Mit der Dubai World Championship und dem Finale der LPGA Tour sind alle wichtigen Profitouren für dieses Jahr zu Ende gegangen. Höchste Zeit, die besten, kuriosesten und unverständlichsten Leistungen des Jahres zu küren. Mit anderen Worten: Zeit für die ersten alljährlichen Linksgolfer Awards.
Spieler des Jahres
Ja, natürlich ist es langweilig immer den gleichen Namen zu nennen, aber an Tiger Woods führt nun mal kein Weg vorbei. Nur weil er den Cut bei der Open verpasst hat, heißt dies nicht, dass es einen besseren Spieler auf der Welt gibt. Tigers zweitschlechtestes Ergebnis im Stroke Play? Ein 11. Platz bei der Deutsche Bank Championship. Der Rest seines Jahres: 7 Siege, drei 2. Plätze, sechs weitere Top-Ten-Platzierungen und eine makellose Bilanz beim Presidents Cup.
Spieler des Jahres, der nicht Tiger Woods heißt
Nicht nur weil er in der vergangenen Woche eine absolute Demonstration der Stärke abgeliefert hat, gebührt diese Auszeichnung Lee Westwood. Der Engländer gewann die Europäische Geldrangliste und landete in elf seiner letzten dreizehn Starts in den Top 10. Darunter so Wald- und Wiesenturniere wie die Open Championship, die PGA Championship, die HSBC Open und die Dubai World Championship.
apologies to: Phil Mickelson, Rory McIlroy, Ross Fisher
Rookie des Jahres
Auch wenn sie von den Ergebnissen her diesen Titel nicht verdient hat, ist es für mich Michelle Wie. Ihre Leistung beim Solheim Cup sowie ihr erster Sieg waren das Beste was der kriselnden LPGA Tour passieren konnte. Jiyai Shin mag die beste Rookie-Spielerin seit Jahren gewesen sein, aber sie ist kaum in der Lage die LPGA Tour zu retten. Die super zu vermarktende Michelle Wie schon, besonders wenn sie ihr Image mit Leistungen wie in den vergangenen Wochen unterfüttert.
apologies to: Jiyai Shin, Danny Willett, Chris Wood, Jeff Klauk, Marc Leishman
Senior des Jahres
Wer anders als Tom Watson würde dafür in Frage kommen? Seine unglaubliche Woche bei der Open Championship wird noch auf Jahre unvergessen bleiben. Vielleicht sogar gerade aufgrund des fast schon tragischen Endes. Vielen Dank, Tom!
apologies to: Loren Roberts, Fred Funk
Amateur des Jahres
Shane Lowry und Danny Lee haben als Amateure auf der European Tour gewonnen, aber da sie unmittelbar danach ins Profilager gewechselt sind – und dort ihre Leistung nicht mal annähernd bestätigt haben, müssen sie den Titel an Matteo Manassero abtreten. Der 16-jährige gewann nicht nur in beeindruckender Weise die Amateur Championship, er trug sein unbekümmertes Spiel auch in die Open Championship wo er zwei Tage lang im Flight mit Tom Watson großes Golf ablieferte und am Ende einen grandiosen 13.Platz erreichte.
apologies to: Rickie Fowler, Shane Lowry, Peter Uihlein, Danny Lee
Turnier des Jahres
Tom Watsons Sprung in den Jungbrunnen, das schockierende vorzeitige Ausscheiden von Tiger Woods, das erneute knappe Scheitern von Lee Westwood, Ross Fishers Duell mit den Geburtswehen seiner Frau, die Dramatik am 18.Loch, und das grandiose Spiel von Stewart Cink während des Playoffs werden die Open Championship auf Jahre unvergessen machen.
apologies to: U.S. Open
Non-Major des Jahres
Für die Mehrzahl der US-Golfer war das Jahr mit der Tour Championship beendet, dennoch lieferten die Frys.com Open einen der spektakulärsten Showdowns des Jahres. Troy Matteson gelangen die besten 36 Loch der PGA Tour Geschichte mit zwei aufeinanderfolgenden 61er Runden – und dennoch schaffte er es nur ins Playoff. Dort traf er mit Jamie Lovemark und Rickie Fowler, der eines von vier(!) Hole-in-Ones der Woche spielte, gleich auf zwei Jungspunde, die gerade erst auf die Tour gekommen waren und sich mit einem Sieg ihre Tourkarte bis 2011 gesichert hätten. Auf dem ersten Playoff-Loch schlug Lovemark seinen zweiten Schlag ins Wasser, doch der machte einen Hüpfer, blieb auf einer Schräge liegen und ermöglichte ihm so das Weiterkommen. Am zweiten Extra-Loch machte Matteson dann doch den Sack dicht. So stellt man sich das ideale Golf-Turnier vor.
