Week in Review: Ausgabe 26/2011

Steve Strickers historisches Triple

Die Amerikaner nennen es Three-peat oder Back-to-back-to-back. In diesem Blog nennen wir es einfach schweinegut. Mit einem brillanten Birdie an der 18 sicherte sich Steve Stricker zum dritten Mal in Folge die John Deere Classic. Das Feld war vielleicht nicht besonders gut besetzt, dennoch ist es äußerst beeindruckend. Schließlich gelang seit 1900 so ein Triple lediglich 14 Spielern (einigen von ihnen mehrfach). Und (mit Ausnahme von Stuart Appleby, der gegen ein reduziertes Feld gewann) sind sie allesamt Legenden des Golfsports:

  • 1903-1905: Willie Anderson (U.S. Open)
  • 1916-1920: Walter Hagen (Metropolitan Open)
  • 1924-1927: Walter Hagen (PGA Championship, 4 in Folge)
  • 1926-1930: Gene Sarazen (Miami Open, 4 in Folge)
  • 1927-1929: Gene Sarazen (Miami Beach Open)
  • 1935-1937: Henry Picard (Tournament of the Gardens)
  • 1936-1938: Ralph Guldahl (Western Open)
  • 1940-1942: Ben Hogan (Asheville Open)
  • 1955-1957: Gene Littler (Tournament of Champions)
  • 1959-1961: Billy Casper (Portland Open)
  • 1960-1962: Arnold Palmer (Texas Open)
  • 1961-1963: Arnold Palmer (Phoenix Open)
  • 1971-1973: Jack Nicklaus (Disney World Golf Classic)
  • 1974-1976: Johnny Miller (Tucson Open)
  • 1978-1980: Tom Watson (Byron Nelson Classic)
  • 1999-2001: Tiger Woods (Memorial)
  • 1999-2001: Tiger Woods (NEC Invitational)
  • 2000-2003: Tiger Woods (Bay Hill Invitational, 4 in Folge)
  • 2004-2006: Stuart Appleby (Mercedes Championships)
  • 2005-2007: Tiger Woods (Bridgestone Invitational)
  • 2005-2007: Tiger Woods (CA Championship)
  • 2005-2008: Tiger Woods (Buick Invitational, 4 in Folge)
  • 2009-2011: Steve Stricker (John Deere Classic)

John Daly und die wilde 13

Fast hätte John Daly bei der John Deere Classic für das höchste Ergebnis seit – nun ja, seit er 1998 das letzte Mal eine 18 spielte gesorgt – dieses Mal hätte er es allerdings an einem Par 4 geschafft. Doch die 18, die die PGA Tour kurzfristig auf ihrer Webseite notierte stellte sich als falsch heraus. Nachdem Daly einige Male wie ein Besessener auf seinen im tiefen Gras verschwundenen Abschlag einprügelte bevor er endlich einen Strafschlag nahm, sagte er seinem Spielpartner Todd Hamilton völlig frustriert “Schreib mir eine 18 auf”. Doch die PGA Tour trommelte flugs die besten Mathematiker des Landes zusammen und am Ende wurde festgestellt, dass Daly doch nur 13 Schläge gebraucht hatte.

Swingin’ in the Rain

Das Debüt für Castle Stuart hätte nicht schlechter ausfallen können. Zwar waren alle Spieler (bis auf einen, dazu gleich mehr) begeistert von dem Layout, doch die perfekten Wetterbedingungen an den ersten Tagen ließen die Spieler den Platz auseinandernehmen. Viel schlimmer war jedoch, was danach passierte. Ausgerechnet über dem Platz tobte sich ein lokales Unwetter aus, das in wenigen Stunden die vierfache Regenmenge eines typischen Julis runterfallen ließ. Zuviel selbst für einen sandigen Links-Platz. Spieler blieben mit ihren Chauffeuren in Pfützen stecken und Teile der Dünen wurden weggeschwemmt. Mit Bulldozern wurde am 1. und 12. Fairway versucht den Platz wieder spielbar und die Dünen sicher zu machen. Vor allem der Holländer Robert-Jan Derksen, ein bekennender Feind von Links Golf, sparte nicht mit heftigen Worten. Auf seiner Webseite nannte er das ganze eine Farce und eine “Schande für die European Tour”. Ein Statement, das er mittlerweile klammheimlich zu “lächerlich” korrigierte. Ob die European Tour nach Inverness zurückkehrt, ist derweil noch offen. Dieses Jahr läuft der Vertrag mit Sponsor Barclays aus. Falls sie nicht verlängern, könnte es sein, dass ein neuer Sponsor vertraglich einen anderen Ort festlegen lässt. Es wäre eine Schande, denn wenn in Castle Stuart gespielt wurde, gab es beeindruckende Bilder zu sehen.

