Sucht man nach Golfmöglichkeiten in der Costa Brava, würde man um Gualta vermutlich erst einmal einen großen Bogen machen. Wer will schon ein 1711 Meter langes Par 54 spielen? Und doch: Wenn man dann auf der Anlage steht, stellt man sich nur noch eine Frage: Warum zum Teufel gibt es davon nicht mehr in Deutschland? Denn das Konzept des Pitch & Putt Gualta ist ideal, um Menschen vom Kind bis zum Greis zum Golfsport zu locken.
Für alle, die mit den Termini Pitch und Putt nicht vertraut sind: Dabei handelt es sich um eine andere Form von Mini-Golf. Bereits in den 1940er Jahren entstand in Irland die Sportart, bei der die 18 Löcher maximal je 70 Meter und insgesamt höchstens 1000 Meter lang sein dürfen, und statt 14 Schlägern nur zwei – ein Wedge und ein Putter – im Bag sind. 1990 brachte der Ire Martin Whitelaw den Sport nach Katalonien und gründete das Solius Golf Centre. Seither hat sich Pitch and Putt in Spanien rasant verbreitet, ist mittlerweile als eigene Sportart anerkannt und besitzt ein eigenes Handicap-System. Gut möglich deshalb, dass man deshalb auf jemanden trifft, der beim Golf ein Handicap von 8 besitzt, beim Pitch and Putt aber eines von 13 und vice versa. Und um die Verwirrung perfekt zu machen, gibt es in Gualta auch gleich zwei Pitch-and-Putt-Systeme. Man kann a) nach europäischen Regeln spielen, wo kein Loch länger als 80 Meter ist, der Platz nicht 1200 Meter überschreiten soll und man nur drei Schläger mitführen darf oder b) nach katalonischen Regeln, wo die Löcher zwischen 40 und 120 Meter lang sind, der Platz 1600 Meter und bis zu sieben Schläger erlaubt sind.
Zyniker mögen dies vielleicht als Kindergolfplatz müde belächeln. Denen sei jedoch gesagt, dass etliche spanische Top-Amateure und sogar der niederländische European-Tour-Profi Joost Luiten gern gesehene Gäste in Gualta sind. Die kommen allerdings natürlich nicht nur wegen der 18 kurzen Löcher, sondern vor allem wegen der exzellenten Übungsanlagen – allen voran einer mit allen technischen Schikanen wie Trackman ausgestatteten Driving-Range, die auch für lange Drives ausgelegt ist. Der Platz selber ist kurz, aber beileibe kein Spaziergang. Die ersten neun Bahnen führen durch schmale Waldschneisen, die zweiten neun sind offener, dafür aber mit mehr Wasser durchsetzt. Die größte Schwierigkeit stellen dabei die kleinen Grüns dar, die von biestigem Rough umgeben sind und ein Up-and-Down zur kleinen Herausforderung machen. Auch die Abschläge bedeuten eine Umgewöhnung, da aufgrund des hohen Volumens an Runden von Matten abgeschlagen wird. Entsprechend niedrig fällt die Wertung für den Platz aus, doch rein nach dem Spaßfaktor ist Gualta mindestens eine 6. In gut zwei Stunden hat man seine 18 Löcher durchgespielt und kann danach noch einige andere Attraktionen der Freizeit-Anlage nutzen. Denn auf der anderen Seite der Straße kann man E-Bikes mieten, Miniquad fahren, Segwaytouren buchen oder Outdoor-Lasertag spielen. Eben ein Spaß für die ganze Familie. So und nicht anders kann man ganz besonders Kinder ganz leicht für den Golfsport begeistern.
Gespielt am: 22.10.2015
Disclaimer: Dieser Bericht entstand im Rahmen einer Einladung. Greenfee, Anreise und Unterkunft wurden gestellt.