Sorry seems to be the hardest word
Nachdem die Amerikaner den größten Ryder-Cup-Vorsprung ihrer Geschichte aus der Hand gaben, gab es viele Schuldzuweisungen in den Medien: Steve Stricker, Jim Furyk und Davis Love III bekamen den Großteil der Schuld ab. Und natürlich ging auch an Tiger Woods der Kelch nicht vorüber. Doch augenscheinlich brauchte es die Kritik von außen gar nicht. Noch in der Nacht der Niederlage versammelte Woods nach Medienberichten die vier Rookies des amerikanisches Teams um sich und entschuldigte sich bei ihnen persönlich, dass er nicht mehr Punkte für das Team beitragen konnte. Da sage noch mal einer den Amis wäre der Ryder Cup schnuppe.
Titel-Quartett
Drei Titel hatte Branden Grace dieses Jahr schon auf der European Tour gesammelt, doch gegen viele von ihnen konnte man etwas einwenden. Die Joburg Open war schwach besetzt, die Volvo Golf Champions hatten ein sehr kleines Feld. Die China Open schien ein halbwegs legitimer Sieg zu sein, aber spätestens mit seinem Sieg bei der Dunhill Links Championship, eines der bestbesetzten Turniere der European Tour, sollte der Südafrikaner auch den letzten Zweifel an seiner Leistungsfähigkeit ausgeräumt haben. Grace ist damit der erste Spieler seit Martin Kaymer, der vier Turniere in einer Saison für sich entscheiden konnte. Mit dem Deutschen teilt sich Grace auch den siebten Platz in der Liste der Spieler, die die wenigsten Starts für vier European-Tour-Siege brauchten: 70. Unangefochten an der Spitze dieses Rankings liegt Tiger Woods mit 15.
Luck of the Draw
Wenn ein Turnier auf drei verschiedenen Plätzen ausgetragen wird, gibt es immer leichte Wettbewerbsverzerrungen. Wer den schwersten Platz bei schwierigen Wetterbedingungen spielen muss, ist automatisch im Nachteil. So ist auch die Dunhill Links Championship in jedem Jahr eine kleine Lotterie. Gemessen an den durchschnittlichen Ergebnissen (was nicht immer repräsentativ ist, aber ein guter Anhaltspunkt) hatten die besten Siegchancen Spieler, die die ersten drei Runden in der Reihenfolge St. Andrews (68.79) – Carnoustie (72.00) – Kingsbarns (70.27) spielen durften (wie der Zweite Thorbjörn Olesen und der Dritte Alex Noren). Die Arschkarte hatten Spieler gezogen, die Carnoustie (72.95) – Kingsbarns (71.25) – St. Andrews (70.37) spielen mussten (wie fast alle Stars des Turniers incl. Martin Kaymer). Der Unterschied zwischen diesen beiden Extremen war allerdings beileibe nicht turnierentscheidend, lag er dann doch insgesamt auch nur bei dreieinhalb Schlägen. Der Beste mit dem schwierigen Draw, Steve Webster, wäre statt 12. am Ende 4. geworden wenn man ihm die Schläge geschenkt hätte, Martin Kaymer wäre um Platz 20 statt auf Rang 34 eingekommen.
The Daly Show
Man kann von John Daly halten was man will, aber der Mann produziert Geschichten. Nach der zweiten Runde der Shiriners Open sah es für den zweifachen Major-Sieger ganz so aus als könne er zum ersten Mal seit Urzeiten wieder eine reguläre PGA-Tour-Karte bekommen. Eine 63, die zweitbeste Runde seiner PGA-Tour-Karriere nach einer 62 in der zweiten Runde der Invensys Classic at Las Vegas 2001, hatte Daly auf Platz 5 katapultiert und virtuell in die Top 125 der Moneyliste. Dann kam die dritte Runde und Daly machte seinen 63. Schlag als er auf Loch 13 (!) den Abschlag spielte. Am Ende stand für ihn eine 86 zu Buche. Die 23 Schläge Unterschied zwischen den beiden Runden könnten dabei ein bizarrer Rekord für die PGA Tour sein. Für Daly bedeutete dies, dass er nach der zweitbesten Runde seiner Karriere die sechstschlechteste seiner Karriere folgen ließ. Schlechter war er lediglich in der zweiten Runde der Open 2008 (89), in Runde zwei der Buick Open 2009 (88), als Amateur in der ersten Runde der U.S. Open 1986 (88), in der zweiten Runde der Wachovia Championship 2007 (87) und in der Schlussrunde des Bay Hill Invitational 2000 (87).