Der chilenische Highlander

Nur ein Schlag, genauer gesagt ein verschobener Kurzputt auf dem 18. Grün, fehlte dem Chilenen Mark Tullo um an der Open Championship teilzunehmen und damit dem schottischen Blut in seinen Adern würdig zu werden. Wobei das schottische allerdings ein klein wenig verwässert ist. In einer höchst amüsanten Pressekonferenz erzählte der 33-Jährige, dass sein englischer Vater (die Mutter ist Holländerin) glaubt, der Name Tullo würde aus dem Schottischen stammen. “Ich trage ab und zu Röcke, vielleicht kommt das von meiner Herkunft”, erzählte er den johlenden Pressvertretern, die ihn danach dezent drauf hinwiesen, dass man in Schottland Kilt und nicht Rock sagt. Anschließend schlug Tullo den Reportern einen Deal vor: Wenn sie für ihn einen Tullo-Familienkilt finden, den er in Edinburgh vergeblich gesucht hatte, würde er für sie im Röckchen posieren. Doch leider kam es dazu nicht.

Koreanisches Doppel

Offiziell heißt es U.S. Women’s Open, aber langsam kann man darüber nachdenken, das dritte Frauen-Major des Jahres in Korean Women’s Open umzubennen. Als sich So Yeon Ryu in einem Drei-Loch-Playoff gegen ihre Landsfrau Hee Kyung Seo durchgesetzt hatte, war dies der dritte koreanische Sieg in den letzten vier Jahren. Einzig Paula Creamer im Vorjahr durchbrach die Serie. Dass aber aus der koreanischen Armada ausgerechnet Ryu den Titel holte, war eine Sensation. Bisher hatte die 21-Jährige auf der LPGA Tour nie besser als Platz 12 abgeschnitten, ihr bestes Major-Ergebnis war ein 25. Platz bei der U.S. Women’s Open des Vorjahres. Allerdings sorgte Ryu auf der koreanisches Tour für Furore, was aufgrund der Leistungsdichte der Koreanerinnen nicht zu verachten ist. 2009 gewann sie drei Turniere in Folge. Im vergangenen Jahr reichte es zwar nur für einen Titel, den holte sie sich aber ausgerechnet in einem Playoff. Über 3 Loch. Gegen Hee Kyung Seo. Um es in den Worten von Baseball-Legende Yogi Berra zu sagen: Die U.S. Women’s Open war “Déjà Vù all over again”.

Scott Jamiesons Trostpflaster

Als klar war, dass Luke Donald die Scottish Open gewinnen würde, war immer noch eine Frage offen: Wer sichert sich den vorletzten Startplatz für die Open Championship? Denn aufgrund der Verkürzung auf 54 Loch lag ein halbes Dutzend Kandidaten eng beieinander. Der Italiener Lorenzo Gagli hatte früh die Marke mit 14 unter Par gesetzt, doch mit Weltranglistenposition 353 hatte er die schlechtesten Karten im Rennen. Als der 120 Plätze höher rangierende CMark Tullo mit dem gleichen Ergebnis einkam, konnte der Italiener seine Reisepläne gen England wieder ad acta legen. Als nächtes hatte der Österreicher Marti Wiegele eine Chance, verfehlte an den letzten 3 Loch aber das entscheidende Birdie. Somit waren alle Augen auf den Schotten Scott Jamieson gerichtet. Als Bestplatzierter in der Weltrangliste brauchte er nur -14 ins Clubhaus bringen und das Ticket nach Royal St. George’s wäre seines. Als er mit einem Bogey an der 16 zwei Schläge zurückfiel war die Sache eigentlich gegen ihn entschieden. Doch mit Birdies an 17 und 18 schlug Jamieson, der vor der Schlussrunde noch geführt hatte, zurück. Nun darf er als sechster Schotte an der Open Championship teilnehmen – auf einem Platz, der ihm nicht fremd ist. 2006 kam er dort ins Viertelfinale der British Amateur. Ein Jahr zuvor holte er beim Home Internationals im letzten Match gegen das mit Rory McIlroy bestückte irische Team den entscheidenden Punkt.

Ein guter Tausch

Vor einigen Wochen wurde Caddie Bobby Brown von seinem Chef und Freund Dustin Johnson gefeuert. Doch statt Trübsal zu blasen, heuerte er bei Rookie Kyle Stanley an. Kein schlechter Tausch. Für seinen zweiten Platz bei der John Deere Classic erhielt Stanley 480.000 US-Doller – etwa 10% davon wandern in die Tasche seines, äh, Taschenträgers. Damit hat Brown zumindest bisher mehr eingenommen als wenn er weiter bei Johnson in Anstellung geblieben wäre.

Die 10 heißesten Golfer auf dem Planeten

Wer nicht spielt, verliert. Weil Rory McIlroy lieber drei Wochen aussetzt, sind die Erinnerungen an seinen U.S. Open Triumph etwas verblasst und Luke Donald ist nach seinem beeindruckenden Sieg bei der Scottish Open wieder der heißeste Golfer der Welt. Währenddessen untermauerte Steve Stricker einmal mehr seinen Anspruch als bester Amerikaner, knapp vor Matt Kuchar, der in Schottland die Ehre der Amerikaner halbwegs rettete. Ein Neuankömmling in den Top 10 stammt ebenfalls aus den USA: Charles Howell III erreichte bei der John Deere Classic seine dritte Top-5-Platzierung in Folge.

  1. Luke Donald (+2)
  2. Rory McIlroy (-1)
  3. Lee Westwood (-1)
  4. Steve Stricker (+1)
  5. Jason Day (-1)
  6. Matt Kuchar (+1)
  7. Charl Schwartzel (-1)
  8. Nick Watney (-)
  9. Charles Howell III (new)
  10. Sergio Garcia (-)

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