apologies to: BMW International Open, Open de France
Ungerechtigkeit des Jahres
Da legt Michael Sim das beste Jahr in der Geschichte der Nationwide Tour hin, verdient sich mit seinem dritten Sieg des Jahres eine Battlefield Promotion auf die PGA Tour – und darf dann dort nicht aufteen, weil sowohl das FedEx-Cup-Finale als auch die Fall Series strikte Begrenzungen des Feldes haben. Wer sich seinen Start auf der PGA Tour verdient hat, sollte ihn auch nutzen dürfen.
apologies to: Paul Azinger, der bei der Travelers Championship disqualifiziert wurde, weil er unwissentlich einen Ball spielte, der kurz zuvor auf die non-conforming List geriet.
Gierschlund des Jahres
Großspurig erklärte Anthony Kim, dass er in diesem Jahr am Race to Dubai teilnehmen will. Doch als das Preisgeld um 25% gesenkt wurde und Kims Chancen am Gros des Bonuspools zu partizipieren nur noch theoretischer Natur waren, fiel dem Amerikaner auf einmal ein, dass er sich doch mal wieder um seine Familie kümmern müsste. Allerdings hatte er noch Zeit genug, eine Woche zuvor bei der Kiwi Challenge, eine Art Juxturnier, eine Million Dollar abzusahnen.
apologies to: Donald Trump
Schlechter Verlierer des Jahres
In der ersten Runde der Travelers Championship sah es dank einer 68 gar nicht so schlecht aus für Dean Wilson. Dann jedoch ging es abwärts. Am letzten Loch des zweiten Tages brauchte er ein Chip-In um den Cut zu schaffen. Er verfehlte, nahm den Ball auf statt zu Ende zu spielen und ging wutschnaubend vom Grün.
apologies to: Robert Allenby, der nachdem ihm Anthony Kim beim Presidents Cup den Hintern versohlte, seinem Gegner vorwarf mit Restblut im Alkohol angetreten zu sein.
Enttäuschung des Jahres
Im vergangenen Jahr gewann Trevor Immelman noch das Masters. Ein Glück für den Südafrikaner, denn ohne den Sieg stünde er heute ohne Tourkarte da. Bis auf Platz 159 der Geldrangliste stürzte er ab, lag 270.000 Dollar hinter dem sicheren 125. Platz und fiel in der Weltrangliste aus den Top 100.
apologies to: Vijay Singh
Comeback des Jahres
Die PGA Tour entschied sich dieses Jahr den Preis nicht zu vergeben, weil der einzige Kandidat, Tiger Woods, auch in der verletzungsverkürzten letzten Saison noch die Nr.1 der Welt war. Wenn man die Kriterien aber etwas weiter fasst und auch Verletzungen, Auszeiten und Krisen während der Saison hinzunimmt, kommt man doch auf einige würdige Kandidaten. Allen voran Phil Mickelson, der nach der Brustkrebsdiagnose bei seiner Frau eine Auszeit nahm und nach leichten Anlaufschwierigkeiten eine starke Rückkehr feierte. Gekrönt von zwei direkten Siegen gegen seinen Erzrivalen Woods.
apologies to: Tiger Woods, Martin Kaymer, Padraig Harrington
Schlag des Jahres
Um sich für diese Kategorie zu qualifizieren, muss man schon einen Schlag hinlegen, den man nicht alle Tage sieht. So wie Rafa Echeniques Albatross auf dem Schlussloch der BMW Open oder Leif Olsons Hole-in-One mit Bande. Doch das war alles nichts gegen das, was Vijay Singh während der Proberunde beim Masters gelang. An Loch 16 lassen die Profis traditionell den Ball über den Teich hüpfen. Singh schaffte es nicht nur mit sechs Aufsetzern über das Wasserhindernis, er lochte als erster Spieler in der Geschichte dabei auch ein.
apologies to: Leif Olson, Rafa Echenique
Pechvogel des Jahres
Als amtierender Masters-Champion kann Angel Cabrera sicherlich verkraften, was ihm beim Castello Masters passierte, dennoch war es für ihn mehr als ärgerlich. Weil sich sein Flug aus Bermuda, wo er beim Grand Slam of Golf antrat, verzögerte, verpasste der Argentinier seine Startzeit in Spanien um wenige Augenblicke. Besonders bitter: Zehn Minuten später wurde das Spiel wegen zu starker Winde abgebrochen. Für Cabrera bedeutet der Ausfall gleichzeitig auch das Aus beim Race to Dubai, weil er nicht mehr genügend Starts auf der European Tour zusammen bekam. Man muss es Cabrera daher hoch anrechnen, dass er nicht eingeschnappt abreiste, sondern die unfreiwillige Freizeit nutzte, um unter anderem Kids Golfstunden zu geben.
