Ein Kinderspiel
Wer erinnert sich noch an Lexi Thompson? Das Damengolf hat ein neues Teenie-Phänomen. Die 15-Jährige Neuseeländerin Lydia Ko – die bereits im Januar Schlagzeilen machte als sie bei der New South Wales Open ein reines Damenturnier gewann in dem u.a. auch Laura Davies und Melissa Reid waren – schrieb bei der Canadian Women’s Open die Rekordbücher der LPGA Tour neu. Mit 15 Jahren, 4 Monaten und 2 Tagen ist die gebürtige Südkoreanerin die jüngste Siegerin aller Zeiten und löste damit Lexi Thompson ab, die bei ihrem Navistar-Classic-Erfolg 1 Jahr und 8 Monate älter war. Sie sind die einzigen beiden Mädchen, die vor ihrem 18. Geburtstag auf der LPGA Tour gewinnen konnten. Ko, die zwei Wochen zuvor mal eben so im Vorbeigehen auch noch die U.S. Women’s Amateur gewinnen konnte, musste den 300.000-Dollar-Siegerscheck aufgrund ihres Amateurstatus an die Zweitplatzierte Inbee Park abtreten, denkt aber derzeit noch nicht daran ins Profilager zu wechseln – auch wenn sie sich von dem Preisgeld gerne einen Hund gekauft hätte wie sie im Sieger-Interview sagte. Den treffendsten Kommentar gab die – wie der Rest der Weltelite – geschlagene Jiyai Shin nach dem Turnier ab: “So etwas sorgt dafür, dass ich mich alt fühle.” Shin ist gerade einmal 24.
Fed Up mit FedEx
Tiger Woods hat 2012 drei Turniere gewonnen – und ist Dritter im FedEx-Cup. Rory McIlroy gewann die PGA Championship – und liegt auf Platz vier. Die anderen drei Major-Sieger Bubba Watson, Ernie Els und Webb Simpson? Platz 7, 18 und 20. Nick Watney dagegen hat 2012 genausoviele verpasste Cuts wie Top-Ten-Ergebnisse (3), bis letzte Woche läppische 66 Weltranglistenpunkte für das Jahr eingefahren und ist dank einer guten Woche bei der Barclays jetzt heißester Kandidat auf eine 10 Millionen Dollar Prämie für seine überragende Saisonleistung. Willkommen beim FedEx-Cup. Nun kann man argumentieren, dass dies ja die Playoffs sind und ja auch in anderen Sportarten der Letzte den Ersten rauswerfen kann. Natürlich – nur darf man sich dann nicht wie die PGA Tour hinstellen und acht Monate erzählen wie wichtig doch die Platzierung in der regulären Saison ist. Auch darf man in anderen Sportarten während der Playoffs nicht einfach eine Woche Pause machen so wie Jason Dufner letzte oder Sergio Garcia in dieser Woche ohne dass es Konsequenzen hat. Wie perfekt das System ist? Nick Watney, der trotz seines hochdotierten Sieges in der Geldrangliste gerade mal auf Platz 19 liegt, könnte nach seiner schwachen Saison bei den nächsten beiden Turnieren mit Abstand den letzten Platz belegen, würde gemessen an den Punkten aus 2011 beim Reset noch immer in den Top 6 landen – und müsste unter Umständen nicht einmal die Tour Championship gewinnen um am Ende den dicken Bonusscheck zu kassieren, der fast doppelt so hoch ist wie das Karriere-Preisgeld von Jack Nicklaus.
Harrington vs. Olazábal
Kein Zweifel, José-Maria Olazábal hat bei den Captain’s Picks die richtige Wahl getroffen. Aber wie er sich im Vorfeld und während der Bekanntgabe seiner Wildcards in der Causa Padraig Harrington verhalten hat, wirft doch leicht Zweifel über seinen Führungsstil auf. Wir erinnern uns: 2003 kam es bei der Seve Trophy zu einem unangenehmen Vorfall zwischen Harrington und Olazábal, der Beobachter darüber spekulieren ließ ob dieser Zwist eine Rolle in den Ryder-Cup-Überlegungen spielen würde. Der Spanier wollte diesen Spekulationen die Luft nehmen indem er gegenüber Sky Sports diese Anschuldigungen als “Haufen Scheiße – um es milde zu formulieren” bezeichnete. Eine Aussage, die deutlich mehr an Glaubwürdigkeit bekommen hätte, wenn er zuvor dem bei der Barclays Führenden Harrington nicht über die Medien ausgerichtete hätte, dass es mindestens (!) schon ein Sieg sein müsse um überhaupt eine kleine Chance zu haben. Wie klein diese Chance wirklich war, ließ Olazábal bei der Nominierungskonferenz aus dem Sack: “Padraig ist ein sehr guter Spieler, aber das kann man auch von Paul Casey, Henrik Stenson and Robert Karlsson sagen.” Offensichtlich bewusst ausgewählte Namen, die wie ein Schlag ins Gesicht für den Iren sein müssen, denn Paul Casey hat bei 11 seiner 13 letzten Starts das Wochenende nicht gesehen, Henrik Stenson sucht seit Jahren nach seiner Form und Robert Karlsson machte zuletzt Schlagzeilen damit, dass er bei der Open unter Tränen zurückzog weil er die Yips beim vollen Schlag entwickelt hatte. Nicht nur das, Olazábal enthüllte auch noch, dass Thomas Björn in seinen Überlegungen noch vor Harrington gelegen hätte, was nur schwer nachvollziehbar ist – es sei denn, die neun Jahre alten Missstimmungen sind doch noch nicht ausgelebt. Immerhin nahm Harrington seine Absage mit Stil: “Wenn man es nicht automatisch ins Team schafft, kann man sich nicht beschweren”, erzählte er laut eines exzellenten Artikels beim Irish Golf Desk, gab aber zu, dass es ihn geschmerzt hätte als Olazábal ihm über die Medien als nicht ernsthaften Kandidaten abqualifizierte.
