Das Race to Dubai auf der Zielgeraden
Obwohl er sich seiner eigenen Aussage nach ausgebrannt fühlt und am letzten Wochenende phasenweise auch so spielte, gewann Rory McIlroy die Hong Kong Open und hielt sich damit die Tür zum Gewinn des Race to Dubai einen Spalt weit offen. Nur er und Luke Donald können am kommenden Wochenende die Jahreswertung der European Tour und den großen Bonustopf gewinnen. Allerdings hat der Nordire nur Außenseiterchancen, da Donald noch immer ein beachtliches Polster von 790.000 Euro hat. Das macht das Szenario für die Dubai World Championship denkbar einfach: Gewinnt Rory McIlroy nicht, hat Luke Donald nach der Geldrangliste der PGA Tour auch die der European Tour gewonnen. Sollte McIlroy sich den Titel holen, müsste Donald alleiniger Zehnter den neunten Platz mit einem weiteren Spieler teilen um sich über die Zielgerade zu retten. Und zwar buchstäblich, denn dann sähe das Endergebnis im Race to Dubai so aus:
Luke Donald €3.989.255
Rory McIlroy €3.989.251
Martin Kaymer hat beim Saisonfinale immerhin noch Chancen, McIlroy vom zweiten Platz zu verdrängen. Voraussetzungen sind mindestens ein geteilter vierter Platz mit zwei weiteren Spielern alleiniger fünfter Platz und das entsprechend schlechtere Abschneiden McIlroys. Am einfachsten wäre es, Kaymer würde gewinnen, dann müsste er keine Rücksicht auf Rorys Ergebnis nehmen.
OWGR = Outrageous World Golf Ranking
Zwei Turniere, 30 Spieler, 82 Weltranglistenpunkte: so lässt sich die Absurdität des vergangenen Wochenendes zusammenfassen. Während sich Rory McIlroy bei der Hong Kong Open gegen 136 Konkurrenten, darunter immerhin auch 13 aus den Top 100 der Welt, durchsetzte, besiegte Lee Westwood bei der Spaßveranstaltung Nedbank Challenge insgesamt nur 11 Konkurrenten und bekam dafür die gleiche Anzahl an Weltranglistenpunkte. Für Tiger Woods, der sich gegen 17 Gegner bei seinem eigenen Turnier behaupten konnte, gab es sogar noch mal sechs Punkte mehr. Die 44 Punkte katapultierten Woods mal eben wieder von Platz 52 auf Platz 21 der Weltrangliste. Seltener als an diesem Wochenende wurden die Absurditäten der Weltrangliste selten aufgedeckt: der Teufel scheißt offensichtlich auch bei Weltranglistenpunkten auf den größten Haufen. Ein paar andere Beispiele, die belegen warum diese beiden Turniere hoffnungslos überbewertet sind:
- Tiger Woods erhielt für seinen Sieg 44 Punkte. Für einen alleinigen dritten Platz bei einem Major (!!) gibt es 40.
- Für seinen fünftletzten Platz bekam Martin Kaymer mehr Weltranglistenpunkte als für Platz 8 beim Portugal Masters und ein Top-20-Ergebnis bei der Players
- Keegan Bradley spielte 10 über Par, wurde Vorletzter (6 Schläge hinter dem Drittletzten) und verbesserte (!!!) seinen Durchschnittwert in der Weltrangliste
- Wenn ich letztes Wochenende Profi geworden wäre, eine Einladung zu einem der beiden Turniere bekommen und vier Mal 120 Schläge gebraucht hätte, wäre ich heute laut Weltrangliste der achtbeste Golfer Deutschlands
Deutschland mit schlechtem Q-Score
13 Deutsche starteten in der zweiten Runde der Q-School, nur zwei kamen am Ende durch. Sebastian Buhl und Maximilian Kieffer werden ab Samstag Florian Fritsch, Bernd Ritthammer und Nicolas Meitinger beim Kampf um die Karte für die Europea Tour im Q-School-Finale begleiten. Verglichen mit den letzten Jahren solide: 2010 waren zwar sechs Deutsche am Start, 2009 dafür gerade mal drei. Doch schaut man sich die Bilanz im internationalen Vergleich an, treten wieder einmal ganz deutlich die Defizite des deutschen Profigolfsports zu Tage. In absoluten Zahlen der Teilnehmer am Q-School-Finale belegt Deutschland mit 5 Spielern den 10. Platz – gemeinsam mit unserem kleinen Nachbarn Holland. Davor befinden sich neben den üblichen Verdächtigen wie England (40 Spieler), Schweden (13), Südafrika (12), Spanien und Schottland (je 9) auch einige Nationen mit denen Deutschland sich vom Anspruch her eigentlich auf Augenhöhe bewegen sollte. Die bisher auch nicht gerade golfbegeisterten Franzosen kommen auf ein Dutzend Teilnehmer und sogar unsere dänischen Nachbarn stellen acht Teilnehmer.
Noch dramatischer stellt sich die Lage dar, wenn man schaut, wieviel Prozent der Teilnehmer der zweiten Q-School-Stufe den Sprung ins Finale geschafft haben. Von den Nationen, die mindestens vier Spieler am Start hatten, belegten die Deutschen hinter den Walisern, die von sechs Startern niemanden ins Finale brachten, gemeinsam mit Italien den vorletzten Platz. Zwei von 13 Spielern, oder 15,38% kamen weiter. Zum Vergleich: Südkorea hatte eine Erfolgsquote von 75%, Argentinien von 71,4%, Südafrika, Frankreich und sogar die Niederlande brachten die Hälfte weiter und die Engländer konnten von ihren sage und schreibe 82 Teilnehmern 26,8% weiter bringen. Der Durchbruch des deutschen Golf lässt weiter auf sich warten.
