Freude, schöner Götterfunken…
So langsam gehen den Amerikanern die Pokale aus. Nachdem bereits der Ryder Cup und der Walker Cup auf den europäischen Kontinent gingen, bleibt jetzt auch noch der Solheim Cup hier. Damit sind zum ersten Mal seit 2004 und zum zweiten Mal überhaupt wieder alle drei Trophäen im europäischen Besitz. Dank einer überragenden Suzann Pettersen, die drei Punkte einfuhr und in einem hochkarätigen, an Spannung nicht zu überbietenden Match, Michelle Wie niederrang, siegten die Europäerinnen mit 15:13 – und machten die leider etwas enttäuschende Sandra Gal zur zweiten deutschen Solheim-Siegerin nach Elisabeth Esterl. Allerdings muss man hinter den Sieg ein kleines Sternchen setzen. Weil Cristie Kerr sich so schwer verletzte, dass sie nicht zum Einzel antreten konnte, bekamen die Europäerinnen einen Punkt geschenkt. Warum in den Solheim-Regularien nicht ein ähnliches System vorgesehen ist, dass die Kapitäne zuvor eine Spielerin bestimmen, die rausgenommen wird für so einen Fall und das Match danach geteilt wird, ist ein Rätsel. Bei so einem knappen Resultat ist dieser halbe Punkt was Spieltaktik betrifft, durchaus relevant. Doch das soll den Erfolg der europäischen Damen ebensowenig trüben wie die unendliche Langsamkeit der Spielerinnen (5 1/2 Stunden für einen Vierer?) oder die Diskussion über den sportlichen Wert des Solheim Cups wo 20 der besten 30 Golferinnen der Welt nicht dabei sind weil sie aus Australasien stammen. Ein so spannendes Ergebnis überspielt alle Fragezeichen.
Der 10 Millionen Dollar Mann
Mit einem Playoff um 1,44 Millionen Dollar für das Turnier und 10 Millionen Dollar Rentenbonus zwischen Hunter Mahan und Bill Haas ging der fünfte FedEx-Cup zu Ende – und brachte einen Rettungsschlag hervor, der in die Golfgeschichte eingeht:
Es war das perfekte Szenario für Tim Finchem und seine Genossen von der PGA Tour, die heute sicherlich ein Kornkissen um den Hals gelegt haben aufgrund der Schmerzen vom gegenseitigen Schulternklopfen. Dabei sind sie ganz knapp am Worst Case Scenario vorbeigeschrammt. Hätte Aaron Baddeley ein Birdie mehr gespielt und dann das Playoff für sich entschieden, wären die 10 Millionen an Webb Simpson gegangen, der nur den 22. von 30 möglichen Plätzen beim Finale belegte.
Und wenn man den Status des FedEx-Cups als Belohnung für eine gute Saison betrachtet, ist das Ergebnis ebenfalls wenig befriedigend. Vor diesem Turnier hatten sowohl Mahan als auch Haas 2011 kein einziges Turnier gewonnen. Hätte Mahan gesiegt, wäre der Titel sogar an einen Spieler gegangen, der bei drei der vier Majors des Jahres den Cut verpasst hat.
Doch die größte Ohrfeige bekam das verschwurbelte System von ihrem Sieger verpasst. Bill Haas gestand in der Pressekonferenz, dass er sich überhaupt nicht bewusst war, dass der Sieger des Playoffs auch automatisch den FedEx-Cup geholt hat: Erst als er während der Interviews bemerkte, dass auf der Siegertribüne zwei Trophäen standen, aber außer ihm kein anderer Golfer, dämmerte ihm, dass er gerade den größten Zahltag seiner Karriere hatte. Wenn schon die Spieler den Überblick verlieren, wie soll dann der Zuschauer dieses System ins Herz schließen?
Der neue Tigerdompteur
Tiger Woods ist wieder vergeben. Natürlich nur beruflich. Joe LaCava heißt der neue Mann an seiner Seite, der Steve Williams als Caddie ersetzen wird. Der 47-Jährige war 20 Jahre lang an der Tasche von Fred Couples bevor er in diesem Jahr zu Dustin Johnson wechselte. Doch obwohl das Bag von Johnson derzeit eines der begehrtesten auf der PGA Tour sein dürfte, galt LaCava bei den Buchmachern schon lange als Topfavorit auf die Nachfolge von Steve Williams. Laut Statement auf Woods’ Webseite ging die Initiative von LaCava aus: “Ich habe Tiger kontaktiert weil dies eine einzigartige Gelegenheit ist, Teil etwas besonderem zu sein.” Offiziell mitgeteilt hat LaCava dies seinem derzeitigen Arbeitgeber Dustin Johnson nach der Finalrunde der Tour Championship in der Umkleide. Während der jetzt wieder einen neuen Mann an seiner Seite sucht, hat Joe LaCava nur zehn Tage Zeit bis zur Frys.com Open um Kameraweitwurf, das Ausweichen fliegender Driver und den Todesblick zu üben.