Der Joker
Bubba Watson war langweilig. Also machte er das, was wir uns doch alle schon einmal bei einem der Aufsager von Irek Myskow gemacht hätten: er untermalte pantomimisch den Kommentar von Golf-Channel-Reporter Alex Miceli.
Die Qual der Wahl
So schwierig es für José-Maria Olazábal auch gewesen sein muss, seine zwei Captain’s Picks für das europäische Team zu wählen: Verglichen mit dem, was Davis Love III bevorsteht, war es ein Kinderspiel. Bis zum vergangenen Wochenende sah es noch so aus als sollte der Amerikaner seine vier Wildcards aus einem sehr überschaubaren Pool vergeben können: Steve Stricker, Jim Furyk, Hunter Mahan, Dustin Johnson und Rickie Fowler. Doch seit der Barclays ist alles anders. Furyk und Mahan verpassten sang- und klanglos den Cut, Stricker und Fowler bekleckerten sich ebenfalls nicht mit Ruhm. Stattdessen tauchte aus dem Nichts Nick Watney auf, und Brandt Snedeker bestätigte mit einem zweiten Platz seine stabile Form und seine Qualitäten als überragender Putter. Die Deutsche Bank Championship wird somit zum großen Ausscheidungswettkampf zwischen den sieben Kandidaten – wenn alles gut läuft für Love III. Doch sollten Bo Van Pelt und/oder Bill Haas um den Sieg mitspielen, müssen Davis Love III und seine Vizekapitäne plötzlich zwischen neun ernsthaften Kandidaten für vier Plätze wählen. Eine Entscheidung, bei der man eigentlich nur verlieren kann.
Ein Ende mit Stil
Es ist schon etwas Besonderes, ein Turnier mit einem Birdie am Schlussloch zu gewinnen. Aber mit einem Eagle vom Fairway? So etwas passiert ganz selten. Am vergangenen Wochenende war es wieder einmal so weit. Bei der Canadian Tour Championship lag der 21-Jährige Eugene Wong einen Schlag hinter Joe Panzeri, als er sein Eisen 9 aus 133 Yards zog und mit drei Hüpfern einlochte. Und tatsächlich war sogar eine Fernsehkamera anwesend, die den Schlag einfing – auch wenn man das Video bildschirmfüllend ansehen muss, um die weiße Kugel zu erkennen.
Sergios Caddie-Karussell
Sergio Garcia findet seine Caddies heutzutage in den oskursten Plätzen. War es bei der Wyndham Championship ein Local Caddie, warb der Spanier für die Barclays seinen Taschenträger dem Fernsehsender CBS ab. Wayne Richardson hat normalerweise den Job für den Sender herauszufinden wie weit es die Spieler noch zur Fahne haben und welche Schläger sie dafür zücken. Über den Job freundete er sich auch mit Garcia an, der ihn jetzt an sein Bag berief – eine Premiere für Richardson. “Ich brauche im Moment keinen professionellen Caddie”, erklärte Garcia in der Pressekonferenz, was er amit unterstrich, dass er auch so den dritten Platz einfuhr – ein schwerer Schlag für die Steve Williams dieser Welt. Wer sich jetzt darauf Hoffnungen macht bei der BMW Championship als Sergios Caddie groß abzukassieren, wird leider jedoch eine Enttäuschung erleben. Für den Rest der Playoffs bleibt Richardson der Job erhalten – was Garcia beim Ryder Cup machen wird, weiß er allerdings noch nicht.
Weißer Rauch
Gut möglich, dass weißer Rauch aufgestiegen ist nachdem José-Maria Olazábal sich für seine Captain’s Picks entschieden hat. Nicht, dass diese Wahl ähnlich bedeutend war wie die eines Papstes. Doch nachdem er mit Darren Clarke jetzt auch noch Miguel-Angel Jimenez zum Vizekapitän ernannt hat, dürften Meetings der Europäer von Zigarrenqualm dominiert werden. Es gibt nur ein Problem: Laut der Webseite des Medinah Country Clubs herrscht in sämtlichen Räumlichkeiten Rauchverbot. Glücklicherweise hat Jimenez aber für solche Situationen vorgesorgt und immer einen sicheren Verwahrungsort für seine Glimmstengel dabei.
Isch habe Rücken
Den alten Horst-Schlämmer-Spruch gab Tiger Woods am vergangenen Freitag von sich als er während der Runde über enorme Schmerzen klagte. Grund dafür war laut New York Daily News eine zu weiche Hotelmatratze, die dazu führte, dass der Golf-Tiger wie ein echter Tiger auf dem Boden nächtigen musste. Glücklicherweise waren es nur kurzfristige Schmerzen – anders als bei Retief Goosen. Der Südafrikaner legte sich laut seiner Webseite letzte Woche unters Messer und hat daher seine durchwachsene Saison vorzeitig beendet. “Die Operation ist gut verlaufen (…), ich freue mich darauf vollkommen fit auf die Tour zurückzukehren”, versicherte der 43-Jährige seinen Fans.