Die Koreaner kommen
Bei den Damen ist es längst Alltag, dass die Koreanerinnen die Leaderboards bevölkern, aber jetzt greifen auch ihre männlichen Kollegen nach den Sternen. Mit K.J. Choi, Y.E. Yang, Charlie Wi und Sunghonong Kang hatten bereits vier Spieler ihre Tourkarte für 2012 über die Geldrangliste dieses Jahres gesichert. Jetzt kamen über die Q-School noch weitere drei Südkoreaner auf die PGA Tour nach. Allen voran: Sang-Moon Bae. Der fast gänzlich Unbekannte 25-Jährige liegt in der Weltrangliste mittlerweile auf Platz 30 nachdem er dieses Jahr drei Mal auf der Japan Tour gewinnen konnte. Das ist vermutlich einiges zu hoch, aber immerhin will es der Koreaner anders als viele japanische Kollegen wagen, 2012 sich auf der PGA Tour zu versuchen und überwand souverän die erste Hürde dafür. Sein jüngerer Landsmann Seung-yul Noh, der in Europa und den USA schon früher auf sich aufmerksam machte, schlug sich noch besser und wurde Dritter. Komplettiert wird das Trio der südkoreanischen Q-School-Absolventen durch den 21-Jährigen John Huh, ein bisher noch recht unbeschriebenes Blatt jenseits der Top 500 der Weltrangliste, der bisher noch nicht mal auf den asiatischen Touren viele Turniere gespielt hat. Damit bilden die Südkoreaner das größte Kontingent unter den internationalen Q-School-Absolventen, noch vor den Australiern.
Dilettantismus auf der LPGA Tour
Wieder einmal steht die LPGA Tour für organisatorische Mängel in den Schlagzeilen. Nach der endlosen Diskussion um die Tourkarte für Lexi Thompson wurden jetzt im Vorfeld der Qualifying School für die LPGA Tour Fehlinformationen an die Teilnehmer gestreut, weil man offensichtlich selber nicht mit den neuen Modalitäten vertraut war. Bis letztes Jahr gab es noch zwei verschiedene Q-Schools: eine für die LPGA Tour und eine zweite für die LPGA Futures Tour, das Damen-Pendant zur Nationwide Tour. 2011 wurden beide zusammengeführt. Als sich einige Studentinnen daraufhin bei der LPGA Tour erkundigen wieviele Stufen der Q-School sie bestreiten müssen um nach ihrem Abschluss in die Futures Tour zu kommen, erhielten sie die Auskunft alle drei. Eine Fehlinformation. Die zweite Stufe hätte gereicht. Das Problem dabei: sollten sie eine reguläre LPGA-Tourkarte gewinnen, müssen sie entweder sofort ins Profilager wechseln oder dürfen gar nicht. Vor diesem Dilemma stand jetzt Stephanie Kono, die als geteilte Neunte das Finale überstand und ihre College-Karriere vorzeitig beenden muss weil die LPGA-Tour in ihrer Sturheit keine Ausnahmeregelung gewähren will – obwohl man selber den Fehler gemacht hat. Wer seine Tour so organisiert, muss sich nicht wundern wenn die Popularität zu wünschen übrig lässt.
China sichert sich die U.S. Open
Eine bizarre Geschichte deckte Bernie McGuire von Reuters vergangene Woche auf: Die U.S.Open-Trophäe ist verschwunden. Grund ist ein bizarrer Zollstreit mit chinesischen Behören. Anlässlich des Shanghai Masters wurde die Trophäe von Rory McIlroys Management Richtung China geschickt. Doch am Austragungsort des Turniers war niemand anzufinden und so ging das Paket ins Abhollager der Post zurück. Seither halten die chinesischen Behören sie unter Verschluss und weigern sich, sie wieder herauszugeben. Ob sie wohl eine Kopie anfertigen?
KARTOFFFELPÜREE!!!!!!!
Die Zeit der “Get in the Hole”-Idioten ist vorbei. Endlich! Stattdessen macht sich ein neuer Trend auf den Golftouren dieser Welt breit: “Kartoffelpüree!”. Erstmals aufgetreten ist er bei der PGA Championship 2010, seither macht sich immer wieder ein Scherzbold (oder sind es mehrere?) den Spaß völlig sinnfrei nach Schlägen “Mashed Potato” zu schreien. Mein Vorschlag: Bei der nächsten BMW Open stellen wir uns alle hinter den Flight der Führenden auf und schreien Sauerkraut!!!!
Die 10 heißesten Golfer auf dem Planeten
Trotz der oben beschriebenen Überbewertung der Chevron World Challenge, feiert Tiger Woods diese Woche sein Debüt in dieser Top 10. Ein Widerspruch? Vielleicht. Aber schauen wir uns an, was er die letzten vier Wochen gespielt hat. Bei der Australian Open belegte er den dritten Platz (wenn auch gegen ein in der Breite schwaches Feld), beim Presidents Cup war er für mich der beste Spieler und jetzt der Sieg mit Sternchen. Zwar sollte man ihn damit noch nicht wieder zu einem der aktuell zehn besten Golfer der Welt zählen, aber zu einem der 10 heißgelaufenen auf jeden Fall.
- Luke Donald (-)
- Rory McIlroy (-)
- Sergio Garcia (+1)
- Lee Westwood (+1)
- Webb Simpson (-2)
- Charl Schwartzel (-)
- Adam Scott (-)
- Martin Kaymer (-)
- Tiger Woods (new)
- Fredrik Jacobson (-1)