Vom Winde verweht
Alle paar Wochen gibt es eine Regeldiskussion. Oft haben sie keinen entscheidenden Charakter, weil die Verstöße in den ersten Runden stattfinden. Und selbst wenn sie in einer wichtigen Phase passieren, sind sie meist nicht siegentscheidend. So hätte Brian Davis beim Heritage 2010 im Playoff gegen Jim Furyk auch ohne die Strafschläge verloren, und Ian Poulters Fallenlassen des Balls auf den Marker bei der Dubai World Championship wäre nur ins Gewicht gefallen, hätte er einen 10-Meter-Putt gelocht. Doch am vergangenen Wochenende war es anders. Die dümmste Golfregel aller Zeiten kostete Webb Simpson einen Schlag und damit den Sieg nach 72 Loch über Bubba Watson. Simpson hatte bei einem Tap-In seinen Schläger 10cm hinter dem Ball aufgesetzt, als dieser sich plötzlich vom Wind bewegte. Der Amerikaner brummte sich regelkonform einen Strafschlag auf, fühlte sich nach dem Turnier aber zurecht als Opfer und beschwerte sich, dass aufgrund der Art und Weise wie die Grüns zu Glasplatten getrimmt werden, eine Böe viel zu leicht den Ball bewegen kann. Sein Anliegen stößt offensichtlich nicht auf taube Ohren. Aus der R&A und von der USGA wurden Stimen laut, dass man die Regel 18-2 überdenken will.
Neues Statistik-Feature auf der PGA Tour
Vor einiger Zeit wurde bekannt, dass die PGA Tour ihre Putting-Statistiken überarbeiten will und dafür das Massachusetts Institute of Technology bemühte. Seit heute ist das neueste Feature scharf. “Strokes gained – Putting” nennt sich das gute Stück und ermittelt wie viele Schläge ein Spieler auf den Grüns gewonnen hat im Vergleich zum durchschnittlichen Spieler auf der Tour. Dafür nimmt man die durchschnittliche Schlagzahl, die aus jeder Entfernung gebraucht wird und rechnet sie gegen die tatsächlich gebrauchten Schläge. Ergebnis ist eine Statistik, die endlich objektiver einen Überblick darüber geben kann, wer wirklich der beste Putter ist – ein Ziel an dem alle bisherigen Statistiken gescheitert sind. Aktuell darf sich John Merrick diese Krone aufsetzen während die rote Laterne an Ernie Els geht – was auch erklärt, dass der Südafrikaner über den Einsatz eines längeren Putters nachdenkt (wobei ihn das Ergebnis von Adam Scott überzeugen sollte, dass der lange Putter nicht die Antwort auf alle Probleme ist). Auch Alex Cejka findet sich ganz weit unten wieder. Der konstant beste Putter ist aber zweifelsohne Luke Donald, der 2009 und 2010 in der Statistik vorne lag und aktuell Platz 9 belegt. Wer den Engländer die letzten Wochen gesehen hat, wird zugeben müssen, dass dieses Ergebnis die Methodik untermauert.
Lexi imperfecta
Es wäre DIE Geschichte für die LPGA Tour gewesen um endlich wieder einmal groß in die Schlagzeilen zu kommen. Nein, gemeint ist nicht das Ergebnis von Sandra Gal, die bei der Avnet LPGA Classic als Führende nach zwei Runden gute Chancen auf ihren zweiten Saisonsieg hatte und am Ende Siebte wurde. Die Rede ist von Alexis, genannt Lexi, Thompson. Die 16-Jährige, der aufgrund ihres jugendlichen Alters eine LPGA-Mitgliedschaft verweigert wurde, führte nach drei Runden das Feld an und weckte Hoffnungen, dass sie die jüngste Siegerin aller Zeiten werden könnte. Doch am Ende versagten die Nerven und zwei Doppelbogeys in Folge ließen sie auf Platz 19 abstürzen – 9 Schläge hinter der schwedischen Siegerin Maria Hjorth.
