grün zu befördern. Der Ball rollte wie einst Sisyphos’ Stein zum Ausgangspunkt zurück. Doch bevor er dort ankam räumte Villegas ein Stück Erde aus dem Weg. Ein klarer Verstoß gegen Regel 23, nach der kein loser hinderlicher Naturstoff entfernt werden darf wenn er die Richtung des noch rollenden Balles verändern könnte. Resultat: zwei Strafschläge. Doch entweder bemerkte Villegas den Regelverstoß nicht, oder er ignorierte ihn. Anders Dave Andrews, der von zu Hause aus den Regelverstoß an die PGA Tour und den Golf Channel twitterte – und wie erwartet anschließend von der Netzgemeinde als aufgeblasener Wichtigtuer verschrien wurde. Die viel wichtigere Frage ist jedoch wie es sein kann, dass weder Villegas, noch sein Mitspieler, deren Caddies, die TV-Kommentatoren oder die Offiziellen vor Ort das bemerkten was Andrews sah. Nach den Aussetzern von Dustin Johnson und Co. im vergangenen Jahr sollte man vielleicht mal über Regelschulungen auf der PGA Tour nachdenken.
Material? Ganz egal!
Sein erfolgreiches 2010, das Graeme McDowell die U.S. Open, den Ryder Cup, Europas Golfer-des-Jahres-Titel sowie den Schlag des Jahres bescherte, schlägt sich für den Nordiren auch finanziell nieder. Doch als er bekannt gab, seinen Materialsponsor zu wechseln erntete er vielerorts Kopfschütteln. Nach dem Motto “Never Change a winnign Team” (und den negativen Erfahrungen vieler anderer Golfer) befürchteten Kritiker einen Leistungseinbruch. Der kam auch – und erhielt genau drei Runden. Mit einer sensationellen Schlussrunde, in der McDowell den Platzrekord auf dem Plantation Course von Kapalua einstellte, katapultierte er sich auf den dritten Platz des Turnieres und Platz 5 der Weltrangliste – verschwindend knapp hinter Phil Mickelson. Ein guter Golfer bleibt nun mal ein guter Golfer – egal mit welchen Schlägern in der Hand.
Desperately Seeking Putter
Ein böses Erwachen erlebte Stuart Appleby vor der ersten Runde des Tournament of Champions: sein magischer Putter mit dem er im vergangenen Jahr seine 59 erziel hatte, war spurlos verschwunden. Mit einem 120-Dollar-Ersatzputter aus dem Pro Shop erzielte er zwar eine 69, allerdings war Appleby nach der Runde noch immer angefressen über den dreisten Putter-Dieb. Einen Tag später war der Schuldige gefunden. Ein Assistent des Golf Channels hatte Applebys Odyssey-Putter herrenlos auf dem Putting Grün gefunden und vermutet, er würde einem Spieler des Pro-Ams gehören. Am Freitag gab ein Produzent des Golf Channels Appleby das gute Stück zurück. Dessen Caddie Scott Sajtinac war sauer: “Wenn man einen Putter bei einem PGA-Tour-Turnier auf dem Putting Grün findet, sollte man annehmen, dass er einem der Spieler gehört.” Vermutlich wollte Sajtinac damit aber nur seine Schuld überspielen: Er hatte den Putter vergessen nachdem Appleby ihn abgelegt hatte.
Wie einst Napoleon: Monti erobert einen weiteren Kontinent
Fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit fand am Wochenende die Royal Trophy statt. Zum fünften Mal standen sich Golfer aus Asien und Europa gegenüber um die seit 2006 vergebene Trophäe auszuspielen. Zum vierten Mal behielt Europa die Oberhand – und bewies damit erneut die Überbewertung der asiatischen Touren in der Weltrangliste. Trotz Heimvorteil und obwohl das asiatische Team mit sieben Spielern aus den Top 90 der Weltrangliste fast in Bestbesetzung antrat während die Europäer ein B-Team schickten (Peter Hanson als Bester ist Nr. 41, Spielertrainer Colin Montgomerie gar nur 417.) gewann Europa am Ende mit 9:7. Besonders in den Einzeln, die mit 7:1 an Europa gingen, wurde die Übermacht deutlich. Sogar der schwächste Europäer (Monti) gewann gegen den besten Asiaten (Kim Kyung-tae).
Tigers nächste Trennung
Ab sofort hat Tiger mehr Zeit seinen Twitter-Account zu befüllen, denn seine Schriftsteller-Tätigkeit gehört der Vergangenheit an. Golf Digest und Woods lösten – wie immer im beiderseitigen Einvernehmen – ihren Vertrag auf unter dem Woods 13 Jahre lang eine Kolumne in Golf Digest schrieb. Kurz zuvor beendete Gillette die Zusammenarbeit und verdrängte Electronic Arts Woods in eine kleine Ecke des Covers für das nächste Videospiel. Doch Woods wird es verschmerzen: Trotz der fliehenden Sponsoren war Woods auch 2010 noch der Top-Verdiener unter allen Sportlern und irgendwo wird sicherlich ein cleveres Unternehmen die Chance nutzen um auf dem Tiefstand bei Tiger einzusteigen. Bis dahin muss er allerdings noch ein wenig mit Spott und Häme leben, wie in dieser phasenweise sehr amüsanten Glosse aus Vanity Fair zum Ende der Woods-Digest-Ehe.