The Biggest Loser
Es gab viele Menschen, die Bryce Molder im Playoff der Frys.com Open die Daumen gedrückt haben: Freunde, Familie – und Brett Quigley. Denn mit seinem Sieg verhinderte Molder, dass Quigley von nun an der größte Loser aller Zeiten auf der PGA Tour wird. Briny Baird erbte diesen Titel von Tim Clark im Mai 2010 als der Südafrikaner seinen ersten Titel einfuhr. Mit der Playoff-Niederlage am vergangenen Wochenende blieb Baird hingegen auch in seinem 348. Start auf der PGA Tour sieglos. Mit seinem insgesamt fünften zweiten Platz hat er jetzt knapp 12,5 Millionen Dollar auf der PGA Tour eingespielt – und baute seinen Vorsprung in der Liste der bestverdienenden PGA-Tour-Profis ohne Sieg auf 1,4 Millionen Dollar vor Brett Quigley aus.
Der Sudden Death ist am Leben
Das Playoff zwischen Bryce Molder und Briny Baird war mit sechs Extralöchern das längste der Saison, aber bei weitem nicht das Einzige – ganz im Gegenteil. Mit dem 17. Playoff des Jahres wurde ein neuer Rekord für die moderne Tourgeschichte seit 1970 aufgestellt und der Rekord aus den Jahren 1988 und 1991 gebrochen. Hier noch mal alle Playoffs des Jahres im Überblick.
- Frys.com Open: Bryce Molder vs. Briny Baird (6 Löcher)
- Tour Championship: Bill Haas vs. Hunter Mahan (3 Löcher)
- Deutsche Bank Championship: Webb Simpson vs. Chez Reavie (2 Löcher)
- PGA Championship: Keegan Bradley vs. Jason Dufner (3 Löcher)
- The Greenbrier Classic: Scott Stallings vs. Bill Haas und Bob Estes (1 Loch)
- Canadian Open: Sean O’Hair vs. Kris Blanks (1 Loch)
- St. Jude Classic: Harrison Frazar vs. Robert Karlsson (3 Löcher)
- Byron Nelson Championship: Keegan Bradley vs. Ryan Palmer (1 Loch)
- The Players: K.J. Choi vs. David Toms (1 Loch)
- Wells Fargo Championship: Lucas Glover vs. Jonathan Byrd (1 Loch)
- Zurich Classic: Bubba Watson vs. Webb Simpson (2 Löcher)
- The Heritage: Brandt Snedeker vs. Luke Donald (3 Löcher)
- Puerto Rico Open: Michael Bradley vs. Troy Matteson (1 Loch)
- Mayakoba Golf Classic: Johnson Wagner vs. Spencer Levin (1 Loch)
- Phoenix Open: Mark Wilson vs. Jason Dufner (2 Löcher)
- Bob Hope Classic: Jhonattan Vegas vs. Gary Woodland und Bill Haas (2 Löcher)
- Tournament of Champions: Jonathan Byrd vs. Robert Garrigus (2 Löcher)
Ein belegtes Brot mit Schinken…SCHINKEN!
Es gibt schon ungewöhnliche Hole-in-One-Preise. Phillip Price erhielt 168 Flaschen Champagner für eines bei der Scottish Open. Derek Lamely darf seit seinem Ass bei der Wyndham Championship lebenslang umsonst in Hotels der Kette wohnen (was er wenn er clever ist in einen Udo-Lindenberg-Lifestyle ummünzen würde). Doch der Preis für Elliot Saltmans Hole-in-One beim Madrid Masters ist eine ganz eigene Kategorie: sein Lebendgewicht in iberischem Schinken. Da Saltman etwa 108 Kilo auf die Waage bringt ein stattlicher Preis im Wert von 7000 Euro. Das Beste an dem Hole-in-One war für den Schotten aber etwas anderes. Er musste den Ball auf dem Grün nicht markieren, denn damit hat er ja bekanntlich Probleme.
Das große Problem des Tiger Woods
Mit jeder Woche gibt es neue Statistiken, die den Absturz von Tiger Woods dokumentieren. Vor zwei Wochen fiel er zum ersten Mal seit 1996 wieder aus den Top 50 der Weltrangliste heraus, nie zuvor blieb er so lange ohne Sieg, niemals hat er in einer Saison weniger Geld verdient, nie lag er in der Geldrangliste schlechter platziert. Mit seinem geteilten 30. Platz am vergangenen Wochenende misslang es ihm das vierte Turnier in Folge sich besser als 30 zu platzieren. Dies unterlief ihm zuletzt saisonübergreifend 1995/1996 – als er noch Amateur war.