Hit and Hope
Mit 50 Metern kennt Michael Phelps sich aus: so lang sind die Bahnen, die der Rekord-Olympiasieger für gewöhnlich durch das Schwimmbecken zieht. Jetzt stelle man sich vor, über diese Länge müsste man einen Putt einlochen. Unmöglich, oder? Doch genau das gelang Phelps bei der Dunhill Links Championship: ein 50-Meter-Putt mit etlichen Breaks, der mitten im Loch einschlug. Allerdings hat Phelps auch schon während seiner Schwimmkarriere intensiv das putten geübt.
http://youtu.be/q9YzQ8biVqM
Langer Atem
Bernhard Langer ist nicht zu stoppen. Nach einer für seine Verhältnisse ungewöhnlich langen Durststrecke zu Beginn des Jahres holte der Senior bei der SAS Championship seinen zweiten Titel des Jahres. Mit einer überragenden 63er-Schlussrunde – drei Schläge weniger als der nächstbeste – katapultierte sich der Deutsche noch von Platz 15 an die Spitze. Unter Abwesenheit von Tom Lehman übernahm Langer damit sowohl die Spitzenposition in der Wertung um den Charles Schwab Cup als auch in der Geldrangliste. Sollte er diesen Platz bis zum Ende der Saison halten, wäre Langer der erste Spieler in der Geschichte der Champions Tour, der die Geldrangliste vier Mal gewann – derzeit teilt sich Langer noch den Rekord mit Hale Irwin und Don January. Insgesamt war es der 16. Erfolg für Langer auf dem Seniorenzirkus, was ihn in der ewigen Bestenliste auf Platz 15 vorrücken lässt. In der ewigen Geldrangliste liegt der 55-Jährige mit 9,7 Millionen Dollar auf Platz 17. Allerdings ist der an der Spitze liegende Hale Irwin unerreichbar: er erspielte im Lauf seiner langen Karriere bis dato 26,6 Millionen Dollar.
Siegende Bauten
Ist es eine Tankstelle aus den 60ern? Ist es ein Carport? Ist es ein Gewächshaus? Nein, es ist das Clubhaus für den Olympischen Golfkurs von Rio de Janeiro. 57 Projekte von jungen brasilianischen Architekten konkurrierten um den mit 12.000 US-Dollar prämierten Zuschlag, am Ende siegten zwei Pedros, Pedro Évora und Pedro Rivera aus Rio de Janeiro.
Ryder-Cup-Misstimmung
Martin Kaymer hat mit seinem entscheidenden Putt nicht nur den Ryder Cup für Europa gewonnen, er hat auch das Ansehen von José-Maria Olazábal gerettet. Denn wäre der Pokal in den USA geblieben, würde der Spanier heute vermutlich in einem Atemzug mit Nick Faldo als einer der schlechtesten Ryder-Cup-Kapitäne genannt. So blieb Peter Hansons Kritik eine kaum beachtete Randgeschichte. Der Schwede, der frisch mit einem European-Tour-Sieg ausgestattet nach Medinah kam, wurde nach nur einem Auftritt von Olazábal ausgemustert – offensichtlich ohne zuvor darüber informiert zu werden. Fest davon ausgehend, am Samstag zu spielen, hatte er bereits einige Löcher gespielt und war mitten in seinen finalen Vorbereitungen, als er erfuhr, dass er doch nicht berücksichtigt wird. “Man ist Teil eines Teams und als ich 20 Minuten vor dem Abschlag informiert wurde, wurde ich sauer. Aber man will nicht, dass die eigenen Gefühle die anderen beeinflusen”, erzählte Hanson am Rande der Dunhill Links Championship – und deutete an, dass diese Behandlung seine Leistung im Einzel beeinflusst hat. Hätte Europa dieser Punkt am Ende gefehlt, wäre Olazábal noch heute unter Dauerbeschuss. Aber Geschichte wird bekanntlich von Siegern geschrieben.
The Prestige
Die European Tour hat sich wieder eine nette virale Marketing-Kampagne ausgedacht. Dieses Mal mit magischer Hilfe.
(via geoffshackelford.com)