Week in Review: Ausgabe 27/2012

Caddyshack

Sergio Garcia hatte nach der PGA Championship genug von seinem Caddie Gary Matthews. Nach nicht einmal drei Monaten warf er seinen Taschenträger wieder vor die Tür. Stattdessen wählte der Spanier eine interessante Alternative. Vor der Wyndham Championship suchte er sich einfach einen lokalen Caddie, der jetzt wohl den Zahltag seines Lebens hat – immerhin kassierte Garcia für seinen Sieg knapp eine Million Dollar. Entsprechend gering ist Garcias Antrieb, sich wieder fest zu binden. Bei der Barclays in der kommenden Woche will er wieder einen lokalen Caddie beglücken. In Bethpage Black dürfte wohl gerade ein Hauen und Stechen beginnen, wer dem Ryder Cupper die Tasche hinterhertragen darf.

(Fr)Augusta National

Es ist vollbracht. Nach nicht einmal 100 Jahren nimmt Augusta National die ersten zwei weiblichen Mitglieder auf und sorgt dafür, dass in München die Fahnen auf Halbmast wehen. Schließlich schrieb “Golf Time”-Chef Oskar Brunnthaler noch vor wenigen Wochen ‎”Jetzt ereifern sich wieder naive Emanzen über den wohl prestigeträchtigsten Golfclub der Welt (…) Na und? Es gibt über 48.000 Golfclubs auf dem Globus, wo Frauen Mitglieder werden können. Warum ausgerechnet bei den grünen alten Herren in Augusta?” Die Antwort, lieber Herr Chefredakteur, ist ganz einfach: weil es mindestens genau so lange überfällig war, wie die Aufnahme der ersten afroamerikanischen Mitglieder im Jahr 1990. Die einstige US-Außenministerin Condoleeza Rice und die Geschäftsfrau und Milliardärin Darla Dee Moore werden von Augusta-Chairman Billy Payne im Herbst offiziell ihr grünes Jackett überreicht bekommen. Ein Schritt, der von Payne als “freudiger Anlass” und von neutralen Beobachtern als großer Erfolg gefeiert wurde. Zwei Männer jedoch wird diese Nachricht den Magen umgedreht haben. Ihren Namen: R&A-Chef Peter Dawson und Alastair Brown, Chef der Honourable Company of Edinburgh Golfer, die im kommenden Jahr die Open austragen wird und wenig ehrenhaft noch immer weibliche Golfer ausschließt. Denn jetzt gelten sie als eine der letzten Bastionen des Chauvinismus und werden im Vorfeld der Open von der Presse völlig zu Recht dafür unter Beschuss geraten.

Sieg in der Verlängerung

Für die beiden deutschen Starter war bei der U.S. Amateur bereits in der Qualifikationsrunde Schluss. Marcel Schneider und Sean Einhaus verfehlten die Top 64, die sich für den Matchplay-Teil des Turniers qualifizierten, deutlich um 8 bzw. 10 Schläge. Stattdessen erreichten die bisher unbekannten Steven Fox und Michael Weaver das Finale obwohl sie als 63. und 60. nur in einem Playoff in das Feld der Besten rutschten. Doch im Matchplay-Teil waren sie beide nicht zu stoppen. Weaver, nur die Nummer 147 im World Amateur Golf Ranking, schaltete die #5, #9, #32, #41 und #43 der Amateur-Weltrangliste aus, während die Nummer 125 Fox zwar die insgesamt leichtere Aufgabe hatte, aber im Viertelfinale mit Chris Williams den besten Amateur der Welt nach Hause schickte. Im Finale, das definitiv den höchstgesetzten Sieger seit 1985 hervorbringen würde, kam es dann zu einem hochdramatischen Duell zwischen den beiden 21-Jährigen. Nach fünf Löchern übernahm Michael Weaver die Führung und sollte sie lange Zeit nicht mehr abgeben. Nach den 18 Loch am morgen lag Weaver zwei Loch auf und verteidigte die Vorsprung bis zum 34. von 36 Löchern. Doch ein Birdie von Fox und ein durch eine Spikemarke ausgelippter Par-Putt von Weaver auf dem letzten Loch führten dazu, dass die U.S. Amateur erstmals seit 2003 in einem Playoff entschieden werden musste, das Steven Fox mit einem Birdie am ersten Extraloch für sich entschied und nun einen Startplatz für die ersten drei Majors des Jahres 2013 sicher hat.