Und dennoch sind alle – inklusive ihm selber – überzeugt, dass er auf dem Weg nach vorne ist, weil er nach einer schwachen Auftaktrunde drei 68er Runden folgen ließ. Warum eigentlich? Ein Blick auf seine Turnierstatistik erweckt den Eindruck, dass Woods’ Spiel noch drei Schwächen hat: Abschläge (68. in Fairwaytreffern), getroffene Grüns (Platz 41) und Sand Saves (Platz 58), sein putten (8. Platz) aber schon wieder top ist. So können Zahlen lügen. Seine niedrige Puttzahl lag in erster Linie an den wenigen getroffenen Grüns und dem relativ guten Scrambling. So hat Woods in der ersten Runde zwar nur 27 Putts gebraucht – die neue Statistik “Putts Gained”, die jeden einzelnen Putt in Relation zur Einloch-Wahrscheinlichkeit aus dieser Distanz setzt, warf ihn laut ESPN jedoch nur auf Platz 101 aus. Genaue Zahlen für die anderen drei Runden sind ohne Zugang zur PGA-Tour-Datenbank nicht zu finden. Wenn man jedoch im Shot Tracker verfolgt hat, wieviele Putts innerhalb von 2-3 Metern er verschoben hat, wird es keine großartige Verbesserung gewesen sein. Auf die Standard-Frage wen er einen 2-Meter-Putt machen lassen würde, wenn sein Leben davon abhängt, würde vermutlich derzeit nicht mal Tiger mit Woods antworten. Nimmt man all dies zusammen (Drives, getroffene Grüns, Bunkerspiel, Putts), ist Woods nicht einen Schritt weiter als vor einigen Wochen. Nur dass er letzte Woche gegen schwächere Gegner auf einem leichteren Platz antreten durfte.
Bitte ein Bud
Am 16. März 2011, seinem 21. Geburtstag, fasste Bud Cauley einen vielleicht lebensentscheidenden Entschluss. Er brach sich seine College-Ausbildung ab um Golfprofi zu werden. Keine einfache Entscheidung, schließlich hätte er sich als Mitglied des US-Walker-Cup-Teams 2009 die erste Runde des U.S. Open Qualifying sparen können – wenn er denn Amateur geblieben wäre. Doch Cauley ging auf Risiko und wurde belohnt. Er kämpfte sich durch alle drei Runden, schaffte bei der U.S. Open den Cut und verdiente die ersten 18.620 Dollar Preisgeld seiner Karriere. Ohne Karte für die PGA Tour war er für weitere Starts auf Sponsoreneinladungen angewiesen und machte das Beste daraus. Bei sechs weiteren Auftritten schaffte er es fünf Mal ins Geld, landete einmal in den Top 5 und zwei weitere Male in den Top 25. Der größte Coup gelang ihm aber bei der Frys.com Open. Für seinen alleinigen dritten Platz (der ihm zugleich eine Startberechtigung für das nächste Turnier einbrachte) kassierte er 340.000 Dollar und schraubte sein Saisonpreisgeld auf 671.150 Dollar – 11.000 mehr als ein gewisser Tiger Woods trotz zwei Starts mehr einsammelte. Für Cauley eine bedeutende Summe, denn mit seinem Preisgeld würde er in der Geldrangliste aktuell auf Platz 114 stehen. Schafft er es bis zum Ende der Saison sein Preisgeld auf dem Level des 125. zu halten, erhält er automatisch die PGA-Tour-Karte ohne auf die Q-School zu müssen. In den letzten 15 Jahren gelang dieses Kunststück gerade mal zwei Rookies: Ryan Moore 2005 und Tiger Woods 1996.