Blubb, Blubb
Wenn es um Golfplätze geht, scheint keine Idee schwachsinnig genug zu sein. Der neueste “Geniestreich” kommt von den Malediven. Wie die Online-Ausgabe von Wired berichtet soll für die unglaubliche Summe von 500 Millionen US-Dollar ein schwimmender Golfplatz erbaut werden. Auf mehreren Pontons will man die 18 Loch anlegen und mit Unterwassertunneln verbinden. Bis 2015 soll der Platz fertiggestellt werden, der dank Solarenergie und Meerwasserentsalzung absolut umweltfreundlich sein soll. Wie das ökologische Gleichgewicht der Korallenriffe davon beeinflusst werden würde, bleibt aber noch abzuwarten. Bleibt die Frage welche Öko-Paradies wir noch mit unpassenden Golfplätzen verschandeln wollen. Wie wäre es mit dem Mount Everest? Oder vielleicht einfach im Wattenmeer wo Ebbe und Flut für zusätzliche Herausforderung und Gezeiten-Inselgrüns sorgen? Die Vorurteile gegen den Golfsport werden mit solchen Projekten wie auf den Malediven sicherlich nicht gerade abgebaut.
For it’s One, Two, Three Strikes Your Out
Vor einiem Jahr versuchte Ex-Footballprofi Jerry Rice auf der Nationwide Tour Fuß zu fassen und machte sich mit einer 92 zum Gespött. Das hielt seinen Baseball-Kollegen John Smoltz nicht davon ab, am vergangenen Wochenende das Gleiche zu versuchen. Der ehemalige Pitcher der Atlanta Braves und zukünftige Hall of Famer lag nach drei Loch 1 unter Par und fand sich auf Platz 15 wieder. Doch dann musste er einsehen, dass man nicht einfach so zum Golf wechseln und erwarten kann, in der Spitze zu spielen – selbst wenn man von einem Tiger Woods mit Lobeshymnen überschüttet wurde. Smoltz spielte die nächsten 33 Loch kein einziges Birdies mehr, dafür 17 Bogeys, vier Doppelbogeys und ein Triplebogey. Mit Runden von 84 und 87 lag er am Ende neun Schläge zurück – hinter dem Vorletzten. “Ich werde mich vorerst darauf beschränken, Golf wieder nur als Hobby zu spielen”, berichtete der 43-Jährige in seinem Tourtagebuch.
Das Comeback des Wochenendes
Nach vier Loch war die Ballantine’s Championship für Marcel Siem eigentlich gelaufen. Zwei Pars, ein Doppelbogey und ein Triplebogey ließen ihn bei 5 über Par und am Ende des Feldes zurück. Für den emotionalen Deutschen oft der Zeitpunkt sich hängen zu lassen und aufzugeben. Doch dieses Mal behielt er sich im Griff – und wurde belohnt. Erst mit vier Birdies in Serie, dann mit einem knapp geschafften Cut, und schließlich mit einem 13.Platz nachdem Siem mit einer 68 die zweitbeste Schlussrunde des gesamten Feldes erzielte (nur Sieger Lee Westwood war besser). Die 29.000 Euro Preisgeld waren Für Siem das einträglichste Wochenende des gesamten Jahres und die Platzierung war seine Beste seit einem 7. Platz in Gleneagles im August 2010. Ein richtiges Aufrufezeichen für die Rückkehr der European Tour auf den europäischen Kontinent und die Phase der Saison in der Siem traditionell besser in den Tritt kommt.
Die 10 heißesten Golfer auf dem Planeten
Auch wenn das Feld, das Lee Westwood besiegte erneut nicht das stärkste war (zumindest in der Breite): Über zwei Siege in Folge und vor allen Dingen über die Art und Weise wie er die Schlussrunde spielte kann man nicht hinwegsehen, also ist der Engländer auch hier wieder zurück an der Spitze. Mit seinem zweiten Saisonsieg erobert darüber hinaus Bubba Watson den Platz als bester Amerikaner zurück, da der bisherige Top-Ami Steve Stricker in der Schlussrunde ein wenig schwächelte.
- Lee Westwood (+8)
- Luke Donald (-1)
- Bubba Watson (new)
- Steve Stricker (-2)
- Charl Schwartzel (-2)
- Nick Watney (-)
- Adam Scott (-3)
- Rory McIlroy (-1)
- Martin Kaymer (-1)
- Jason Day (-1)