Gute Nacht, John Boy
Er hat immer noch so viele Fans wie kaum ein anderer Golfer, aber so langsam sollten selbst den treuesten Anhängern von John Daly die Ausreden für ihren Helden ausgehen. Seinen letzten Aussetzer legte der Mann, der sich zu fein für die Qualifying School ist, bei der Austrian Open hin. Nachdem er vermutlich erst einmal ein nettes Sümmchen an Antrittsgeld kassiert hat, ging er nach 33 Loch eingeschnappt vom Platz nachdem er erst ein Loch spielerisch vergeigt hatte und dann auch noch regeltechnisch bloßgestellt wurde weil er sich zu große Erleichterung von einem TV-Turm gewährte. Das Ganze in Bildern inclusive Schlägerwerfen und eingeschnappter Reaktion des zweifachen Major-Siegers, der sich heute vermutlich nicht mal auf der EPD-Tour durchsetzen würde:
Der älteste Masters-Rookie aller Zeiten
Es ist nicht ungewöhnlich, dass beim Masters Senioren antreten. Schließlich ist mit einem Sieg ein lebenslanges Spielrecht verbunden, das die meisten ausnutzen solange es gesundheitlich geht. Doch einen Senioren als Rookie hat es noch nicht gegeben – bis jetzt. Denn bei der U.S. Mid-Amateur-Championship, der Jungseniorenmeisterschaft der USA (allerdings ab 25), behielt der 54-Jährige Randal Lewis die Oberhand. Nachdem er sich als 51. in der Zählspielqualifikation gerade so in den K.O.-Modus gespielt hatte, schaltete er im Matchplay u.a. den dreimaligen Champion Nathan Smith aus, bevor er im 36-Loch-Finale den 23 Jahre jüngeren Kenny Cook mit 3&2 besiegte obwohl dieser Lewis regelmäßig bis zu 50 Meter ausdrivete. Jetzt darf er sich im April auf Augusta National austoben und löst Clarence Rose als ältester Masters-Rookie aller Zeiten ab, der 1997 bei seinem Debüt zarte 39 Jahre war. Für Randal Lewis eine einmalige Chance, den Ehrenstarter Jack Nicklaus kennenzulernen nach dem er seinen jüngeren Sohn benannte.
Lewis II.
Neben Randal Lewis machte diese Woche auch ein anderer Lewis auf der anderen Seite des Altersspektrums Schlagzeilen. Tom Lewis belegte gleich bei seinem ersten Start als Profi den zehnten Platz. Nach einer noch etwas wackligen Auftaktrunde steigerte sich der 21-Jährige immer weiter bis zu einer exzellenten 68er-Schlussrunde. Ein so überzeugender Auftritt, dass man die englische Nachwuchshoffnung aufgrund seiner Linkserfahrung durchaus zum erweiterten Favoritenkreis für die dieswöchige Dunhill Links Championship zählen darf.
Präsidentschaftswahl
Nun hat Fred Couples den Salat. Weil er Tiger Woods einen Platz im US-Team garantieren musste garantiert hat, muss er sich jetzt entscheiden ob er einen Major-Sieger ins Team aufnimmt oder den Sieger des FedEx-Cups, der nur haarscharf an der Direktqualifikation für das Team vorbeigeschrammt ist, pikanterweise aber auch der Sohn eines Assistenz-Kapitäns ist. Beide Spieler haben 2011 fast die gleiche Zahl an Weltranglistenpunkte (ca. 4 mal so viel wie Woods) und Preisgeld (ca. 6 Mal so viel wie Woods) erspielt. Ein Dilemma, das man niemandem wünscht, das sich Couples aber selber eingebrockt hat.
Die 10 heißesten Golfer auf dem Planeten
Das große Finale der PGA Tour bringt wenig Veränderungen. Mit dreißig Teilnehmern war das Feld einfach zu klein um große Rückschlüsse auf die Form zu ziehen. Das Einzige was man definitiv wieder sagen kann: Luke Donald ist mit Abstand der beste Spieler der Welt.
- Luke Donald (-)
- Steve Stricker (-)
- Lee Westwood (-)
- Rory McIlroy (-)
- Adam Scott (+1)
- Webb Simpson (-1)
- Jason Day (+2)
- Charl Schwartzel (-1)
- Sergio Garcia (-1)
- Dustin Johnson (-)