Fowler verliert seine Jungfräulichkeit
Rickie Fowler hat es geschafft. Nach zwei Jahren hat er endlich den ersten Profititel seiner Karriere eingefahren. Bei der Kolon Korea Open auf der One Asia Tour ließ er die Konkurrenz um sechs Schläge hinter sich. Die umfasste mit Rory McIlroy, Y.E. Yang, Noh seung-yul und Danny Lee zwar nur vier weitere Spieler von denen man zuvor gehört hat, aber letztlich ist das auch nicht viel schlechter als ein schwächer dotiertes European- oder PGA-Tour-Turnier (zum Vergleich: der Frys-Turniersieg brachte 24 Punkte, der der Korea Open 26 und der beim Madrid Masters 28). Zumindest war es genug um die amerikanische Fachpresse in Ekstase zu versetzen, multiple PGA-Tour-Siege für 2012 prognostizieren zu lassen und ihn wieder einmal zur Great White Orange Hope zu erheben. Allerdings waren nicht alle Stimmen positiv. Der meinungsfreudige Golfblogger Geoff Shackelford kritisierte Fowler für seine Entscheidung gegen ein saftiges Antrittsgeld die Frys.com Open nicht zu spielen, die ihm vor einigen Jahren beim Start in seine Karriere unterstützte.
Die Dominatorin
Sie hat es schon wieder getan. Yani Tseng hat bei der Hana Bank Championship in Südkorea ihren sechsten Titel der Saison eingefahren und eindrucksvoll untermauert, dass der Titel Golfer des Jahres eigentlich nur an sie gehen kann. In 61 Jahren LPGA-Tour ist Tseng erst die 17. Spielerin, die sechs Titel in einer Saison einfahren konnte – und mit 22 Jahren natürlich auch die Jüngste. Noch eindrucksvoller wird das Ganze wenn man den arg reduzierten Turnierkalender der LPGA Tour in Betracht zieht. In jedem dritten Start des Jahres war die Taiwanesin am Ende auch siegreich. Mit 2,4 Millionen Dollar Preisgeld hat Tseng fast doppelt so viel eingespielt wie die Zweitplatzierte Cristie Kerr. Und selbst auf der viel höher dotierte PGA Tour würde ihr Ergebnis noch für Platz 28 der Geldrangliste reichen. Eine größere Dominanz wird man im Golfsport derzeit nicht finden.
Kartenprobleme
Für die deutschen Golfprofis aus der zweiten Reihe sieht es derzeit nicht gut aus. Zwar spielte Florian Fritsch beim Madrid Masters ein solides Turnier. Am ende vergab er jedoch die Chance auf ein Preisgeld, das ihn im Kampf um die Tourkarte weit nach vorne hätte bringen können. Zum Erhalt seiner Spielprivilegien für 2012 fehlen ihm derzeit noch 80.000 Euro. Schaut man sich Fritschs auf Kontinentaleuropa beschränkten Spielplan und die engen Entry Lists der verbleibenden Turniere an, könnte es durchaus möglich sein, dass dies sogar seine letzte Chance überhaupt in diesem Jahr gewesen ist. Sollte dies so sein, werden wir Fritsch im nächsten Jahr wohl wieder auf der Challenge Tour sehen, sollte er sich nicht erneut über die Q-School durchsetzen.
Dieser Weg scheint auch für Nicolas Meitinger und Bernd Ritthammer die einzige Chance auf die große Tour zu bleiben. Lange Zeit war Meitinger in den Top 20 des Challenge Tour Rankings, verlor dann aber zwischenzeitig die Form. Zeitgleich unternahm Ritthammer einen Anlauf auf die Direktqualifikationsplätze, scheiterte im entscheidenden Moment dann aber auch immer am letzten Sprung. Zwei Turnier vor Ablauf der Saison stehen die beiden Hand in Hand auf den Plätzen 31 und 32 im Challenge-Tour-Ranking, 11.000 Euro (oder einen alleinigen dritten Platz bei der Roma Open) hinter dem 20. Schwer vorstellbar, dass sie dies noch schaffen. Durchaus möglich also, dass im kommenden Jahr nur noch Martin Kaymer und Marcel Siem auf der European Tour aufteen.
Die 10 heißesten Golfer auf dem Planeten
Zwei zweite Plätze in Folge bringen Rory McIlroy wieder in die erste Verfolgerposition des weiterhin unantastbaren Luke Donald. Dahinter ist aufgrund des Endes der PGA-Tour-Saison erst einmal die große Langeweile eingetreten.
- Luke Donald (-)
- Rory McIlroy (+2)
- Lee Westwood (-)
- Steve Stricker (-2)
- Webb Simpson (-)
- Adam Scott (-)
- Jason Day (-)
- Charl Schwartzel (-)
- Sergio Garcia (-)
- Nick Watney (new)