apologies to: Paul Casey, Robert Karlsson
Sensation des Jahres
Als Tiger Woods als Führender in die Schlussrunde der PGA Championship ging, hatten alle schon mit dem Turnier abgeschlossen. Alle außer YE Yang. Der Südkoreaner ließ sich von der Aura des Tigers nicht beeindrucken und kollabierte nicht, was wiederum Woods verunsicherte. Yang spielte kein großes Golf, aber immer wenn es darauf ankam, zauberte er einen sensationellen Schlag aus dem Ärmel und zwang Woods auf beeindruckende Weise in die Knie.
apologies to: Danny Lee, Shane Lowry
Einsatz des Jahres
Der Schwede Henrik Stenson hatte immer den Ruf ein blasser Typ zu sein – bis zur CA Championship. Weil er keine Regenklamotten dabei hatte und seine helle Kleidung nicht einsauen wollte, zog er kurzerhand bis auf seine Björn-Borg-Unterhose blank und spielte seinen Ball aus dem Schlick weiter. Die Bilder gingen um die Welt, machten Stenson berühmter als es sein Golfspiel je hätte schaffen können – und bewiesen letztlich, dass Stenson wirklich ein blasser Typ ist.
apologies to: David Feherty während des Pink-Out-Day
Investment des Jahres
Was wurde vorher nicht alles für Stimmung gemacht gegen die Entscheidung Tiger Woods für seinen Start beim Australian Masters 3 Millionen Dollar zu zahlen – und das auch noch zum Teil aus Steuergeldern. Doch am Ende wurden die Kritiker ganz kleinlaut. Die Eintritsskarten waren innerhalb weniger Stunden weg, Woods gewann das Turnier, und die Veranstaltung machte geschätzte 30 Millionen Dollar Profit für die Region. Zum Vergleich: Das alljährliche Formel-1-Rennen in Melbourne war in diesem Jahr ein Verlustgeschäft in Höhe von 40 Millionen Dollar.
apologies to: Taylor Made, die sich die Dienste von Martin Kaymer sicherten, was der wenige Tage danach mit zwei Siegen in Folge dankte.
Fehlinvestition des Jahres:
Das mit viel Bohei angekündigte Race to Dubai wird immer mehr zum PR-Desaster für die European Tour. Erst musste das Preisgeld um 25% gesenkt werden weil der Hauptsponsor am Hungertuch nagte, dann wurde der vielzitierte Angriff auf die PGA Tour zur Lachnummer, weil kaum ein Spieler aus den USA darauf ansprang. Als das Finale schließlich anstand, ernteten die vielen Baustellen und unfertigen Häuser sowie der von Greg Norman designte Platz viel Kritik. Zumindest sportlich war das Finale ein voller Erfolg, doch das große Erwachen kam diese Woche. Dubai bat um Stundung seiner Schulden, eine weitere Austragung des Race to Dubai scheint mehr als fraglich. Vielleicht findet European Tour Chef George O’Grady ja einen russischen Oligarchen, der noch etwas Geld loswerden muss. Race to Novosibirsk hätte doch auch was, oder?
apologies to: Liberty National, Martin Kaymers Eintrittskarte für die Go-Kart-Bahn
Schlussspurt des Jahres
Die Saison begann für Steve Stricker nicht gerade berauschend, doch in den Endzügen des FedEx-Cup wechselte er auf die Überholspur. Mit einem zweiten Platz und einem Sieg in den Finalturnieren schob er sich sowohl im FedEx-Cup als auch in der Weltrangliste bis auf den dritten Platz vor. Nicht schlecht für jemanden, der 2004 noch wegen Erfolglosigkeit in die Q-School zurück musste.
apologies to: Lee Westwood, Ross McGowan
Denkfehler des Jahres
Als Tiger Woods bei der PGA Champion nach der zweiten Runde in Führung lag, beschloss der irische Wettanbieter Paddy Golf, dass damit der Sieg schon beschlossene Sache war und zahlte allen Kunden, die auf einen Sieg Woods gesetzt hatten, ihren Gewinn aus: insgesamt 1,5 Millionen Euro.
