Montis wilde Reise
Dass Colin Montgomerie exzentrisch ist, ist bekannt. Aber dieses Mal hat sich der Schotte selbst übertroffen. Als er sich mit einer desaströsen 81 von der BMW PGA Championship verabschiedete, beschloss Monti, dass es Zeit für einen Putterwechsel wäre. Doch statt wie jeder gewöhnliche Spieler in den nächsten Pro Shop zu laufen, setzte sich der ehemalige Ryder-Cup-Kapitän in sein Auto und düste nach Hause um sich sein neues Werkzeug zu beschaffen. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, hätte er nicht am Montag früh wieder auf dem Platz stehen müssen, um die Qualifikation für die U.S. Open in Walton Heath zu spielen. Laut Guardian verliefen die 24 Stunden so: Um 14 Uhr verließ Monti Wentworth um ins schottische Perthshire zu fahren, absolvierte die 440 Meilen in beachtlichen sechs Stunden, trank ein Tässchen Tee mit seiner Familie, schnappte sich den Putter, setzte sich um 23 Uhr wieder ins Auto und war morgens um 6 Uhr in Walton Heath um die Qualifikation zu spielen. Überraschenderweise verpasste er sie nur knapp.
Ein Gentleman mit Sprechdurchfall
Tourrettes ist derzeit in aller Munde. Schließlich bereitet sich die deutsche Fußballnationalmannschaft dort auf die Europameisterschaft vor. Doch auch im Golf bekamen wir es am vergangenen Wochenende mit Tourette zu tun. Denn als Ernie Els seine dritte Runde bei der BMW PGA Championship absolviert hatte, prasselte es nur so aus ihm heraus. Aufgrund der ständigen Kritik an seinem Redesign lagen bei dem Südafrikaner wohl die Nerven ein wenig blank und er schien zu fürchten, dass er von seinen Kollegen für die schwierigen Bedingungen des Tages verantwortlich gemacht würde. Also gab er vorsichtshalber gleich mal die Kritik weiter – in einem Ton, der nicht nur Mitglieder von katholischen Mädcheninternaten die Schamesröte ins Gesicht treibt (Warnung: Der nächste Abschnitt ist ab 18):
“Ich bin dermaßen angepisst. Die Bedingungen sind schwierig und es hat die ganze Nacht und heute morgen geweht. Ich hab sie gebeten, die verdammten Grüns zu wässern und als ich unseren Oberschiedsrichter John Paramour auf der 15 gesprochen habe, meinte er sie hätten gewässert. Ich hab ihm gesagt er hätte die Wassermenge verdreifachen müssen. Ihr habt eine Windstärke von 50 km/h also schüttet Scheiß-Wasser auf die Grün. Wenn ihr Wasser auf die verdammten Grüns tut, hat man wenigstens die Chance den Ball auf den verfickten Grüns zum Halten zu bringen. Man muss nicht Raketenwissenschaftler sein um das zu kapieren.
Eine Äußerung über die sich in Armut verfallene Ex-Mitglieder der European Tour freuten. Denn als Els’ Äußerung ihren Weg durch die Tageszeitungen machte, erklärte er sich beschämt bereit eine “substantielle Spende” für den European Tour Benelovent Trust zu tätigen um die Sache aus der Welt zu schaffen.
Magnum-Erfolg für Higgins
Es ist der Traum jedes Teaching Pros, sich einmal für ein großes Turnier zu qualifizieren und dann seine absolute Höchstform zu haben. David Higgins hat diesen Traum am vergangenen Wochenende gelebt. Der Ire war nicht nur bester Club Professional im Feld der BMW PGA Championship, er ließ sogar den Großteil der europäischen Elite hinter sich, beendete das Turnier auf dem geteilten zehnten Platz (das beste Ergebnis eines Club Professionals in dem Turnier seit Jahrzehnten) und katapultierte sich mit 78.300 Euro Preisgeld im Race to Dubai auf Platz 113. Allerdings hatte Higgins einen Vorteil gegenüber anderen Teaching Pros: er besaß mal eine Karte für die European Tour. In seiner Rookie-Saison 1996 belegte er bei der BMW Open in St. Eurach den dritten Platz, und 1997 gelang ihm in Wentworth immerhin der Cut. Danach pendelte er immer zwischen European- und Challenge-Tour, wo er 2000 drei Turniere gewann. Doch aus Perspektivlosigkeit gab er immer das Leben als Touring Pro auf und unterrichtet in Waterville. Jetzt gerät der 39-Jährige allerdings wieder ins Wanken, ob er nicht noch einen neuen Anlauf unternehmen soll. Leicht wird es nicht, denn da die BMW PGA Championship kein normales European-Tour-Event ist, bekommt Higgins nicht wie üblich für seinen zehnten Platz einen automatischen Start in der Folgewoche. Seine einzige Chance sind damit die Irish Open und die eine oder andere Sponsoreneinladung.