Willie wills wissen

Sein Name klingt wie der eines Pornostars, doch Willie Wood hat die Karriere des Golfers gewählt. Eine Entscheidung, die sich finanziell bisher nicht unbedingt gelohnt hat, denn in seiner 29-Jährigen Profikarriere, die einen PGA-Tour-Sieg im Jahr 1996 umfasst, spielte der 51-Jährige gerade einmal 3 Millionen Dollar ein. Und auch auf der Champions Tour entwickelte sich die Karriere noch nicht wie gewünscht: um in Turniere zu kommen, muss er erst einmal den Monday Qualifier überstehen – so wie letzte Woche vor der Dick’s Sporting Good Open. Es war sein letztes Qualifikations-Turnier, denn mit seinem Playoff-Sieg bekam er nicht nur den größten Preisgeldscheck seiner Karriere (270.000 Dollar), er erhält dazu für ein Jahr die volle Spielberechtigung auf dem Senioren-Zirkus.

Zehnerkarte

Mit einer mäßigen zweiten Runde verspielte Bernhard Langer seine Siegchancen bei der Dick’s Sporting Goods Open, aber eine gute 67 zum Abschluss rettete eine bemerkenswerteste Serie des Deutschen: Zum neunten Mal in Folge (die Liberty Insurance Legends zählt als Team-Turnier nicht mit) belegte er einen Platz unter den ersten 10 – ein neuer persönlicher Rekord. Insgesamt landete Langer bei deinen 14 Einzel-Starts nur zwei Mal nicht unter den ersten 10. Und selbst bei diesen “Katastrophen” reichte es noch für die Ränge 15 und 17. Dennoch – und obwohl Langer das meiste Geld von allen Spielern in 2012 verdiente – führt Langer bizarrerweise nicht die Wertung um den Charles Schwab Cup an, wo Tom Lehman seinen Vorsprung noch ausbauen konnte.

Sex für Mathematiker

Mit dem Beginn der FedEx-Cup-Playoffs beginnt wieder die schönste Zeit des Jahres – für Mathematiker. Bereits am vergangenen Wochenende ging es los: Mit jedem Spieler werden die roten und grünen Zahlen eingeblendet, die zeigen ob sich jemand für das nächste Turnier qualifizieren wird. Und die Kommentatoren überschlagen sich mit Äußerungen wie “Wenn er jetzt dieses Birdie locht, danach ein Hole-in-One macht und Tiger Woods ein Quadruple-Bogey am letzten Loch spielt, wird er es noch zum nächsten Turnier schaffen.” Ganz ehrlich: Ich kann mich für die Arithmetik des FedEx-Cups nicht begeistern: es ginge doch so viel simpler. Einfach jedes Turnier als eine Art Cut gestalten. So könnte niemand, wie jetzt Jason Dufner beim Barclays, aussetzen und jeder würde es verstehen. Aber nun gut, es ist wie es ist. Allerdings geriet die Wyndham Championship wenig aufregend für die hysterischen FedEx-Rechner. Lediglich Heath Slocum schob sich auf Kosten von Jhonattan Vegas noch in das Barclays.

  1. Also Linksgolfer, in bezug auf den Fdexcup bin ich schon etwas
    anderer Meinung. Sooo kompliziert ist es ja nun auch wiederum
    nicht. Und der Erfolg gibt den Amis ja recht. OWGR-Punkte für
    das erste Playoff: 74!!! (Stand heute mittag).

    Dagegen tendiert die ET nach den Absagen von Casey + Donaldson
    Richtung 28! Alle europäischen Spitzenspieler haben geschnallt,
    dass man auf der PGA-Tour spielen muss, wenn man vorne in der
    OWGR vertreten sein will.