apologies to: Andres Romero, der bei der Zurich Classic disqualifiziert wurde, weil er einenv Strafschlag vergaß
Aussetzer des Jahres
Über die unsportlichen Driverweitwurf-Einlagen von Tiger Woods wurde schon viel berichtet, ein anderer Heißsporn kam bisher jedoch recht ungescholten in der Presse davon. Erst trat Rory McIlroy beim Masters wütend in den Sand, als er einen Ball nicht aus dem Bunker bekam – und wurde nicht disqualifiziert, weil er nach eigener Aussage nur seine Spur eingeebnet hätte. Dann hämmerte er bei der Dubai World Championship aus Wut sein Wedge in eine Werbebande. Die gab nach und Rory verbrachte eine gute Minute damit, seinen Schläger aus dem geschlagenen Loch zu befreien.
apologies to: Tiger Woods
Nervensäge des Jahres
Erst wurde Colin Montgomerie unfreiwillig vom Schotten Sandy Lyle in eine Schlammschlacht über die Wahl des Ryder-Cup-Kapitäns verwickelt, dann verscherzte sich Monty die Sympathien mit einigen Spielern, die er nächstes Jahr dringend in Celtic Manor braucht. Weil einige Europäer keine Lust auf die Teilnahme am Vergleich Großbritannien & Irland vs. Kontinentaleuropa hatte, zählte er Spieler wie Ian Poulter öffentlich aus. Wenn das so weiter geht, wird Nick Faldo bald nicht mehr der unbeliebteste Ryder-Cup-Kapitän sein. Bernhard Langer, bitte übernehmen Sie wieder.
apologies to: Robert Allenby, Sandy Lyle
Golfnation des Jahres
Als schlafender Riese wird ja gemeinhin China bezeichnet, aber im Golfsport war es wohl eher Südkorea. In diesem Jahr ist das asiatische Land erwacht. Nicht nur, weil YE Yang die PGA Championship gewann, sondern vor allem wegen der Ereignisse auf der LPGA Tour. Dort gewann Jiyai Shin als Rookie die Geldrangliste, und unter den Top 15 waren insgesamt 5 1/2 Damen (Michelle Wie mitgezählt) aus Südkorea.
apologies to: England, das 6 Spieler in den Top 10 des Race to Dubai hatte
Einbruch des Jahres
Keinen einzigen Sieg hatte Alex Cejka auf der PGA Tour zu verzeichnen, als er zur Players Championship nach Sawgrass kam. Am Finaltag stand er plötzlich mit 5 Schlägen Vorsprung auf ein Weltklassefeld auf dem Leaderboard und hatte keinen Geringeren als Tiger Woods in seinem Schlussflight. Ob es die ungewohnte Ausgangslage war, die Unruhe, die Tiger Woods Fans in die Gruppe brachten, oder ob er einfach nur einen schlechten Tag hatte: Alex spielte 6 über Par auf den ersten 8 Löchern und schoss sich aus dem Geschäft. Am Ende war es eine 79 und der Absturz von Platz 1 auf Platz 9 – dabei hatte Tiger mit einer 73 auch nicht seinen besten Tag erwischt.
apologies to: Kenny Perry (Masters), Tiger Woods (PGA Championship)
Linksgolfer-Imitation des Jahres
Es war wahrlich kein gutes Jahr für John Daly, der mit dem Einsetzen eines Magenbandes nicht nur Gewicht, sondern auch seine Form verlor. Den Tiefpunkt erlebte er bei der Buick Open, wo er auf den Back 9 sage und schreibe 15 über Par spielte. Da hätte Herr Daly auch mich ins Rennen schicken können.
apologies to: Padraig Harringtons Einbrüche bei der Bridgestone Invitational und bei der PGA Championship
Langweiler des Jahres
Um in den Ryder-Cup-freien Jahren auch einen Team-Wettbewerb zu haben, duellieren sich die US-Golfer mit dem nicht-europäischen Ausland im Presidents Cup. Die Emotionen sind dabei nicht zu vergleichen mit dem Ryder Cup, wohl auch weil der Ausgang immer gleich ist: Die Amerikaner gewinnen – haushoch.
apologies to: Vivendi Trophy
Fehlurteil des Jahres:
Vielleicht war Greg Norman von seinen privaten Problemen abgelenkt, vielleicht wurde er von seinem Patriotismus geritten, aber als der Australier entschied, seinen Landsmann Adam Scott als Captain’s Pick zum Presidents Cup mitzunehmen, war die Verwunderung allenthalben groß. Gelang es Ian Poulter beim Ryder Cup seine umstrittene Nominierung durch Leistung zu rechtfertigen, so machte Adam Scott genau das, was erwartet wurde: er erzielte die wenigsten Punkte fürs internationale Team.
apologies to: Das irische Verfassungsgericht, das entschied, dass Portmarnock weiterhin weibliche Mitglieder ausschließen darf