Peter, Paul are merry
Sie sind nicht verwandt und sie haben nicht einmal die selbe Nationalität. Aber immer wenn sie gemeinsam auf einem Leaderboard auftauchen, sorgt es für Verwirrung – vor allem bei den notorisch selbstzentrierten Amerikanern. Wie schön wäre es also, wenn der Ire Peter und der Schotte Paul die von den ganzen Hansens und Hansons schon komplett desorientierten US-Golffans völlig aus dem Gleichgewicht werfen würden? Ein erster Schritt ist bereits getan, denn nach seinem sensationellen vierten Platz bei der BMW PGA Championship gelang Peter Lawrie am Montag auch noch im Playoff die Qualifikation für die U.S. Open. Ein Startplatz, den der fünf Jahre ältere Paul durch seine Weltranglistenplatzierung bereits sicher hat. Allein er will nicht. Um seinen Platz beim Ryder Cup zu sichern, will sich Paule die Reisestrapazen nach San Francisco ersparen weil er sich eh keine Chancen im Olympic Club einräumt. Es wäre eine Schande, denn Lawrie ist derzeit zweifelsfrei einer der fünf besten Europäer, was er mit seinem zweiten Platz in Wentworth noch einmal eindrucksvoll unterstrich. Also, Paul: Gib Dir einen Ruck und schau mal auf das Ryder Cup Team von 2010. Mit deinen knapp zwei Millionen Punkten auf der European Points List wärst Du jetzt schon sicher dabei gewesen. Und ein bisschen Spielpraxis in den USA kann als Vorbereitung für das Ryder-Cup-Auswärtsmatch kaum schaden.
Chap-eau
Durchhaltevermögen ist das Wort, das Roger Chapman am Besten kennzeichnet. Mit 606 Starts auf der European Tour ist der Engländer die Nummer drei der ewigen Bestenliste. Doch für den ganz großen Erfolg hat es für den 53-Jährigen nie gereicht. Ein Sieg bei der Rio de Janeiro Open im Jahr 2000 war sein einziger Erfolg, ein dritter Platz bei der Scottish Open 2002 sein größter Preisgeldscheck. Im Rückblick auf seine Karriere bezeichnet er sich als einen Spieler, der nie den Sack zumachen konnte. Das alles hat sich am vergangenen Wochenende geändert. Bei der Senior PGA Championship hatte sich Chapman bereits nach drei Runden einen so großen Vorsprung erarbeitet, dass es keine Finisher-Qualitäten mehr nötig hatte und er sich sogar Bogeys an den letzten beiden Löchern für einen klaren Sieg erlauben konnte. Es war das erste Mal seit 2004, das jemand gewann, der alle vier Runden in geteilter Führung lag. Der Sieger damals: Hale Irwin, der in diesem Jahr mit unglaublichen (fast) 67 Jahren Dritter wurde und dabei sogar sein Alter schoss. Irwin löste sich damit selber als ältester Spieler ab, der bei einem Senioren-Major in den Top 5 landete.
Videobeweis
Gleich zwei bizarre Strafen gab es am vergangenen Wochenende und beide wurden von den Fernsehbildern festgehalten. Den Anfang machte Graeme McDowell als er bei der BMW PGA Championship seinen Ball in den Büschen suchte. Während die Kamera auf seinen Ball zoomte, entdeckte McDowell den Copperfield in sich und brachte sein Spielgerät aus zwei Metern Entfernung zum Wackeln. Doch leider war es keine Telekinese. McDowell war auf einen losen Ast getreten, der das Mikado-Geäst in Bewegung versetzte. Weil McDowell versäumte den Ball in seine Ursprungslage zurückzuversetzen, zog er sich zwei Strafschläge zu aufgrund derer er am Ende den Cut verpasste.
Bei Zach Johnson blieb das Vergehen zum Glück ohne Folgen. Innerlich bereits in Feierlaune über seinen Sieg beim Colonial vergaß der bibeltreue Golfer den Grundsatz “Rühme dich nicht des morgenden Tages; denn du weißt nicht, was heute sich begeben mag” und legte seinen versetzten Ballmarker nicht auf die ursprüngliche Stelle zurück. Weil TV-Mann Peter Kostis aufgepasst hatte, wurde das Vergehen noch entdeckt bevor Johnson seine Scorekarte abgegeben hatte. So wurde aus einem Sieg mit drei Schlägen Vorsprung einer mit einem. Zehn Minuten später und Johnson wäre einer Disqualifikation zum Opfer gefallen.
Girl Power
Annie Park hat das geschafft, was Michelle Wie jahrelang misslungen ist: zu beweisen, dass sich Frauen in einem Wettbewerb mit männlichen Golfern behaupten kann. Die 17-Jährige gewann am vergangenen Mittwoch als erstes Mädchen die Nassau Boys Golf Championship. Angetreten gegen 133 männliche und einen weiblichen Konkurrenten behielt Park nicht nur die Oberhand, sie brach mit 8 unter Par auch noch den Turnierrekord um sagenhafte acht Schläge. Nur weil ihr Bezirk keine Mädchenmannschaft aufstellt, durfte park überhaupt an dem Turnier teilnehmen und versetzte ihre männlichen Konkurrenten in Staunen. “Sie muss eine der besten Golferinnen der Welt sein”, erzählte der 16-Jährige Matt Lowe Newsday. “Es ist als würde man von einem Güterzug überrollt.”
Marcel Siems magische Saison
Eine neue Woche, eine neue Bestleistung für Marcel Siem. Nicht nur, dass er bei der BMW PGA Championship sein bestes Ergebnis überhaupt erzielte, ihm gelang am Schlusstag auch noch das erste Hole-in-One seiner European-Tour-Karriere. Gleich an Loch zwei (hier gibt es das Video) versenkte er den Ball vom Tee. Es war das erste Ass bei der PGA Championship seit 2008 als Miguel Angel Jimenez auf dem Weg zum Titel an Loch 5 ein Hole-in-One schlug.