    Vielleicht überdenkt ja mal die ehemalige Nr. 1 seinen Turnierplan;
    ist aber nicht mein Problem.

    Also LG; Listen hochfahren, mitrechnen und Spass haben.

    Gruß Eifelmona

    1. Die Weltranglistenpunkte gäbe es auch ohne diesen komplizierten Berechnungsmodus, der noch immer nicht funktioniert. Sonst würden sie nicht jährlich Änderungen daran vornehmen.
      Geldrangliste nehmen, ein echtes Playoff draus machen und fertig. Es gibt keine Sportart wo man die erste Runde der Playoffs aussetzen darf oder wo mittendrin die Setzreihenfolge verändert wird. Man könnte aus dem FedEx-Cup so viel spannende Dinge machen, stattdessen denken sie sich diesen Quatsch aus wo nach dem dritten Turnier ein Reset durchgeführt wird weil das Finale sonst für 90% des Feldes bedeutungslos wäre.

  2. Ich erinnere mich, dass Du Dich auch in den vergangenen Jahren
    immer negativ über diesen Fdexcup geäußert hast. Klar gibt es
    in keiner Sportart (z. B. Tennis, Skiweltcup. F1 usw.) ein Wertungssystem, das alle zufrieden stellt. Aber ein System nur
    über eine Geldrangliste (mit z.T. sehr differenzierenden Preisgeldern je Turnier)ist m.E. auch nicht das Gelbe vom Ei. Der Veranstalter hat doch aus Deinen Vorwürfen (V. Singh) gelernt und eben deshalb ein Reset eingeführt. Du hattest Dich doch ereifert, dass der Sieger
    bereits vor dem Finale feststand.
    Das RTD wird ja nach Deinem Wunschsystem durchgeführt. Und?
    Mit Ausnahme des Zweikampfes MK/McD absolut uninteressant.
    Ich würde lieber einen schönen Artikel über die zweitklassige ET
    (Besetzung/Homepage) lesen als immer wieder diese negativen
    Äußerungen über den Fdexcup.

    1. Da wirfst Du aber etwas durcheinander. Ich habe nie das Race to Dubai als toll gelobt. Aber es würde auch nicht interessanter wenn man es so wie in den USA durchführt. Das Preisgeld ist einfach zu uninteressant für die Top-Spieler, deswegen entsteht dort selten ein Reiz. Und den von Dir gewünschten Artikel über die European Tour habe ich schon längst geschrieben:
      http://der-linksgolfer.de/2012/01/21/pga-tour-vs-european-tour-welche-tour-ist-besser/

      Darüber hinaus habe ich nie etwas gegen ein Playoff gesagt, im Gegenteil. Nur die Kriterien nach denen es durchgeführt wird, sind so wirr, dass es 90% der Zuschauer am Allerwertesten vorbei geht. Das ist so, frag mal den gewöhnlichen Golf-Fan wie es funktioniert, das kann Dir niemand sagen, der nicht in der Materie steckt – und das ist ein Problem für die PGA Tour. Die negativen Äußerungen über den FedEx-Cup hat die PGA Tour ganz alleine zu verantworten. Ich wüsste keinen Artikel weltweit, der dieses System gelobt hat. Alternative, meiner Meinung nach bessere, Überlegungen gibt es viele. Auch ich habe das letztes Jahr schon gemacht:
      http://der-linksgolfer.de/2011/08/26/vorschlage-zur-verbesserung-des-fedex-cups/

      PS: Der Reset wurde schon gemacht bevor dieser Blog überhaupt existierte ;-)

  3. Das “schlimme” dieses Jahr ist ja eher, die Quali für den RC die Barclays nicht mehr einschließt. Und Olazabal muss vielleicht eine (von nur 2) WC wegwerfen für Poults.

    Ich persönlich finde den FedEx Cup an sich besser als das R2D, bloß das Finale ist absoluter Schrott, dass da jeder mit einem Sieg fast automatisch den Jackpot bekommt.

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