Week in Review 13/10

Gentleman Kaymer
Nach der ganzen Affäre um Tiger Woods könnte man meinen, Golfprofis besitzen ihr Handy nur um anzügliche Textnachrichten an ihre Geliebten zu schicken. Martin Kaymer beweist das Gegenteil. Gleich nach seiner finalen Runde in Valderrama, als feststand, dass er keinen der ersten beiden Plätze belegen würde, schnappte sich Kaymer sein Handy und schickte Lee Westwood eine SMS, in der er ihm zur Führung in der Weltrangliste gratulierte. Der Engländer zeigte sich beeindruckt von der Sportlichkeit seines Ryder-Cup-Kollegen und sagte “Das hat mir viel bedeutet”. Die zweite gute Nachricht für Westwood: Wenn er die Höflichkeit zurückzahlen will, kann er sich die hohen Roaming-Kosten sparen. Nachdem Kaymer ihm bei der HSBC Champions in der kommenden Woche den Hintern versohlt hat, braucht Lee in der Umkleidekabine nur kurz zu Martin rübergehen.

Adventures in Regelkunde oder: Wie aus einer 71 eine 97 wird
Einen schönen bezahlten Urlaubs-Trip durften 20 weibliche und männliche Profi-Golfer nach Südchina unternehmen. Bei der Mission Hills Star Trophy erhielt der Sieger dieses Jux-Events sage und schreibe 1,28 Millionen US-Dollar. Den großen Preis sackte ausgerechnet die eigentlich in Rente gegangene Lorena Ochoa ein – allerdings nur dank kräftiger Mithilfe ihrer männlichen Kollegen, die angesichts von Stars wie Catherine Zeta-Jones offensichtlich den Kopf verloren. Nick Faldo dachte, er sei im Stableford-Turnier und hob den Ball auf dem Grün auf, nachdem sein Pro-Am-Partner eingelocht hatte. Er wurde disqualifiziert. Colin Montgomerie vergaß wie einst Dustin Johnson die Platzregeln zu lesen und ließ seinen Caddie eine Werbetafel entfernen, die als unbewegliches Hemmnis deklariert war. Die zwei Strafschläge fehlten ihm am Ende zum Playoff. Den Vogel schoss allerdings Ryuiji Imada ab, der vergaß auf welchem Kontinent er sich befand. Beim Besserlegen wählte er wie von der PGA Tour gewohnt eine Schlägerlänge. Erlaubt ist auf der Asian und European Tour aber nur eine Scorekarte von der Lage des Balls entfernt. Als das Vergehen auffiel, konnte sich Imada nicht mehr erinnern wie oft er es begangen hatte. Er schätzte 13 Mal und bekam dafür 26 Strafschläge aufgebrummt, die ihn aus der ersten an die letzte Position katapultierten. Imadas Kommentar: “Ich bin ein Idiot.” Dem ist nichts hinzuzufügen.

Spucke knackt Jackpot
Als erster Qualifikant seit sechs Jahren gewann Rod Spittle ein Turnier auf der Champions Tour. Nachdem sich der Kanadier am Montag einen Startplatz in der AT&T Championship erkämpft hatte (selbst mit einer Tourkarte kommen zahlreiche Spieler nicht um dieses Martyrium herum), besiegte er Jeff Sluman am ersten Playoff-Loch für den größten Preisgeldscheck seiner Karriere, 262.500 Dollar. Es war erst das fünfte Turnier in das der 55-Jährige, der bis vor sechs Jahren noch Versicherungen verkaufte, in dieser Saison hereingerutscht ist. Eine bemerkenswerte Leistung erzielte auch Hale Irwin. In der ersten Runde spielte er sein Alter: eine 65.

Q-School-Report – Teil II
Die erste Runde der PGA Tour Q-School ist abgeschlossen und in den letzten acht Turnieren haben sich wieder einige bekannte Namen qualifiziert – oder auch nicht. Erfreulich vor allem das Weiterkommen von Jaxon Brigman. 1999 verpasste er die PGA Tour um einen Schlag nachdem sein Mitspieler an einem Loch eine zu hohe Schlagzahl eingetragen hatte. Souverän weiter als Sieger ihrer Turniere sind der ehemalige British Amateur Champion Drew Weaver sowie Jay Haas Jr., der Papa Jay und Bruder Bill auf die PGA Tour folgen will. Ein anderes Brüder-Duo wird auseinandergerissen. Während Daniel Summerhays sich über die Nationwide Tour bereits qualifizierte, flog Boyd Summerhays in der ersten Runde der Q-School raus. Ein Schicksal, dass er mit Camilos Bruder Manuel Villegas sowie den European-Tour-Spielern Anton Haig und Maarten Lafeeber teilt. Ebenfalls vorzeitig raus sind Arnold Palmers Enkel Sam Saunders, Pat Perez’ Bruder Mike Perez, Casey Wittenberg (2004 Lowest Amateur beim Masters als 13.), Trevor Murphy, der dieses Jahr mit einer 56 bei einem Pro-Am Schlagzeilen machte und Derek Gillespie, ehemaliger Sieger der Golf-Reality-Show “The Big Break”.
Weiter von der PGA Tour träumen der doppelte Herztransplantat-Empfänger Erik Compton, der niederländische Ex-Amateur-Champion Reinier Saxton, die ehemaligen PGA-Tour-Spieler Ryan Armour und Derek Fathauer sowie der ehemals als Wunderkind gefeierte Tony Finau. Sie alle müssen sich ab 16. November in der zweiten Runde bewähren.

Die Aufsteiger in die erste Liga
Sowohl die Challenge Tour als auch die Nationwide Tour haben am Wochenende ihre Saison beendet und die Tourkarten für den großen Bruder verteilt. 25 Spieler der Nationwide und 20 Spieler der Challenge Tour hoffen von nun an auf Ruhm, Ehre und natürlich das große Geld. So wie die Gewinner der letzten Saison. Michael Sim spielte auf der PGA Tour mehr als eine Million Dollar ein, während Edoardo Molinari es sogar bis zum Ryder Cup schaffte. Ähnliches wollen auch der Spanier Alvaro Velasco und Jamie Lovemark erreichen, der zu seinem Nationwide-Titel auch gleich eine Einladung zur Players Championship kassierte. Eine automatische Garantie für Erfolg ist es allerdings nicht. Von den Challenge-Tour-Qualifikanten 2009 werden neun nach nur einer Saison ihre Karte wieder abgeben müssen, nach derzeitigem Stand schaffen es aber immerhin 5 zum Race to Dubai. Auf der PGA Tour sieht es sogar noch schlechter aus. 17 der 25 Qualifikanten, oder 68%, konnten ihre Karte nicht halten.

Alles Gute Schwarzer Ritter
Am heutigen Montag feiert der Südafrikaner Gary Player seinen 75.Geburtstag. Der Fitness-Fanatiker, der auch im gesetzten Alter noch 1000 Situps am Tag macht, ist eine der beeindruckendsten Figuren der Golf-Historie. Anlässlich seines Ehrentages wurde er von golf.com zu allen möglichen Aspekten des Golfsports gefragt. Auf Martin Kaymer angesprochen, geriet er ins Schwärmen über die phänomenale Einstellung und die Manieren des Deutschen. Vor allem aber über eines:

“Ich mag, dass er sich jeden Tag rasiert.”

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